zum Hauptinhalt
Eliud Kipchoge lebt vor, was wirklich wichtig ist beim Laufen.

© REUTERS

Kolumne: So läuft es: Warum Eliud Kipchoge ein wahrer Held ist

Eliud Kipchoge ist in Berlin nicht nur Weltrekord gelaufen. Er hat auch ein großes Motivationszeichen für alle Läufer gesetzt.

Natürlich ist das eine unglaubliche Leistung. Dieser Weltrekord hebt das Laufen wieder einmal auf ein neues Level. Und es scheint nicht mehr fern, dass Eliud Kipchoge eines Tages der Mann sein wird, der als erster Mensch unter zwei Stunden einen Marathon laufen wird. Am Sonntag ist er im Schnitt etwa 21 Kilometer pro Stunde gelaufen. Auf 42,195 Kilometern. Das schaffen viele nicht einmal mit dem Fahrrad. Die Welt verneigt sich vor dem Kenianer. Und ich frage mich: Ist diese unfassbare Zeit wirklich wichtig? Und ist es wichtig für den Laufsport, dass Kipchoge vielleicht sogar noch schneller laufen kann? Die Antwort ist in diesem Fall ganz klar: Ja, das ist wichtig. Denn Vorbilder sind so unglaublich notwendig. Sie sind wahre Motivation für alle die, die noch nicht laufen. Und für alle die, die schon laufen – die aber dennoch Inspiration gut gebrauchen können.

Trotzdem ist die Zeit von Eliud Kipchoge für mich eine bedeutende Nebensache. Es gibt etwas, das diesen Mann zu einem wirklichen Helden macht. Es ist nicht die Tatsache, dass er eine unfassbare Disziplin an den Tag legt, dass er jeden Tag außer am Sonntag hart trainiert. Für den Erfolg jeden Tag um fünf Uhr aufsteht. Es ist etwas anderes, das ihn zum Topstar seines Heimatlandes macht. Und zum echten Vorbild für alle Läufer und Nichtläufer. Seit Jahren verdient Kipchoge unfassbar viel Geld. In seiner Heimat könnte er das quasi gar nicht mehr alles ausgeben. Es bedeutet ihm nichts. Eliud lebt in Bescheidenheit. Trotz Millionen-Verdienst lebt er noch immer in einem Laufcamp. Er ist ebenso zuständig für die Reinigung der Toiletten wie alle anderen Läufer. Er meidet Partys, übt sich in Demut und tut einfach alles für seinen Erfolg. Seine Wurzeln und seine Geschichte hat Kipchoge nie vergessen.

Auch der Weltbeste braucht ein Team

Eigentlich wollte er einst Personalmanagement studieren. Doch seiner Familie fehlte das Geld für die Universität. Er setzte deshalb alles auf das Laufen, schon als Teenager. Er träumte vom Erfolg, tat alles dafür. Denn er wusste: Würde er an die Weltspitze laufen können, führte dies zu – für kenianische Verhältnisse – unendlichem Reichtum. Mit dieser Energie reifte im Hochland des Rift Valleys ein Jahrhunderttalent heran. Er gewann und gewann, und hörte einfach nicht mehr mit dem Laufen auf. Was parallel auch nicht aufhörte, war die Flut von Schecks. Preisgelder, die nicht enden wollen.

Und doch verlässt Eliud Kipchoge seine Wurzeln nicht. Er bleibt im Camp, das eigentlich für Nachwuchsathleten konzipiert ist. Er hilft den jungen Läufern, er gibt sein Wissen weiter. Er unterstützt und trainiert mit denen, die einmal so werden wollen wie er. Oft sagte er in Interviews, dass es einen Grund hat im Camp zu bleiben. Es sei die Tatsache, dass er genau wisse, dass er ein Team brauche um erfolgreich Marathon laufen zu können. Es ist der Grundgedanke dieses wunderbaren Sports, der ihn zum Weltbesten macht: „Laufen verbindet! Verbindung macht stark!“ So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false