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Vielleicht mal Triathlon? Für Laura Lindemann kein Problem, sie wurde im Juli in Hamburg Dritte.

© Christophe Gateau/dpa

Kolumne: So läuft es: Läufer, hört die Signale!

Höher, schneller, weiter und immer mehr. Viele Läuferinnen und Läufer sind zu ehrgeizig. Warum es besser ist, auf die Signale des Körpers zu hören.

Gefühlt waren dieses Jahr deutlich mehr Läufer verletzt als zuvor. Und sowieso habe ich den Eindruck, dass es immer mehr werden, die vielleicht doch zu viel wollen. Oder sich nicht ausreichend auf Wettkämpfe vorbereiten. Oder einfach Pech haben. Oder einfach unvernünftig sind. So wie ich.

Ich habe Ende des Jahres ungefähr alles falsch gemacht, was man falsch machen kann. Und das, obwohl gerade ich derjenige bin, der fast in jeder Kolumne schreibt, dass man achtsam mit sich sein sollte. Ich habe nach meiner Meniskusoperation viel zu früh wieder mit dem Laufen angefangen. Und bekam die Quittung dafür. Ich fange gerade wieder von vorn an. Ich hatte dem Knie nicht wirklich die Zeit gelassen, komplett zu heilen.

Machen wir uns nichts vor: Das Laufen ist für viele eine Challenge geworden. Ein Marathon ist ein Volkslauf geworden, es muss also noch härter werden. Noch länger. Noch schneller. Das Leistungsprinzip ist im Laufen angekommen. Und wissen Sie was? Ich mache mich heute mal sehr nackt: Ich selbst bin auch einer von denen geworden, die gerne auch vier Mal im Jahr einen Ultramarathon laufen. Und möglichst schnell. Großmutter hatte mich immer gewarnt, als sie noch lebte. "Bis einer weint", sagte sie immer. Wer kennt diesen warnenden Satz nicht?

Spüren, spüren, spüren

Immer mehr Läufer werden zu Grenzgängern. Und immer mehr Läufer laufen selbst dann noch weiter, wenn sie Schmerzen haben. Schließlich gibt es ja in jeder Apotheke Tabletten. Es ist so einfach: Schmerzmittel rein, und weiter geht’s. Bis der Arzt kommt. Und wenn er kommt, dann ist es meist zu spät. Dann erst stoppen viele von uns. Dann erst. Aber auch nur, weil es vernünftig ist. Und genau hier ist das Problem. Weil es vernünftig ist, geben wir unserem Körper für die Zeit der Genesung etwas Achtsamkeit. Einige achten in der Tat auch vorher auf sich. Und trainieren gut, ernähren sich gesund, achten auf sich. Spüren wir aber wirklich in uns hinein? Spüren wir wirklich all die kleinen Signale, die der Körper sendet? Vernünftig zu sein, ist eine Aktion, die vom Kopf ausgeht. In den Körper hinein zu spüren, das ist eine mentale Aktion, die vom Geist und der Seele ausgeht.

Anstatt in 2018 noch härter zu sich zu sein, noch weiter und schneller zu laufen, wäre es nicht ein viel besseres Ziel, immer wieder tief in den Körper zu spüren? Ihn zu pflegen? Ihn zwar bestimmt zu fordern, ihm aber auch Frieden zu geben? Uns selbst Frieden zu geben, damit wir seine Zeichen nicht nur hören? Sondern auch spüren? Ich wünsche Ihnen allen von Herzen ein besinnliches und spürbares Weihnachtsfest. Wer spürt, wird viel gesünder sein. So läuft es.

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