zum Hauptinhalt
Romantisch. Ein Passagierflugzeug ist im Anflug auf den Flughafen Basel-Mulhouse als Silhouette vor dem vom Sonnenuntergang gefärbten Himmel zu sehen.

© Philipp von Ditfurth/dpa

Klimakrise? Egal! - die Mannschaft hebt ab: Kurzer Flug, langer Shitstorm

Die Nationalmannschaft hat 260 Kilometer mit dem Flugzeug überbrückt und damit alte neue Maßstäbe gesetzt. Ein Kommentar.

Wie kommt eine Fußball-Mannschaft in Coronazeiten am Sichersten von Stuttgart nach Basel? Mit dem Bus? Unsinn. Das dauert gut drei Stunden - unzumutbar lang. Also Bahn? Viel zu gefährlich, von wegen Blase verlassen. Würde außerdem zu lange dauern und wäre zu umweltfreundlich. Bleibt also - das Flugzeug. Genau. Daher haben sich die Herren Nationalspieler also reingequetscht in enge Fliegersitzreihen und sind nach dem Auftritt gegen Spanien (in Stuttgart) zum Auftritt in die ferne Schweiz (Basel) abgehoben - und haben sich damit auch von der ordinären krisengeplagten Bevölkerung abgehoben.

Geht schon bei 260 Kilometern, ist gut für die Spieler, so der DFB-Tenor. Der Verband hat das fröhlich in die sozialen Netzwerke gehauen. Als gäbe es kein Morgen mehr und als sei das kollektive Umweltbewusstsein im Jahre 1950 stehengeblieben. Hey Kinder, mögt ihr während Corona auch auf Manches verzichten - die Mannschaft fliegt! Dem kurzen Flug folgte in den sozialen Netzwerken ein langer Shitstorm.

[Mehr guten Sport aus lokaler Sicht finden Sie – wie auch Politik und Kultur – in unseren Leute-Newslettern aus den zwölf Berliner Bezirken. Hier kostenlos zu bestellen: leute.tagesspiegel.de]

Außerdem gibt es ja gute Gründe für den Kurzflug (Gesundheit, Blase und so weiter). Nur dumm, dass das außer der BILD-Zeitung keiner ernsthaft glauben will. An anderer Stelle wurde natürlich gefragt: Ist das nicht dekadent, brauchen wir das überhaupt? Das Spiel gab dann die Antwort, es wurde eher körperlos geführt trotz Blase, war aber doch dann ganz unterhaltsam.

Es wirkte aber an einem Wochenende, an dem der 1. FC Union Berlin vor 4500 Zuschauern den Sieg über das Coronavirus - quatsch, die Spiele ohne Zuschauer, gefeiert hat, etwas anachronistisch. Immerhin, beim Treibstoffverbrauch war der DFB einsame Fußballspitze am Wochenende. Komisch, dass kein Spieler über den Gang in den Flieger laut was gesagt hat. Ach so, Leon Goretzka war ja nicht an Bord.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Wenn die Flugsucht der Nationalmannschaft ansteckend ist, weil ja besser für die Spieler, dann wird es voll am Himmel am Wochenende. Die erste Runde des DFB-Pokals steht an. Hertha BSC müsste also nach Braunschweig fliegen (236 Kilometer!) und hätte es dort dann vom Flughafen Braunschweig bis zum Stadion näher (7,4 Kilometer) als die Nationalmannschaft in Basel (waren 13 Kilometer ungesunde Busfahrt vom Flughafen zum Stadion).

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false