zum Hauptinhalt
Roman Neustädter ist bei der Weltmeisterschaft nicht dabei.

© Marius Becker/dpa

Kolumne zur WM in Russland: Zuschauen bei der Heim-WM? „Sehr bitter für mich“

Roman Neustädter schreibt über seine Ausmusterung in der Russischen Nationalmannschaft, den Wunsch auf eine faire Chance – und die „Disco-Affäre“.

Russland spielt gegen Ägypten – und ich bin nicht dabei. Dieser Satz ist immer noch sehr bitter für mich. Ich habe zwei Jahre hart dafür gearbeitet, bei dieser Heim-WM aufzulaufen. So etwas kommt nicht wieder! Bei meinem Klub Fenerbahce habe ich in dieser Saison fast alle Spiele über 90 Minuten bestritten. Wir wurden Zweiter und sind ins Pokalfinale gekommen, ich fühlte mich topfit.

Doch ich hatte schon ein komisches Gefühl, als der Trainer Stanislaw Tschertschesow im Vorfeld alles dafür getan hat, um den Verteidiger Sergei Ignaschewitsch zurückzuholen. Er ist 38 Jahre alt und hatte seit zwei Jahren kein Spiel mehr bestritten. Ignaschewitsch hat eine außergewöhnliche Qualität, aber wir anderen Verteidiger haben uns schon gefragt: Wofür haben wir dann zwei Jahre lang Gas gegeben?

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Der Trainer hat in der ganzen Zeit auch kaum mit mir gesprochen. In der Vorbereitung wurde ich dann in sein Zimmer gebeten, wo er mir erklärt hat, dass es für mich nicht reiche. Ich konnte seine Erklärungen nicht nachvollziehen, doch gab keine großen Widerworte.

Es war nicht die Zeit für großen Streit, ich habe meine Sachen gepackt und mich von den Jungs verabschiedet. Drei Stunden später bin ich nach Deutschland geflogen. Ich habe schon eine gewisse Selbstreflexion und sage: Mit meiner Leistung hat die Ausmusterung nichts zu tun gehabt. Wenn ich wieder für Russland nominiert werde, will ich nur eines: eine faire Chance.

Es gab keine "Disco-Affäre"

Mit einer Sache muss ich noch aufräumen: In manchen Medien hieß es, dass mich die „Disco-Affäre“ wohl die WM gekostet habe, als Konstantin Rausch und ich angeblich nach einem Länderspiel um die Häuser gezogen wären. Zunächst einmal hat mir der Trainer gesagt, dass das Ganze für ihn keine Rolle gespielt habe. Zweitens waren wir in keiner Disco, sondern in einem Restaurant.

Das Spiel war erst spät abends zu Ende, weswegen wir auch naturgemäß spät gegessen haben. Irgendein Fan hat daraus eine große Sache gemacht und Handyvideos von uns im Restaurant verschickt. Ich frage mich: Was hat er davon? Konstantin und ich sind nach dem Essen ins Hotel gegangen. Das nächste Training sollte um 12 Uhr mittags stattfinden. Wir waren um 9 Uhr bereits am Gelände. So viel zur angeblichen „Disco-Affäre“!

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Vielleicht zeigt auch diese Geschichte die allgemeine Aufgeregtheit in Russland rund um das Turnier. Immer wieder sagten die Jungs während der Vorbereitung: „Oh, die Presse zerstört uns gerade wieder.“ Mich freut es deswegen umso mehr, dass sie gegen Saudi Arabien so einen guten Start erwischt haben. Die Jungs können kicken.

Am Dienstag gegen die Ägypter wird es dann aber vor allem auf die Defensive ankommen. Sie haben das erste Spiel verloren und werden richtig loslegen. Dazu wird Mo Salah dabei sein, wir müssen die Passwege gut zustellen, um ihn abzuschneiden. Ich sage immer noch „wir“, auch wenn ich nicht auf dem Platz stehe. So hart es ist. Ich werde die Jungs in Spanien vor dem Fernseher anfeuern. Sie haben jede Unterstützung verdient.

Roman Neustädter spielte für die Nachwuchsmannschaften Deutschlands und ist jetzt russischer Nationalspieler. Hier schreibt er im Wechsel mit Philipp Köster, Harald Stenger, Frank Lüdecke, Nadine Angerer, Jens Hegeler und Sven Goldmann.

Roman Neustädter

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false