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Smalltalk-tauglich. Philippe Coutinho gewinnt bald in 15 Minuten drei Spiele für den FC Bayern.

© Albert Gea/Reuters

Kolumne "Auslaufen mit Lüdecke": Heiße Tipps für Smalltalk

Das 2:2 des FC Bayern gegen Hertha BSC interessierte in München niemanden wirklich. Wegen eines Spielers, der Unmögliches möglich macht. Eine Glosse.

Die neue Saison hat begonnen und Dortmund steht bereits an der Tabellenspitze. Eine Entwicklung, die von Experten vorhergesagt worden war. Aber ich bin ein alter Fuchs: Für Resümees ist der erste Spieltag ein etwas früher Zeitpunkt. Wenn Sie sich fragen sollten, wie schreibt der arrogante Hertha-Fan Lüdecke eigentlich über den Neuling? Die Konkurrenz aus Köpenick? Dann lautet die Antwort: Gar nicht. Jedenfalls nicht heute.

Denn zu dem Zeitpunkt, als diese Zeilen verfasst wurden, war in Köpenick noch nicht mal der Platzwart zugegen. Deswegen also Hertha: Ein 2:2 in München – aller Ehren wert. Wirklich toll gekämpft und Glück war auch dabei. Glück muss auch dabei sein, wenn man aus München etwas mitnehmen will. Und was sich jetzt schon sagen lässt: Dass Neuzugang Dodi Lukebakio ein toller Fußballer ist. Überrascht hat mich die Analyse von Bayerns Trainer Niko Kovac. Seine Mannschaft hätte 90 Minuten lang versucht, das Spiel zu gewinnen. Also ich finde, dass sie es 90 Minuten lang versucht haben, ist sicherlich der richtige Ansatz. Denn ein Fußballspiel umfasst ja genau diese Zeitspanne.

Und wenn die Bayern es nur 60 Minuten lang versucht hätten, wären vielleicht die restlichen 30 ins Auge gegangen. Aber ist es nicht irgendwo auch eine Selbstverständlichkeit, dass der Rekordmeister und Champions-League-Gewinner FC Bayern München bestrebt sein sollte, ein Heimspiel gegen Hertha BSC zu gewinnen? Und zwar über die komplette Spielzeit? Präsident Uli Hoeneß hätte das, glaube ich, anders formuliert. Aber das interessierte am Wochenende alles gar nicht. Weil alle Welt nur über einen anderen Fußballer redete. Einen, der weder gespielt hatte, noch sich bis zum Sonntagmorgen überhaupt in Deutschland befand. Einen Sportsmann aus Brasilien, der beim FC Barcelona angestellt ist und nun von Bayern München ausgeliehen wurde: Coutinho!

Auch wenn Sie sich für Fußball nicht so interessieren, den Namen sollten Sie sich merken. Absolut Smalltalk-tauglich! Die einjährige Ausleihe von Coutinho verschlingt in etwa so viel Geld, wie die kompletten Neueinkäufe von Paderborn, Union, Düsseldorf und Bremen zusammen. Nämlich 20 Millionen Euro, munkelt man. Eine Leihe wohlgemerkt, ein Jahr. Danach kann man den Mann kaufen. Sein Marktwert entspricht dem des kompletten Kaders vom FC Augsburg.

Für Niko Kovac ein Riesenvorteil! Denn bei einem Coutinho reicht es, wenn er in einem Spiel – sagen wir – 15 Minuten Siegeswillen verspürt. In der Viertelstunde gewinnt er wahrscheinlich drei Spiele. Hat natürlich seinen Preis, so was.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke ist neuer Chef der „Stachelschweine" und schreibt hier an jedem Montag über die Fußball-Bundesliga. Am 24. August (16 Uhr) ist er mit seinem aktuellen Programm in den „Wühlmäusen“ zu sehen.

Frank Lüdecke

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