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Winterschlaf? Es lohnt sich, einfach weiterzulaufen, ohne Pause.

© Ole Spata/dpa

Kolumne: So läuft es: Flüchten vor der Massenpanik: Läufer brauchen keine Diät

Der Winter ist die Jahreszeit der Ausreden. Der Tipp unseres Kolumnisten: Wer jetzt mit dem Laufen beginnt, wird im Frühling der Gewinner sein.

Das Wichtigste zuerst: In zehn Wochen ist Weihnachten. Das Zweitwichtigste: Kurz danach starten die ersten Magazine mit den wichtigsten und effektivsten Diättipps. In den Lauf-Fachmedien ahne ich schon Titel wie: „Schneller wieder fit für den Marathon.“ Oder: „Dieser Plan lässt die Winter-Pfunde purzeln.“ Fürchterlich. Und jährlich grüßt das Murmeltier. Klare Jacke: Wir nehmen nicht von Heiligabend bis Silvester zu. Sondern während des Jahres bis zum Fest. Ergreifen wir doch einfach die Chance, und flüchten vor der fettigen Massenpanik. Super ist: Nahezu alle wichtigen Marathons sind nun für 2018 Geschichte. Und für viele Läufer beginnt eigentlich jetzt der Winterschlaf.

Für alle, die noch nicht laufen, beginnt die Jahreszeit der Ausreden: „Es ist zu nass zum Laufen.“ – „Es ist so schnell dunkel draußen.“ – „Die kalte Luft ist gar nicht gesund.“ – „Bei Eis und Schnee ist die Verletzungsgefahr zu hoch.“ Die Liste könnte man endlos fortsetzen. Ich kann mich nicht an einen wärmeren und schöneren Herbst als diesen gerade erinnern. Es riecht quasi nach Frühling, obwohl doch der böse Winter vor der Tür steht. Wann, wenn nicht jetzt? Warum nicht einfach etwas ganz Verrücktes machen, den Herbst zum Frühling machen?

Herbst und Winter sind nichts für Bestzeiten

Wer jetzt nach einer langen Laufsaison einfach weiterläuft, wer jetzt mit dem Laufen beginnt, wird im Frühling der Gewinner sein. Perfekt ist: Herbst und Winter sind nichts für Bestzeiten. Die Laufbedingungen erlauben langsam und gerne lange Läufe. Richtig gut also für die Fettverbrennung auf der einen Seite. Auf der anderen können erfahrene Läufer jetzt durch lange Läufe ihre Grundlagen festigen.

Ja, diese neongelben Funktionsklamotten sehen eher so mittel aus, aber sie sind wirklich sinnvoll, so werden Sie rechtzeitig von Autofahrern gesehen. Ja, mit diesen Stirnlampen sieht man eher aus wie ein Bergarbeiter als ein Läufer, aber nur so übersehen Sie sicher keine tückische Baumwurzel. Ja, diese Tücher vor dem Mund bei kalter Luft kommen einer Vermummung gleich, aber Ihre Lunge wird es Ihnen bei Minustemperaturen danken. Und blinkende Warnlichter an den Oberarmen sind ein bisschen Kirmes, aber auch hier gilt: Ihre Sicherheit sollte Ihnen das Wert sein.

Ohne Zweifel werden Sie nicht zum Lauf-Hipster, wenn Sie durch Herbst und Winter laufen, aber Sie werden – wenn Sie noch ein klein wenig auf Ihre Ernährung achten – nicht zu den Jojo-Effekt-Opfern gehören, die im Frühling in die nächste Diätfalle laufen. Ganz im Gegenteil. Sie werden Ihr Immunsystem massiv stärken, sie werden Ihre Ausdauer deutlich verbessern, Sie werden im Frühling bereit für das erste Marathontraining sein, komplett im Saft. Also: Hinaus mit Ihnen. Genießen Sie den Frühling. So läuft es.

Mike Kleiß leitet eine Kommunikations- und Markenagentur in Köln und schreibt hier an jedem Donnerstag übers Laufen.

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