zum Hauptinhalt
Knapp vorbei. Jogi Löw bei einer seiner Lieblingsbeschäftigungen.

© dpa

Jubiläum gegen Mexiko: Was der Bundestrainer für uns geleistet hat: Danke, Jogi!

Pünktlich zum 100. Pflichtspiel ist es högschde Zeit für eine Würdigung unseres Bundes-Jogis, dem viel mehr zu verdanken ist als nur der WM-Titel.

„Ich bin ein Berliner“? John F. Kennedy. „I’ll be back“? Arnold Schwarzenegger. „Högschde Disziplin“? Jogi Löw. Ist ein Ausspruch erst mal mit einer ganz bestimmten Person verknüpft, hat man es geschafft. Selbst wenn sich die Allgemeinheit mit der wiederkehrenden Verwendung eines Zitats eher lustig macht über einen. So hat Jogi Löw in den nunmehr zwölf Jahren seiner Amtszeit als Nationaltrainer mehr für die Akzeptanz der badischen Mundart getan als nur irgendwer.

Doch auch ansonsten ist der Einfluss vom Bundes-Jogi längst über die profanen Grenzen des Fußballrasens getreten. Und da die DFB-Elf heute gegen Mexiko zum 100. Pflichtspiel unter seiner Ägide antritt, ist es also högschde Zeit für eine Würdigung. Neben den Verdiensten um einen ansonsten und zumindest aus preußischer Sicht völlig verdienstfreien Dialekt sticht da zunächst das modische „Je ne sais quoi“ des Bundestrainers hervor.

Kleider machen Bundestrainer

Ob Rollkragen, schlichtes Hemd oder kecker V-Neck-Pullover, Jogi Löw steht am Seitenrand nicht nur wie fortlaufend aus einer Modestrecke gefallen, sondern immer auch in Textileinheit mit seinem Funktionsteam. Stichwort: modische Geschlossenheit. Die würde man sich glatt auch mal für das Bundeskabinett wünschen. Seehofer, Maas und Spahn in den cremefarbenen Hosenanzügen der Kanzlerin?

Wer modisch einheitlich auftritt, vertritt auch eher dieselben Ansichten. Kleider machen schließlich Leute. Und Bundestrainer. Der überhaupt und stets auch für sein Äußeres immer den richtigen Matchplan parat hat. Ob als Testimonial eines Kosmetikkonzerns, ob Nägel feilend während des Spiels oder ebendann im hehren Kampf gegen renitente Nasennebenhöhlen.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Jogi Löw, der erste von 80 Millionen Bundestrainern, ist sich seiner Vorbildfunktion stets bewusst und bricht bewusst Tabus. Oder um es mit Lukas Podolski, einem der großen Philosophen unserer Zeit, zu sagen: „Ich denke, 80 Prozent von euch und ich kraulen sich auch mal an den Eiern.“

Löw bricht Tabus, die keine sein sollen

Doch Löw kann auch anders, kann auch spielerisch. Er beherrscht die ganze Klaviatur. Im neckischen Spiel mit einem Balljungen, wie während der Europameisterschaft 2012, als er dem kleinen Helfer das Spielgerät aus den Händen schlug, oder als Genussraucher in der Loge des Basler St. Jakobparks, in die der für ein Spiel gesperrte Bundestrainer während eben jener EM verbannt wurde — Löw bricht Tabus, die keine sein sollten, und lächelt sie hinterher genussvoll in seinen Post-Spiel-Espresso.

Eine Ironie des Weltenlaufs, dass ausgerechnet der Mann, der mit „högschder Disziplin“ reüssierte, inzwischen längst auch für das Gegenteil steht, die absolute Entspanntheit. Eine Entspanntheit, die dem DFB, der sich als steter Kulturbotschafter seines Landes sieht, nur zu gut zu Gesicht steht. Ach ja, einen WM-Titel hat er auch noch geholt. Was sagt man dazu? Danke, vielleicht. Oder einfach: högschden Respekt. Und auf die nächsten 100.

Ilja Behnisch

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false