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Führte viele Jahre lang die Fifa: Joseph Blatter.

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Joseph Blatter beklagt Fifa-Amtsverfehlungen: Der unerträgliche Kritiker

Die Fifa ist in schlechten Händen bei Gianni Infantino. Das mag wohl stimmen. Aber aus dem Munde von Joseph Blatter will man das nicht hören. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Der Kritiker hat im Fußball schon immer ein fragwürdiges Bild abgegeben. Da ist der bierbäuchige Grantler, der die jungen Burschen auf dem Fußballplatz des Dorfes ob ihres Unvermögens zusammenfaltet. Oder ein paar Ebenen drüber: Die vielen Ex-Profis, die nach der sportlichen Karriere mehr oder minder erfolglos geblieben sind und deren letzte berufliche Ausfahrt in das Fußball-Expertentum mündete, wo sie ihre Nachfolger tadeln, als hätten sie selbst in ihrer kompletten Laufbahn nie mal einen Ball verstolpert.

Der jüngste Kritiker, der sich nun im Fußball hervorgetan hat, ist ein alter Mann: Joseph Blatter, 84 Jahre alt. Der frühere Präsident des Fußball-Weltverbandes findet, dass die Fifa unter ihrem Nachfolger Gianni Infantino in keinen guten Händen sei. Der Hintergrund: Infantino werden mehrere Amtsverfehlungen vorgeworfen, doch die Fifa-interne Ethikkommission will nicht weiter gegen ihn ermitteln. „Die Kontrollorgane der Fifa sind unter Gianni Infantino nicht mehr unabhängig“, schimpft Blatter.

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Damit hat Blatter zweifelsohne recht. Er hätte sich nur den Zusatz „mehr“ sparen können. Wirklich unabhängig war die Fifa in ihrer über 100 Jahre andauernden Geschichte noch nie. Und ganz bestimmt war sie das nicht in der von 1998 bis 2016 währenden Präsidentschaft eines gewissen Joseph Blatter.

Geradezu mafiaähnliche Strukturen wurden unter dem Schweizer in der Fifa gelebt, korrupte Verbandsfürsten verdienten sich am Fußballgeschäft dumm und dusselig. Und Blatter ließ sie machen, damit er selbst in Amt und Würden bleiben konnte. Der vermeintliche Reformationsprozess unter ihm wurde halbherzig und – ebenfalls – lediglich zum Zwecke des eigenen Machterhalts initiiert. Es stimmt, was Joseph Blatter sagt: Die Fifa ist derzeit in schlechten Händen. Doch aus seinem Munde ist dieses Urteil nur schwer zu ertragen.

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