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Alexander Nouri ist das Überbleibsel aus der Konkursmasse von Jürgen Klinsmann.

© Reuters

Kolumne „Auslaufen mit Lüdecke“: Warum nicht mal Sozialismus bei Hertha BSC?

Hertha BSC wird den Klassenerhalt schaffen. Das glaubt mittlerweile auch unserer Kabarettist. Und dafür bräuchte das Team nicht mal einen Trainer.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke ist Chef der Stachelschweine und schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Also die Moral ist intakt, bei Hertha BSC! Die Abwehr nicht mehr. Zehn Gegentore in den vergangenen drei Spielen kassiert! Und trotzdem noch zwei Unentschieden geholt! Dieses Erfolgsmoment lag aber weniger am Trainer, als am Team selbst. Es soll sich quasi in Eigenregie aus der Krise wachgerüttelt haben.

Hertha könnte es ja auch mal ohne Trainer versuchen

Liegt in diesem Vorgang womöglich ein verstecktes Zeichen? Vielleicht hätte man es nach dem eruptiven Ausscheiden des schwäbischen Motivationskünstlers mal mit einem ganz neuen Ansatz versuchen sollen: Ohne Trainer! Keine Ahnung, ob die Statuten des DFB so etwas hergeben. Irgendwas Sozialistisches, eine Art basisdemokratisches Modell mit einem Mannschaftsrat als Entscheidungsträger.

Also viel schlechter hätte es auch nicht laufen können. Und die Spieler wären sicher recht motiviert gewesen, ihrem ehemaligen Vorgesetzten zu beweisen, dass sie viel besser sind, als es seine geheimen Tagebücher vermuten lassen. Denn recht unglücklich ist nun zweifelsohne die Position von Trainer Alexander Nouri. Er ist ja keineswegs die Wahl irgendeines Hertha-Verantwortlichen. Er war das Mitbringsel des Vorgängers und ist nun das Überbleibsel aus dessen Konkursmasse.

Der Konkursmasse jenes Mannes, der der halben Mannschaft ihre Daseinsberechtigung abspricht. Das ist eine sehr unglückliche Konstellation und nicht das, was man eine Vertrauensposition nennen könnte. Der aktuelle Trainer ist ja nur noch im Amt, weil man insgeheim hofft, auch mit ihm den Abstieg verhindern zu können. Und dann wäre für nächste Saison der Platz frei, für einen großen Namen. Das wäre dann im Sommer, wenn die neue Übergangssaison beginnt. Die Rechnung könnte aufgehen. Auch wenn mich bei Nouris Einwechselungen mitunter das Gefühl umschleicht, er hat die Spieler verwechselt.

Der Klassenerhalt ist selbst mit Alexander Nouri machbar

Egal. Die wackeren Paderborner werden es jedenfalls nicht mehr schaffen. Und offen gesagt: Werder Bremen hat am Sonnabend nach zehn Minuten da weitergemacht, wo Hertha aufhörte. Eine derart desolate Leistung kannte man bisher nur von den Berlinern. Man dachte immer, unser Mittelfeld sei ein Ideenvakuum, aber die Bremer zeigten, da geht noch mehr! Ich habe keine Hoffnung mehr für die Weserstädter. Das bedeutet, Hertha müsste nur noch eine weitere Mannschaft hinter sich lassen, um nicht abzusteigen. Derzeit sind es sogar drei.

Also ich sehe das genauso wie die Verantwortlichen von Hertha BSC: Die Verhinderung des Abstiegs ist beim jetzigen Stand der Dinge selbst mit Herrn Nouri machbar.

Frank Lüdecke

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