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Bankdrücker. Jerome Boateng wird den FC Bayern verlassen.

© Andreas Gebert/dpa

Kein Platz mehr für Jerome Boateng: Der FC Bayern ist viel zu spät konsequent

Bayern München will Jerome Boateng loswerden, das machte Uli Hoeneß deutlich. Doch der Klub hat den richtigen Zeitpunkt dafür verpasst. Ein Kommentar.

Auch Jerome Boateng kann sich als Double-Gewinner mit dem FC Bayern bezeichnen. Doch eigentlich ist er der große Münchner Verlierer dieser Saison. Nicht nur im DFB-Pokalfinale am vergangenen Samstag in Berlin spielte er keine Rolle, auch während der entscheidenden Phase in der Bundesliga war der 30-Jährige zuletzt von Trainer Niko Kovac nicht berücksichtigt worden. Und dann gab es am Sonntag bei der Meisterfeier in München die nächste schallende Ohrfeige. Diesmal verbal.

Er wirke wie ein Fremdkörper, sagte Präsident Uli Hoeneß. "Ich würde ihm empfehlen, sich einen neuen Verein zu suchen." Hoeneß' Aussagen klingen konsequent, sind aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn letztlich haben es die Münchener verpasst, Boateng rechtzeitig zu verkaufen.

Noch vor der Weltmeisterschaft 2018 war Boateng unumstrittener Stammspieler, bildete mit Mats Hummels ein kongeniales Innenverteidiger-Duo. Das änderte sich schlagartig nach der WM, die nicht nur für Boateng und Hummels zum Desaster wurde. Als sich in Paris St. Germain, wo Thomas Tuchel gerade als neuer Trainer übernommen hatte, Ende August ein großer Interessent meldete, der bereit war rund 40 Millionen Euro zu überweisen, müssen sich die Bayern-Verantwortlichen die Hände gerieben haben.

Der Wechsel kam allerdings nicht zustande, da der neue Bayern-Trainer Niko Kovac mit Boateng plante und meinte, in der Innenverteidigung mit drei starken Abwehrspielern gut aufgestellt zu sein. Jener Kovac, in dessen Planungen Boateng nach und nach überhaupt keine Rolle mehr spielte. Weil Hummels und Niklas Süle schlicht und einfach besser waren.

Boateng hat mit dem FC Bayern abgeschlossen

Dass der FC Bayern Boateng nun loswerden will, kommt einfach zu spät. Denn nun ist auch bis Paris durchgedrungen, dass Boateng den Hauptbestandteil des Rezepts für seinen Erfolg eingebüßt hat: das Tempo, das ihn 2014 gepaart mit seiner Robustheit zu einem der besten Verteidiger der Welt hat aufsteigen lassen.

So wie Boateng in den vergangenen Wochen aufgetreten ist, hat er mit München abgeschlossen. Er hat keine Lust mehr, sich hinten anstellen zu müssen. Und zugleich haben die Bayern-Verantwortlichen es verpasst, ihm einen würdigen Abschied zu bescheren. Sie ließen es zur jetzigen Situation kommen. Einer Situation, aus der beide Parteien als Verlierer herausgehen.

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