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Einer für den anderen. Matthijs de Ligt and Lasse Schöne nach dem sensationellem Triumph in Turin.

© Alberto Lingria/Reuters

Update

Jugendliche Leichtigkeit und Erfahrung: Wie Ajax Amsterdam der nächste Favoritensturz gelungen ist

Ajax zeigt, wie ein Team von auf großer Bühne unbekannten Spielern für Furore sorgen kann. An den Erfolg gewöhnen können sie sich aber wohl nicht.

Sie rannten wie wild in die Fankurve und tanzten mit den mitgereisten Anhängern aus Amsterdam. Wie Amateurfußballer nach dem Gewinn des Kreispokals, so ausgelassen, dass man meinte, sie vergaßen in Turin zu sein. Soeben hatte Ajax den nächsten Favoriten im eigenen Stadion gestürzt. Und wieder war es verdient.

Dabei ist der 2:1-Erfolg bei Juventus Turin noch deutlich höher anzurechnen, als das 4:1 beim Titelverteidiger Real Madrid im Achtelfinale. Denn Juventus war gewarnt, konnte sich auf das überfallartige Spiel der Niederländer einstellen. Konnte. Die Realität sah anders aus.

Der Erfolg ist eine Mischung aus jugendlicher Leichtigkeit und einer Menge Erfahrung. Kapitän Matthijs de Ligt, der Torschütze zum entscheidenden 2:1, er ist 19, Frankie de Jong, den der FC Barcelona für 75 Millionen Euro verpflichtet, 21. David Neres, der pfeilschnelle Linksaußen - erst 23. Wenn ihre Entwicklung weiter in dem Tempo voranschreitet, gehört ihnen die Zukunft im europäischen Fußball. "Kinder-Champions voller Persönlichkeit", wie die italienische "La Stampa" titelte, trifft den Nagel allerdings nicht auf den Kopf. Denn auf der anderen Seite gibt es da auch noch Spieler wie Dusan Tadic, den Mittelstürmer und überragenden Mann von Madrid, der bereits 30 ist und noch nie bei einem großen Klub gespielt hat.

Anders sieht es da bei Ajax-Innenverteidiger Daley Blind aus, der sich bei Manchester United versuchte, scheiterte und zurückkehrte. Sie alle sind Teil des Erfolgs und müssen diesen mit Ajax genießen. Da sie in der Konstellation nur noch bis Juni zusammenspielen werden. Sie wissen, dass sie sich bereits für größere Aufgaben empfehlen müssen. Und können: Viel größer könnte ihre Bühne nicht sein. Auch das ist ein Faktor für den überraschenden Erfolg in der Champions League.

Ajax kegelt nun auch Ronaldo raus

Sie werden die Unbekümmertheit, die sie auch nach frühen Rückschlägen in den Hinspielen gegen Madrid und gegen Turin sowie auch bei Juve gezeigt haben, bald anderswo zeigen. Bei Ajax ist anhand der Spielweise nie wirklich zu erkennen, wie es gerade steht. Das zeichnet sie aus. Und bringt den Gegner zur Verzweiflung.

Neben de Jong und Hakim Ziyech, an dem Borussia Dortmund und Bayern München interessiert sein sollen, weckt die halbe Mannschaft aber auch genau deshalb Begehrlichkeiten. Kontakt zu den Bayern bestünde insofern, dass Trainer Erik Ten Hag aus der Jugendabteilung der Münchner kam und auf Peter Bosz folgte. Den zog es bekanntlich nach Dortmund, mittlerweile trainiert er Bayer Leverkusen.

Man muss diese Mannschaft einfach lieben mit ihrer Spielfreude und der richtigen Mischung aus Unbekümmertheit und Souveränität. Schade, dass eine Reihe von Spielern sie verlassen werden.

schreibt NutzerIn McSchreck

Kein Wunder, dass die Ajax-Spieler begehrt sind. Nach dem Titelverteidiger Real Madrid hat Ajax nun auch den Star der Madrider Mannschaft aus dem vergangenen Jahr, Cristiano Ronaldo, aus dem Wettbewerb gekegelt. Der erzielte zwar das 1:0 und sah sich schon als Mann des Abends. Letztlich bleibt von ihm am Dienstagabend aber nur sein fieses Frustfoul aus der Nachspielzeit in Erinnerung.

Zwei europäische Schwergewichte, zweimal auswärts. Nach Real Madrid und Juventus Turin wird es für Ajax sicher nicht leichter werden im Halbfinale. Dort wird sich das junge Team umstellen müssen. Das Rückspiel gegen Manchester City oder Tottenham Hotspur wird nicht auswärts, sondern in Amsterdam stattfinden. Man könnte es aber auch so sehen: Die ganz große Finalparty wäre dann wieder auswärts.

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