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Herthas Fans wissen genau, wer schuld war an den Ausschreitungen in Dortmund.

© Soeren Stache/dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Hertha BSC: Hilfe, wir haben Erfolg!

Unser Kolumnist wundert sich nicht über die Missstimmung bei der Hertha: Schließlich lief es ja gerade viel zu gut.

Leider habe ich als Kabarettist sehr fußballunfreundliche Arbeitszeiten. Schon des öfteren bin ich bei der Deutschen Kabarett-Gewerkschaft vorstellig geworden, ob man nicht aufführungsfreie Tage einführen könne. Mir war da der Sonnabend in den Sinn gekommen. Aber – ich habe da einfach keine Lobby! Letzten Sonnabend allerdings tat sich eine Lücke auf. Ich hatte tatsächlich spielfrei und konnte somit endlich mal wieder meinen Lieblingsverein live im Olympiastadion sehen. Ich war, auch angesichts der bisher gezeigten Leistungen, mit einer riesigen Vorfreude ausgestattet.

Leider stand die Angelegenheit von Anfang an unter keinem günstigen Stern. Weil Fans von Hertha BSC in Dortmund Pyrotechnik gezündet haben und darüber hinaus der Ansicht waren, das Zerstören sanitärer Einrichtungen gehöre zum Fansein dazu wie das Prügeln mit Sicherheitskräften, folgte eine negative Konsequenz auf die nächste. Erst wurden die Fahnen verboten, daraufhin stellten die Fans ihre Unterstützung ein. Im Endeffekt ergab das ein absolutes Geisterspiel. Keine Stimmung. Schauderhaft. Ich saß in dieser riesigen ovalen Ruhezone und beobachtete, wie die Leipziger jedes Mal einen Schritt schneller waren, wenn es darauf ankam. Die Tribünen nahmen es gleichgültig hin.

Fußball ohne Fans ist wie Theater ohne Zuschauer. Es geht nicht. Gut, Leipzig war so überragend, es wäre wahrscheinlich auch mit Unterstützung nichts geworden.

Man weiß es nicht. Ohne die einzelnen Vorgänge jetzt gesondert analysieren zu wollen, das ist doch wieder unsere Hertha, unsere Stadt, oder? Da läuft es mal wieder richtig gut, der Verein, die Mannschaft, alles wird positiv wahrgenommen – schon merken wir plötzlich: Oooh! Erfolg! Das ist nicht unser Ding! Und irgendwas kommt dann. Kann man drauf wetten. Bestechung, Misswirtschaft, gravierende Fehlentscheidungen der Vereinsführung oder Idiotie von Fans – irgendwie finden sich hier immer welche, deren Ungeschicktheit groß genug ist, dass der Weg wieder nach unten führt. Nicht nur mit Misserfolg, auch mit Erfolg muss man umgehen können. Leider hatten wir hier so wenig davon, dass ich fürchte, uns fehlt die Routine, wie man man das macht.

Der Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Bundesliga.

Frank Lüdecke

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