zum Hauptinhalt
Bis dann: Martin Hermannsson verlässt Alba Berlin.

© Bernd König/Imago

Lammers kommt, Hermannsson geht: Bei Alba Berlin ist wieder Zeit für die Propheten

Martin Hermannsson verlässt Alba, dafür ist mit Ben Lammers ein neuer Center da. Beim Doublesieger ist ein personeller Umbruch im Gange – doch wie weit geht er?

Das Transfergerücht braucht eine Plattform, und im Basketball heißt diese Plattform Twitter. Hier sind sie unterwegs, die bestens vernetzten Gurus und Mitwisser, die Kenner der europäischen Basketballszene, deren Kontakte zu den Agenten und Klubverantwortlichen noch bis in die dritte slowenische Liga reichen. Hier teilen sie ihr kostbares Wissen, jonglieren mit den Namen von Spielern und Klubs, verbreiten exklusive Neuigkeiten – oder eben irgendwelche wilden Spekulationen.

Nicht mit Himar Ojeda. Als vor ein paar Tagen einer der Twitter-Propheten behauptete, Luke Sikma befinde sich in fortgeschrittenen Gesprächen mit Zenit St. Petersburg, kommentierte Alba Berlins Sportdirektor das mit einem schnöden: „Nah, I don’t think so“ – natürlich medienkompetent und plattformgerecht in Bewegtbildform als Gif.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der betreffende Twitter-Prophet empfand das als respektlos – er hatte das Ganze ja schließlich auf einer israelischen Website gelesen – und forderte Ojeda auf, den Tweet zu löschen. Ojeda widersprach freundlich, aber bestimmt. Gelöscht ist nun der Account des Twitter-Propheten.

Nun ja, es geht jedenfalls rund auf Twitter. Und es stammen ja auch nicht alle Informationen von dubiosen Hellsehern, die sich in ihren Internetforen für kundiger halten als die Klubverantwortlichen selbst. Der 24-jährige Center Ben Lammers wurde etwa bereits als Nachfolger von Landry Nnoko gehandelt, noch bevor dessen Wechsel zu Roter Stern Belgrad überhaupt feststand.

Am Freitag machten die Berliner die Verpflichtung des 2,08 Meter großen Lammers nun offiziell. Der US-Amerikaner kommt vom spanischen Erstligisten Bilbao Basket, wo er nach der Zeit am College seine ersten beiden Profijahre verbracht und sich vor allem einen Namen als athletische Sprungfeder unter dem Korb gemacht hat. Seine knapp zwei Blocks pro Spiel waren in der vergangenen Saison Bestwert in Spanien. Bei Alba unterschreibt er nun für drei Jahre.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

„Wir sind überzeugt, dass noch mehr in ihm steckt und dass er ein kompletter Euroleague-Spieler werden kann“, wird Ojeda in der betreffenden Vereinsmeldung zitiert. Und Lammers selbst lässt mitteilen: „Albas Trainerstab ist dafür bekannt, Spieler gut zu entwickeln, und ich hoffe, dadurch in den kommenden Jahren ein besserer Spieler zu werden.“

Neu unterm Korb: Ben Lammers (Mitte) hat bei Alba Berlin für drei Jahre unterschrieben.
Neu unterm Korb: Ben Lammers (Mitte) hat bei Alba Berlin für drei Jahre unterschrieben.

© Edu del Fresno/Imago

Wohlgemerkt: „Albas Trainerstab“. Diese etwas unpersönliche Formulierung ist derzeit noch nötig, weil sich Coach Aito Garcia Reneses bislang nicht entschieden hat, ob er noch ein weiteres Jahr in Berlin bleibt. „Er kann so lange bei uns bleiben, wie er will“, hat Albas Geschäftsführer Marco Baldi bereits nach dem Gewinn des Meistertitels vor knapp zwei Wochen gesagt. Und eine Frist gibt es für den 73-jährigen Trainergranden ohnehin nicht.

