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Der Wechsel hat sich gelohnt. Achim Beierlorzer (rechts) musste in Köln gehen und gewann in seinem ersten Spiel mit seinem neuen Klub Mainz gleich 5:1 bei der TSG Hoffenheim.

© Imago Images/foto2press

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Wie Trainerentlassungen mit Ausreden zusammenhängen

Im Spätherbst schauen sich viele Klubs in der Bundesliga nach einem neuen Trainer um, bald wohl auch in Berlin. Und das hat gute Gründe.

Wenn die Nächte länger werden und die Temperaturen niedriger, dann bricht die Zeit an, in der die Bundesligisten über Trainerentlassungen nachdenken. Verstärkt wird dieser Prozess, sollten die Anhänger ihren Klub oben in der Tabelle suchen, aber unten fündig werden. Und – wenn die Ausreden nicht mehr so richtig ziehen, weil sie alle schon in den vergangenen Wochen herhalten mussten: Der Platz, die zu kurze Vorbereitung, die Verletztenmisere, die Spielansetzung, die Zeitumstellung oder die negative Dax-Entwicklung.

Irgendwann wird es eng. Wenn es dazu noch in der Führungsetage heißt: „Wir geben dem Trainer Zeit“, dann ist schon klar, jetzt dauert’s nicht mehr lange. Trainer, die unter Druck stehen, erkennt man oft an rhetorischen Plattitüden, wie: „So kann es nicht weitergehen“ (Lucien Favre, Dortmund) – wo jedem klar ist, so wird es auch nicht weitergehen. Oder wenn Florian Kohfeldt (Werder Bremen) sagt: „Wir werden uns dieser Situation stellen.“ Natürlich werden sie sich in Bremen der Situation stellen müssen, denn nicht anzutreten, ist ja auch keine Alternative.

In früheren Zeiten wurde der alte Trainer entlassen und dafür Peter Neururer verpflichtet. Seit Peter Neururer aus Altersgründen nicht mehr zu verpflichten ist, muss man jetzt mit Bruno Labbadia Vorlieb nehmen. Oder man nimmt einen, der gerade von einem Konkurrenten entlassen wurde. Zum Beispiel Achim Beierlorzer. Er wurde beim 1. FC Köln geschasst, weil er mit seinem Team nur auf Platz 17 stand.

Wenige Tage später konnte er sich aber gleich um einen Platz verbessern, indem er den Konkurrenten Mainz übernahm. Aber auch für Köln lohnte sich die Trennung vom Trainer. Kaum war Beierlorzer vom Hof gejagt, verloren die Kölner unter seiner Leitung kein Spiel mehr. Endlich konnte die Mannschaft einmal unbeschwert unter einem anderen Trainer nicht gewinnen. Einem, der noch nicht so ausgebrannt ist. Der Mann heißt Gisdol und er bemängelte die sehr kurze Vorbereitungszeit.

Bei Hertha wird auch seit einiger Zeit über den Trainer diskutiert. Böse Zungen behaupten, sein hervorstechendstes Auswahlkriterium sei die Absage seiner Konkurrenten gewesen. Er steht derzeit vor mehreren Problemen. Zum einen rangiert sein Klub immer noch hinter dem Rivalen aus Köpenick und zum anderen hat Labbadia derzeit keinen Verein. Allerdings warnen Insider: Es bringt oft wenig, einen erfolglosen Trainer durch einen Trainer zu ersetzen, der keinen Erfolg hat.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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