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Die pure Freude. 2016 jubelten die Füchse Berlin über den Sieg im Super Globe gegen Paris Saint-Germain. Paris' Uwe Gensheimer war bedient.

© Karim Jaafar/AFP

Klub-WM: Füchse Berlin setzen auf Super Globe

Berlins Handballer wollen bei der inoffiziellen Klub-WM in Doha ein ordentliches Preisgeld einstreichen. Ob das Turnier Sinn ergibt, wird kontrovers debattiert.

Wenn der Herbst naht und die Blätter von den Bäumen fallen, läuft im Handball jahrein, jahraus verlässlich eine Debatte. Zu diesem Zeitpunkt hat die Bundesliga-Hinrunde zwar gerade erst Halbzeit, trotzdem dreht sich vieles um nichtsportliche Themen; es geht um Termindruck, Verletzungspech und Überbelastung. Kürzlich hat sich Nationalspieler Hendrik Pekeler vom THW Kiel mit einem bemerkenswerten Satz in die Diskussion eingemischt. „Hier wird schon lange nicht mehr im Interesse der Sportler, sondern nur im Interesse der Funktionäre entschieden“, sagte Pekeler – und fing sich einen scharfen Konter von Andreas Michelmann ein. Er schätze Pekeler sehr, ließ der Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) ausrichten. „Aber das ist Unsinn, da hat er etwas gesagt, ohne die Tatsachen zu kennen“, ergänzte Michelmann, „die Belastung ist nicht höher als sonst.“

Auf welche Seite man sich nun auch schlagen will – für eines der Spitzenteams der Handball-Bundesliga, die Füchse Berlin, wird es in den nächsten Tagen richtig hart. Wenige Stunden nach dem Sieg gegen den TBV Lemgo am Sonntagnachmittag haben sich die Berliner auf den Weg nach Doha gemacht; Torhüter Silvio Heinevetter musste sich sogar mit den obligatorischen Interviews nach dem Spiel beeilen, um den Flieger nicht zu verpassen. In der katarischen Hauptstadt findet seit 2010 der sogenannte „Super Globe“ der Internationalen Handball-Föderation (IHF) statt, die inoffizielle Weltmeisterschaft für Vereinsmannschaften, für die die Füchse Berlin auch anno 2018 wieder eine Wildcard vom Weltverband IHF erhalten haben.

Auftakt gegen ES Taubate

Wenn es schlecht läuft für die Füchse Berlin, muss die personell ohnehin dezimierte Mannschaft von Trainer Velimir Petkovic – im Moment fehlen fünf Nationalspieler – bis Freitag drei Partien bestreiten: einen Erfolg im Viertelfinale gegen den brasilianischen Vertreter ES Taubate am Dienstag (16 Uhr) vorausgesetzt, wartet im Halbfinale am Donnerstag der Sieger der Ansetzung zwischen dem Al-Sadd Sport Club (Katar) und der Universität Sydney. In der anderen Hälfte des Turnierbaums gelten Champions-League-Sieger Montpellier und der FC Barcelona als Favoriten auf die Endspielteilnahme am Freitag. Der spanische Traditionsklub hat das Turnier bereits drei Mal gewonnen (2013, 2014, 2017), die Füchse triumphierten 2015 bei ihrer ersten Teilnahme als Wildcard-Team und ein Jahr später als Titelverteidiger.

Man kann den Fall allerdings auch anders betrachten: Wenn die Füchse tatsächlich ins Finale einziehen und alle drei Spiele bestreiten müssen, wartet ein netter Scheck auf den Bundesligisten. 400 000 Dollar gibt es für den Gewinner, immerhin 250 000 Dollar für den Zweitplatzierten. Angesichts der Tatsache, dass die Berliner das finanzielle Risiko erhöht haben und mit einem Etat-Defizit von 500 000 Euro in die Saison gestartet sind, recht verlockende Aussichten. Manager Bob Hanning hat die Mannschaft bereits vor dem Saisonstart in die Pflicht genommen: „Der Gewinn des Super Globes würde uns sehr gut tun. Die Mannschaft kann mit einem Erfolg dazu beitragen, dass wir am Saisonende auf jeden Fall wieder eine schwarze Null schreiben.“

Mittlerweile hat der Manager seine Erwartungshaltung allerdings revidiert, sozusagen aus gegebenem Anlass. „Mit so vielen Verletzten wie im Moment sind wir in Doha sicher kein Favorit, obwohl wir gezeigt haben, dass wir an einem guten Tag, wenn wir über uns hinauswachsen, jede Mannschaft der Welt schlagen können“, sagt Hanning. Trainer Velimir Petkovic klingt da schon optimistischer. Welches Ziel er für die Dienstreise an den Persischen Golf ausgebe, wurde Petkovic gefragt. „Ihr kennt mich“, antwortete der 62-Jährige, „wir fahren da hin, um den Weltpokal zum dritten Mal mit nach Berlin zu bringen.“

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