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Wieder dran. Niklas Stark (links) kam nur in den ersten beiden Spielen unter Jürgen Klinsmann zum Einsatz. Gegen Wolfsburg kehrt er in die Startelf zurück. Foto: Contrast/Imago

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Konkurrenzkampf bei Hertha BSC: Vier Verteidiger und der Härtefall Niklas Stark

Erstmals seit sieben Wochen könnte Niklas Stark in Wolfsburg wieder für Hertha zum Einsatz kommen. Dafür muss Jürgen Klinsmann einen anderen Ausfall verkraften.

Davie Selke war ehrlich überrascht. „Seit wann gilt das?“, fragte er. „Das habe ich nicht mitbekommen.“ Und offenbar war er nicht der einzige Spieler von Hertha BSC, an dem die Nachricht vorbeigegangen war, dass sich in der Fußball-Bundesliga etwas Wichtiges geändert hat.

Wer meckert, den Schiedsrichter offensiv angeht oder der Bildung eines Rudels Vorschub leistet, muss mit einer Strafe nicht unter einer Gelben Karte rechnen. Beim Rückrundenauftakt gegen die Bayern erwischte es gleich zwei Spieler von Hertha BSC. Davie Selke, der Stürmer, war nicht darunter. Dafür Innenverteidiger Dedryck Boyata. Und das hat Folgen.

Rotation in der Innenverteidigung

Boyata fehlt den Berlinern an diesem Samstag (15.30 Uhr, live bei Sky) im Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg, weil die Gelbe Karte vom vergangenen Sonntag seine fünfte war in dieser Saison. Trainer Jürgen Klinsmann muss also auf den Spieler verzichten, den er zu den besten Innenverteidiger Europas zählt. „Bei Dedryck siehst du eine Spielerpersönlichkeit“, sagt Klinsmann. „Er ist auf dem Platz ein Leader und für diese Mannschaft enorm wichtig.“

Dass Herthas Trainer trotzdem nicht in Wehklagen ausbricht, liegt weniger an der Harmlosigkeit der Wolfsburger, die in 18 Spielen nur 19 Tore erzielt haben. Seine Gelassenheit liegt eher an den Möglichkeiten, die ihm der von Manager Michael Preetz zusammengestellte Kader zumindest für diesen Mannschaftsteil bietet – anders als etwa im Angriff, wo Dodi Lukebakio den notorisch erfolglosen Davie Selke als Stoßstürmer ersetzen könnte.

„Wir haben das Gefühl, dass wir vier unglaublich starke Innenverteidiger haben“, hat Klinsmann schon in der Vorbereitung auf die Rückrunde gesagt. Neben Boyata und seinem bisherigen Partner Karim Rekik sind das Niklas Stark und Jordan Torunarigha, die sich zuletzt mit der Rolle des stillen Beobachters begnügen mussten.

Torunarigha kam am Sonntag, beim 0:4 gegen die Bayern, zu seinem ersten Startelfeinsatz seit Mitte September – auch weil Stark wegen einer leichten Grippe passen musste. Dafür dürfte es für ihn nun in Wolfsburg so weit sein. Dass Stark, ein Rechtsfuß, den gesperrten Rechtsfuß Boyata ersetzt, sei „die logische Schlussfolgerung“, gibt Klinsmann zu. Die Frage ist, ob er an der Seite von Torunarigha verteidigen wird oder ob Karim Rekik nach seiner leichten Muskelverletzung wieder ins Team zurückkehrt. Einem Einsatz des Holländers steht laut Klinsmann nichts im Wege.

Stark muss sich seinen Stammplatz zurück erarbeiten

Mehr noch als der 22 Jahre alte Torunarigha war Stark in den vergangenen Wochen ein echter Härtefall. Er war jahrelang Stammspieler bei Hertha, hat es bis in die Nationalmannschaft geschafft – und ist aktuell außen vor. „Es macht sehr, sehr viel Spaß, mit Niklas zu arbeiten“, sagt Klinsmann. „Er hört unglaublich gut zu und setzt die Dinge schnell um.“ Starks Spaß wiederum dürfte in den vergangenen Wochen nicht ganz so groß gewesen sein.

In den ersten beiden Spielen unter Klinsmann stand er noch in der Startelf, als der neue Trainer es mit einer Dreierkette probierte. Seit seiner Auswechlung gegen Frankfurt aber hat er keine Minute mehr gespielt. Der Erfolg hat Klinsmann Recht gegeben. Durch die Umstellung auf die Viererkette hat sich die Mannschaft defensiv deutlich stabilisiert.

Mit Boyata und Rekik in der Innenverteidigung kassierten die Berliner in den letzten drei Spielen der Hinrunde keinen einzigen Gegentreffer. „Da kam eine gewisse Kontinuität rein“, erklärt Herthas Trainer, der Stark und Torunarigha zum Gespräch bestellte und sie bat: „Ihr müsst euch einen Moment gedulden, bis die Situation kommt.“

Jetzt ist sie da, die Situation, und vielleicht kommt sie für Niklas Stark gerade noch rechtzeitig – auch wenn er seinen Platz vielleicht schon nächste Woche wieder räumen muss. Mitte November, kurz vor Klinsmanns Amtsantritt bei Hertha, hat Stark in der Nationalmannschaft debütiert; die Europameisterschaft im Sommer ist sein großes persönliches Ziel. Dafür werde er „Gas geben ohne Ende“, hat Stark im Trainingslager in Florida gesagt. Allerdings stellt er gerade fest, dass es nichts bringt, das Gaspedal bis zum Anschlag durchzutreten, wenn jemand anderes gleichzeitig auf der Kupplung steht.

Starks Berater soll bereits bei Hertha wegen der Möglichkeit eines Wechsels in diesem Winter vorgefühlt haben – auch mit Blick auf die EM-Chancen seines Klienten. Manager Preetz sagt, er könne das nicht bestätigen. „Wenn Nik gute Leistungen im Verein zeigt, ist die Tür zur Nationalmannschaft offen“, sagt Preetz. Wenn Stark sie denn zeigen darf.

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