Bis zum Saisonstart ist ja auch noch ein wenig Zeit. Die Euroleague würde zwar gerne ab dem 1. Oktober wieder spielen, aber ob das tatsächlich realistisch ist, kann bislang noch niemand sagen. Die Basketball-Bundesliga plant da schon etwas konservativer und hat den Start nun für den 6. November angesetzt. Die Saison soll dann möglichst schon mit Publikum in den Arenen beginnen und bis 15. Juni enden, damit es keine Terminprobleme hinsichtlich der Olympischen Spiele gibt.

Der Meistertrainer: Ob Aito Garcia Reneses in Berlin bleibt, ist noch nicht sicher.
Der Meistertrainer: Ob Aito Garcia Reneses in Berlin bleibt, ist noch nicht sicher.

© BBL-Foto/Imago

Vorher soll es aber noch einen „modifizierten und erweiterten“ Pokalwettbewerb geben, der bereits Mitte Oktober startet und noch vor dem Ligabeginn Anfang November komplett abgeschlossen ist. Frankfurts Geschäftsführer Gunnar Wöbke hält etwa einen Modus für möglich, bei dem jeweils vier Teams an vier Standorten Gruppenspiele austragen, ehe es in die K.o.-Phase geht – eine Art Finalturnier light.

Alba Berlins Abgänge im Sommer 2020

  • Martin Hermannsson (Aufbau; Valencia BC, Spanien)
  • Makai Mason (Aufbau; Basquet Manresa, Spanien)
  • Rokas Giedraitis (Flügel; Baskonia Vitoria-Gasteiz, Spanien)
  • Landry Nnoko (Center; Roter Stern Belgrad, Serbien)

Bis es so weit ist, wird sich aber in Albas Kader noch einiges tun. Nach den Abgängen von Nnoko, Rokas Giedraitis und Makai Mason mussten die Berliner am Freitag dann auch den endgültigen Abschied von Martin Hermannsson verkraften. Den Aufbauspieler hätte Alba liebend gerne gehalten, den ausgelaufenen Vertrag wollte der Klub um drei Jahre verlängern.

Hermannsson hat nun jedoch für zwei Spielzeiten in Valencia unterschrieben, wie der spanische Klub bekanntgab, und wird dann Teamkollege des früheren NBA-Stars und Bayern-Profis Derrick Williams werden, der sich dort ebenfalls kürzlich anheuern ließ. Mit dem spanischen Supermarkt-Milliardär Juan Roig im Rücken sitzt das Geld in Valencia offenbar auch in der Coronakrise noch recht locker, genau wie bei vielen anderen internationalen Euroleague-Klubs, die gerade munter an ihren Superteams schrauben.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Nicht einmal Bayern München scheint da mithalten zu können und muss nun aller Voraussicht nach Nationalspieler Danilo Barthel zu Fenerbahce Istanbul ziehen lassen. Und Alba ist in diesen Dimensionen ohnehin nicht unterwegs. So wird es nach dem Doublegewinn nun einen kleinen Umbruch im Team geben.

Alba Berlins Zugänge im Sommer 2020

  • Simone Fontecchio (Flügel; Pallacanestro Reggiana, Italien)
  • Ben Lammers (Center; Bilbao Basket, Spanien)

Mehr wissen hier natürlich schon die Spezialisten auf Twitter: Von Hapoel Jerusalem soll Aufbauspieler Tamir Blatt nach Berlin kommen und für drei Jahre unterschreiben – eventuell könnte er aber noch für ein Jahr Leihe in Israel bleiben. Und die Verpflichtung von Nationalspieler Louis Olinde, der aktuell wohl begehrteste junge deutsche Spieler auf dem Markt, soll dem Fachmagazin „Big“ zufolge ebenfalls beschlossene Sache sein.

Außerdem verkündete die „Big“ am Donnerstagabend, dass Tim Schneider seinen Vertrag bei Alba verlängern würde, während Kenneth Ogbe bereits auf dem Weg nach Braunschweig sei. Nur ein paar Stunden später musste die „Big“ dann aber doch noch mal auf Twitter ran: „Berichtigung & Update“, hieß es da: „Ogbe-Wechsel doch noch nicht fix.“ Es ist aber auch wirklich verflixt mit diesen Transfergerüchten.

Leonard Brandbeck

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false