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Wird Juventus auch in Berlin jubeln können?

© Andrea di Marco/dpa

Juventus Turin gegen FC Barcelona: Auseinandersetzung der Systeme in Berlin

Kein Clásico? Kein Problem! Der Einzug von Juventus Turin ins Finale der Champions League gegen den FC Barcelona hat ein ungleich spannenderes Duell zur Folge, meint Sven Goldmann in seinem Kommentar.

Also doch kein Clásico in Berlin. Kein Champions-League-Finale zwischen Real und Barça, zwischen Kommerz und Leidenschaft, zwischen ... Reichtum und Reichtum. Juventus Turin ist dazwischen gegrätscht, als unwillkommener Gast zwischen den Granden aus Kastilien und Katalonien. Nichts Besseres hätte dem Champions-League-Finale am 6. Juni im Olympiastadion passieren können.

Die Primera División dominiert die Welt, trotz des Betriebsunfalls vom vergangenen Sommer, als die spanische Nationalmannschaft schon nach der Vorrunde der Weltmeisterschaft nach Hause reiste. Längst vergessen. Im vergangenen Jahr hatten Real und Atlético Madrid im Finale von Lissabon um den Gewinn der Champions League gestritten, diesmal standen drei spanische Mannschaften im Viertelfinale und zwei im Halbfinale. Ein zweites rein spanisches Duell im Finale der beiden besten Klubs der Welt hätte dem Wettbewerb einen Hauch von Beliebigkeit verliehen. Juventus Turin hat dagegen angekämpft, nicht ganz selbstlos, aber wen interessiert das schon. Ein italienisch-spanisches Duell entspricht sehr viel mehr dem europäischen Gedanken, einer Konkurrenz über Landes- und Ligagrenzen hinaus.  Berlin freut sich auf ein südeuropäisches Gipfeltreffen, eine Auseinandersetzung der Systeme.

Als wäre da nie die Satisfaktion eines WM-Titels gewesen

Hier die Schönheit des barcelonesischen Angriffspiels, dort die Effizienz des Turiner Ergebnisfußballs? In diesen Stereotypen lässt sich leicht verweilen, aber sie treffen nicht ganz den Kern der Wahrheit. Ja, Barcelona spielt den zurzeit wohl schönsten Fußball der Welt, mit dem Ästheten  Lionel Messi und seinen Compañeros Luis Suárez und Neymar. Aber wen kann Juventus alles dagegen setzen?!

Den Künstler Carlos Tévez. Den vogelwilden Antreiber Arturo Vidal. Den altersmilden Impresario Andrea Pirlo. Seinen virtuosen Adjutanten Paul Pogba. Alvaro Morata, den nicht einmal verschämt jubelnden Madrilenen, der am Mittwoch Madrid ausschaltete. Und, an  der Spitze der gar nicht so jugendlich daherkommende Torwart von Juventus. Gigi Buffon, ein 37 Jahre junges Bürschlein, das nach dem finalbringenden 1:1 in Madrid so ausgelassen jubelte, als wäre da nie die Karriere prägende Satisfaktion eines WM-Titels von 2006 gewesen, gewonnen übrigens  in Berlin, an der Seite übrigens von Andrea Pirlo.

Buffon,  Pirlo und ihre Spezies haben am Mittwoch im Bernabeu von Madrid gezeigt, wie zeitlos eine fußballerische Jugend sein kann. Und wie froh Berlin sein kann über dieses Finale zwischen Barça und Juventus. 

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