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Hauptsache es läuft. Im thüringschen Bilzingsleben begeistern sich viele für den traditionellen Weihnachtsmannlauf.

© Bodo Schackow/dpa

Kolumne: So läuft es: Fröhliche Worte für die Anfänger

Jeder Meter wird gefeiert, jede Minute, die schneller gelaufen wird, ist ein neuer Rekord. Unseren Kolumnisten berühren die kleinen Geschichten.

Ich bin mir nicht sicher, wann die Facebook-Gruppe „Laufen für Anfänger“ startete. Immer dann, wenn wieder ein Mensch in Bewegung gekommen ist, wurde es mir in meiner Timeline angezeigt. Was ich sicher weiß: In der weiten Welt der sozialen Netzwerke ist es die Laufgruppe, die mich am meisten berührt. Mehr als alle Marathon-, Ultramarathon- und andere Communities, in denen nur die Leistung zählt. Hey, keine Frage, auch die sind toll. Und ich habe vor jedem großen Respekt, der sich regelmäßig auf den Weg macht. Egal, wie lang und hart der auch sein mag.

Bei den Laufanfängern bin ich berührt von den kleinen Schritten. Babsi lief vor einigen Tagen 3,8 Kilometer in 31 Minuten. „Heute eine kleine Runde mit vielen Gehpausen bei minus vier Grad. Aber Hauptsache raus und dem Schweinehund das Fürchten gelehrt“, schreibt sie stolz. Mega, denke ich. Es sind viele kleine Geschichten und Schicksale von Menschen, die losgelaufen sind. 2,9 Kilometer, 6 Kilometer, 4 Kilometer, und platzend vor Glück über die ersten 10 Kilometer. Jeder Meter wird gefeiert, jede Minute, die schneller gelaufen wird, ist ein neuer Rekord. Ist das nicht wunderbar? Auch über das Scheitern wird schonungslos gesprochen. Und gerade Schwächen zugeben zu können, ist so unendlich wichtig. Denn wer über das spricht, was sie oder ihn verletzt, dem kann geholfen werden. Und so geschieht es in genau dieser Gruppe. Wer aufgefangen wird, bekommt neue Kraft. Wer neue Kraft erhält, kann weitermachen, kann weiterlaufen. Und deshalb ist diese Gruppe so wahnsinnig wichtig.

Die Mehrheit will sich mehr bewegen

Gerade kurz vor dem Jahreswechsel überlegen sich die Menschen oft, was sie im kommenden Jahr verändern würden. 53 Prozent der Deutschen nehmen sich vor, sich mehr bewegen zu wollen. Damit belegt diese Gruppe Platz drei hinter denen, die mehr Zeit für die Familie investieren und denen, die Stress vermeiden wollen. Leider knicken viele bereits in den ersten Wochen des neuen Jahres wieder ein. Das war es dann mit mehr Bewegung. Ab und an scheitern einige daran, dass ihnen schlicht die Motivation genommen wird. Da reicht es schon aus, wenn ihnen ein irre schneller Läufer entgegen kommt, der mitleidig lächelnd vorbei joggt. Als ich vor nun acht Jahren wieder mit dem Laufen begann, auch ich startete zunächst mit sechs Kilometern, wünschte ich mir oftmals einfach nur ein aufmunterndes Wort.

Daher habe auch ich einen Vorsatz für das kommende Jahr: Ich habe mir vorgenommen, jedem, den ich als Laufanfänger bei meinen eigenen Läufen identifizieren kann, ein paar fröhliche Worte mit auf den Weg zu geben. Zu motivieren, wo ich nur kann. Und wissen Sie was? Wenn jeder, der diese Kolumne liest, mitmacht und meinen Vorsatz zu seinem macht, haben wir gute Karten, einige Laufanfänger auf ihrem Weg zu unterstützen. So hätten wir schon wahnsinnig viel erreicht. Naiv? Vielleicht. Aber: So läuft es. Ihnen allen ein friedvolles und romantisches Weihnachtsfest.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier jeden Donnerstag übers Laufen.

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