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Begnadeter Bodenkämpfer. Johan Koch hatte großen Anteil daran, dass die Füchse Berlin zuletzt fünf Pflichtspiele in Folge – darunter das Finale um den EHF-Cup – für sich entschieden. Der dänische Kreisläufer spielte nicht nur da groß auf.

© picture alliance / Axel Heimken/

Kreisläufer der Füchse Berlin: Johan Koch: Herr der Ringer

Johan Koch kam im Winter als Notlösung zu den Füchsen Berlin. Nach überzeugenden Leistungen denkt der Klub über eine Weiterbeschäftigung nach.

Johan Koch sackte zusammen und hämmerte vor Schmerz mit den Fäusten auf den Hallenboden. Muss ein ziemlich übler Schlag gewesen sein, der den Kreisläufer der Füchse Berlin am Sonntag im Endspiel um den EHF-Cup kurzzeitig außer Gefecht setzte. Wie intensiv der vorangegangene Zweikampf war, zeigte allein die Tatsache, dass Kochs Trikot nicht mehr seinen muskulösen Körper bedeckte, sondern irgendwo über dem Kopf baumelte. Sichtfeld? Gleich null.

Es war eine typische Szene für Johan Koch. Wenn der 27-jährige Däne aus Svendborg auf dem Handballfeld im Einsatz ist, muss sein Trikot regelmäßig Zerreißproben bestehen. Als Kreisläufer treibt sich Koch von Positions wegen im gegnerischen Mittelblock herum, also dort, wo es bisweilen griechisch-römisch zur Sache geht, wo die ganz schweren Jungs im Infight um jeden Zentimeter ringen. Wo Schläge in die Rippen oder die Magengrube lauern. Auch am Donnerstag, im Heimspiel gegen den Abstiegskandidaten TuS Nettelstedt-Lübbecke (19 Uhr, Max-Schmeling-Halle und live bei Sky), werden sie beim frisch gekürten Europapokalsieger wieder auf Kochs Fähigkeiten vertrauen.

Ganz formell ist das Match gegen die Westfalen Kochs drittletzter Einsatz im Trikot der Füchse Berlin. Nach gerade einmal sechs Monaten in Berlin laufen seine Arbeitspapiere im Sommer aus. Zuletzt hat Koch allerdings derart überzeugen können, dass Füchse-Manager Bob Hanning ernsthaft darüber nachdenkt, ihn mit einem neuen Vertrag über die Saison 2017/18 hinaus auszustatten.

Kochs Geschichte erinnert an die von Petar Nenadic

Dabei war Koch zum Zeitpunkt seiner Verpflichtung eine klassische Notlösung für den Handball-Bundesligisten. Als sich der Spanier Ignacio Plaza Jimenez zum Ende der Hinrunde verletzte, musste kurzfristig adäquater Ersatz her. Also streckte Manager Hanning seine Fühler aus – und wurde beim Schweizer Serienmeister fündig, den Kadetten Schaffhausen. Zuvor hatte Koch unter anderem für den schwedischen Verein IFK Kristianstad und den damaligen Bundesligisten TV Emsdetten gespielt. Dass der Däne außerordentlich gute Deutschkenntnisse vorweisen konnte, machte seine Integration wesentlich leichter und war ein nicht zu unterschätzendes Kriterium bei seiner Verpflichtung.

Ein bisschen erinnert Kochs Geschichte an die von Petar Nenadic. Auch der Serbe kam einst als Lückenfüller zu den Füchsen, nachdem sich der langjährige Spielmacher Bartlomiej Jaszka die Schulter zertrümmert hatte. Dreieinhalb Jahre später verließ Nenadic die Berliner als Bundesliga-Torschützenkönig und wechselte zum dauerhaften Champions-League-Anwärter KC Veszprem; obendrein brachte er den Füchsen die für Handball-Verhältnisse astronomische Ablösesumme von 500 000 Euro ein.

Petkovic steht auf Mentalitässpieler

Diesen Status hat Koch zwar noch nicht erreicht, trotzdem ist seine sportliche Entwicklung erstaunlich. In den Spitzenspielen gegen die Rhein-Neckar Löwen und Hannover war er einer der auffälligsten Akteure, ihm gelangen jeweils sechs Treffer bei sechs Wurfversuchen. Beim Final Four in Magdeburg steuerte er im Halbfinale und im Endspiel jeweils drei Tore zum Europapokalsieg bei; ganz zu schweigen von den zahlreichen Siebenmetern, die Koch – 1,90 Meter groß, 110 Kilogramm schwer – am Kreis im wahrsten Sinne des Wortes errang. Er war, das kann man zweifelsfrei behaupten, in den letzten zwei, drei Wochen eine zentrale Figur im Berliner Kader.

Zu Beginn der Rückrunde, Koch war gerade nach Deutschland gewechselt, hörte und fühlte sich das noch ganz anders an. „Ich musste nicht lange überlegen, als die Anfrage kam, weil ich sowieso zurück in die Bundesliga wollte“, erzählte der Däne damals. „Ich bin heiß und will das halbe Jahr hier nutzen“, ergänzte Koch. Das ist ihm gelungen.

Für die nächste Saison ist allerdings erhöhte Konkurrenz ist Sicht, weil Mijaljo Marsenic vom aktuellen Champions-League-Sieger Vardar Skopje zu den Füchsen wechselt. Damit ist die Planstelle am Kreis mit Erik Schmidt, Koch und Marsenic im Grunde übererfüllt. Trainer Velimir Petkovic hat aber bereits durchblicken lassen, dass ihn dieser Umstand überhaupt nicht stören würde. Petkovic steht eben auf Mentalitässpieler, auf Spieler wie Johan Koch.

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