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Die Weltmeisterschaft 2022 in Katar wird wie alle anderen WM-Endrunden bisher auf Rasen ausgetragen - nicht auf Sand.

© picture alliance / dpa

Kein Gras aus Holland für Katar: Wider die Logik des Systems

Ein holländisches Unternehmen erklärt, kein Gras für die Fußball-WM in Katar zu liefern. Das ist mehr als nur nutzlose Symbolpolitik. Ein Kommentar

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Wenn in etwas mehr als anderthalb Jahren zum ersten Mal eine Fußball-Weltmeisterschaft in der Wüste ausgetragen wird, dann wird vieles anders sein als sonst. In einem aber wird sich dieses WM-Turnier nicht von allen anderen WM-Turnieren unterscheiden. Auch in Katar wird auf Rasen gespielt und nicht etwa auf Sand. Daran ändert auch die Entscheidung des holländischen Unternehmens Hendriks Graszoden nichts, das gerade mit Verweis auf die unbefriedigende Menschenrechtslage in Katar verkündet hat, kein Gras für die WM zu liefern.

Nein, die Austragung des Turniers ist dadurch nicht gefährdet. Es wird sich schon jemand finden, der gerne einspringt; immerhin geht es um eine Menge Geld. Insofern könnte man die Entscheidung von Hendriks Graszoden als nutzlos abtun, als reine Symbolpolitik – weil sich ohnehin nichts ändert und das System am Ende stärker ist als die Moral. Aber gerade deshalb verdient das Unternehmen aus den Niederlanden jeden Respekt.

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Die großen internationalen Sportverbände beschwören gerne die weltverbessernde Kraft des Sports. Aber in der Regel dient dies nur dazu, das eigene Profitstreben zu verbrämen. Wenn eine WM in die Wüste vergeben wird, geht es nicht darum, die Rechte von Frauen oder Homosexuellen vor Ort zu verbessern; es geht darum, einen neuen lukrativen Markt für den Fußball zu erschließen.

Davon profitieren alle Beteiligten, selbst der kleine Rasenlieferant. Das System funktioniert, da es einer einfachen Logik folgt: Alle machen mit – weil alle mitmachen. Das wenigstens stimmt nun nicht mehr.

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