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Kein Durchkommen: So erfolgreich in der Abwehr wie bei dieser Szene der Klub-WM 2017 gegen Barcelona waren die Füchse in diesem Jahr nicht.

© Noushad Thekkayil/dpa

Klub-WM-Finale: Die Füchse Berlin unterliegen Barcelona

Ein schwarzer Tag für den Berliner Handball: Wie erwartet verlieren die Füchse gegen den FC Barcelona - und beklagen zwei verletzte Spieler.

Erik Schmidts Reaktion sagte im Grunde alles. Der Kreisläufer der Füchse Berlin kennt sich von Berufswegen mit harten Fouls und handelsüblichen Verletzungen aus, aber normal war diese Szene in der 40. Minute des Endspiel um die Klub-Weltmeisterschaft nun wirklich nicht. Wie Matthias Zachrisson auf dem Hallenboden ausrutschte, das Bein wegknickte. Wie der Schwede brüllend liegen blieb. Wie alle mit den Armen ruderten, weil sie sofort wussten: das sah verdammt übel aus. Da konnte auch Erik Schmidt, Nationalspieler, harter Kerl und mit vielen Wassern gewachsen, nur noch zusammenzucken. Und schnell, ganz schnell wegsehen. 

Zachrissons Verletzung war für die Füchse Berlin der negative Höhepunkt auf eine bis dato recht erfolgreiche Dienstreise nach Doha. Bei ihrer vierten Teilnahme an der WM für Vereinsmannschaften waren die Berliner zum vierten Mal ins Finale gestürmt - und dort am Freitagabend zumindest eine Halbzeit lang ein ebenbürtiger, unangenehmer Gegner für die Weltauswahl des FC Barcelona. Am Ende wurde die 24:29 (12:13)-Niederlage gegen die Katalanen und der damit verbundene Scheck in Höhe von 160 000 Euro allerdings von Zachrissons und später auch von Fabian Wiedes Ausfall überschattet - und von der Gewissheit, dass in den Tagen von Doha genau das passiert ist, was die Berliner Delegation unter allen Umständen verhindern wollte: auf der Verletztenliste stehen durch die neuerlichen Ausfälle von Christoph Reißky, Kevin Struck und eben Wiede sowie Zachrisson sagenhafte acht Spieler. „Die Mannschaft hat ganz vorbildlich gekämpft und alles reingehauen, Riesenkompliment“, sagte Manager Bob Hanning, „aber die Verletzungen sind natürlich eine absolute Katastrophe.“  

Schon die Anfangssequenzen genügten, um die sportliche Bedeutung des Abends einschätzen zu können: beide Teams verliehen dem Spiel von Beginn an den Charakter eines großen und finanziell lukrativen Endspiels. Füchse-Trainer Velimir Petkovic bejubelte die Führung durch Fabian Wiede euphorisch wie einen Siegtreffer, mit geballter Faust - und auch die verbliebenen Truppenteile auf der Bank waren umgehend aktiv, die Körpersprache stimmte.  

Die Berliner drückten direkt mit kompletter Akkuleistung aufs Tempo, gerade nach Ballgewinnen stürmten sie in der Hoffnung auf einfache Kontertore nach vorn - wohl wissend, dass Treffer aus dem Positionsspiel deutlich schwerer gegen den spanischen Seriensieger zu erzielen sind, der in den letzten fünf Jahren alle nationalen Titel abgeräumt hat. Die Taktik ging zunächst auf: Beim Stand von 6:4 für den Bundesligisten sah sich Barca-Coach Xavier Pascual erstmalig zu einer Intervention genötigt - Auszeit. Wenn sich die Berliner bis dahin einen Vorwurf gefallen lassen mussten, war es: ihre schlechte Chancenverwertung.  

Kevin Møller im Tor der Spanier entschärfte einige hundertprozentige Möglichkeiten; nicht mal ein Wurf mitten ins Gesicht konnte den Dänen stoppen, der im Sommer aus Flensburg nach Barcelona gewechselt ist. Auf der anderen Seite stand allerdings auch kein Amateur zwischen den Pfosten, im Gegenteil: Silvio Heinevetter hielt sein Team bis zum 9:9 im Spiel. Offensiv wurden die Berliner in dieser Phase von einem dänischen Duo getragen: Hans Lindberg, mit 37 Jahren ältester Feldspieler, und Jacob Holm, mit 23 eines der Küken im Team. Holm zeigte erneut, welch unnachahmlich guter Handballer er an einem starken Tag sein kann. Mit einem knappen 12:13-Rückstand ging es für die Füchse in die Halbzeitpause - nicht zuletzt, weil sie eine kritische Unterzahlsituation überstanden. 

Nach dem Seitenwechsel profitierten die Spanier von der Tiefe ihrer Bank, die im heimischen Liga-Alltag selten gefordert ist; sie bestraften nun die vielen kleinen, auch physischen Nachlässigkeiten der Berliner, die seit Sonntag ihr viertes Spiel bestritten. Dass sich im Halbfinale von Doha noch Kevin Struck und Christoph Reißky verletzt hatten, schränkte die Optionen von Füchse-Coach Petkovic zusätzlich ein. Mit der fürchterlichen Verletzung Zachrissons waren der Tag und das Spiel ohnehin endgültig gelaufen. 

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