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Niederlegen nach der Niederlage: Maximilian Mittelstädt nach der 1:2-Niederlage gegen Düsseldorf.

© Andreas Gora/dpa

Kolumne - Auslaufen mit Lüdecke: Hat Hertha einen an der Waffel?

Unser Kolumnist sucht verzweifelt nach Antworten für die Misere von Hertha. Jetzt soll eine "Kopfkrankheit" schuld sein. So richtig schlau wird er daraus nicht.

Bayern München und Hertha BSC wollten Wiedergutmachung, wollten eine „Reaktion“ zeigen. Die Münchener hatten eine Beinahe-Niederlage gegen Zweitligist Heidenheim zu verarbeiten und fegten nun Dortmund mit einem Kantersieg aus dem Stadion. Hertha hatte die Schmach von Leipzig zu tilgen und zeigte eine Reaktion gegen Düsseldorf.

Aber leider die falsche. Es ist zum Verrücktwerden. Seit Wochen dieselbe Leier: Der Wille ist da, aber immer wieder werden uns Steine in den Weg geworfen. Mal ließ der Rasen kein besseres Spiel zu, dann war schon nach fünf Minuten der Matchplan weg, mitunter gab es Probleme mit der Tagesform, eigentlich war immer irgendwas. Aber woran liegt das, verdammt noch mal? Dardai und sein Team sind der Misere auf der Spur und nun nach der Niederlage gegen Düsseldorf scheint endlich klar zu sein, was es wirklich ist.

Es ist eine „Kopfkrankheit“. Und durch diese Erkrankung habe Hertha einen „psychologischen Nachteil“, wie der Ungar nach der Niederlage analysierte. Derzeit ist nicht bekannt, wie viele der Spieler an dieser Erkrankung leiden, aber ich vermute, es sind einige. Ich muss schon sagen, ich empfinde es als extrem ungerecht, wie wir in dieser Stadt immer wieder benachteiligt werden. Erst waren wir eingemauert, dann hat uns die Industrie verlassen und jetzt leiden unsere Fußballer an einer seltenen Kopfkrankheit.

Ältere Fans werden vermuten, dass diese Krankheit möglicherweise genetisch ist, denn sie scheint sich ja durch Generationen von Mannschaften gezogen zu haben. Aber ansteckend ist sie allemal, das zeigen die Rückrunden der letzten Jahre. Der Trainer nahm seine Mannschaft in Schutz: „Sie wollten, aber sie sind unsicher“. Das bedeutet, sie wollten, aber sie konnten nicht. Umgekehrt wäre die Situation für den Übungsleiter ungleich bedrohlicher. Eine Mannschaft, die könnte, aber nicht wollte.

Was ist zu tun? Den Trainerstab um eine psychologische Task-Force erweitern? Leute von der Charité hinzuziehen? Ich muss eingestehen, ich bin auch etwas ratlos.

Ein Freund, der es mit Arminia Bielefeld hält und insofern wesentlich besser nachvollziehen kann, was echter Leidensdruck bedeutet, sagte kürzlich zu mir: Hertha muss aufpassen, dass sie nicht eine Mischung aus HSV und BER werden. Also eine Mischung aus Unprofessionalität, Misere und nie enden wollendem Projekt. Ich finde das geht nun echt zu weit! Ich lasse mir doch nicht vom Fan eines neuntplatzierten Zweitligisten sagen, dass wir einen an der Waffel haben.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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