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Englands Raheem Sterling erzielt das Tor zum 1:0. Die deutschen Spieler liegen geschlagen am Boden.

© Jhn Sibley/dpa

Joachim Löw und das Scheitern mit Ansage: Deutschland schaut bei der EM nur noch zu – und das ist zu wenig

Mit seinem 198. Spiel als Bundestrainer geht Joachim Löw – nach zwei schwachen Turnieren mit der Nationalmannschaft. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Claus Vetter

Trüber hätte die Ära von Joachim Löw nicht enden können. Der Abschied als Bundestrainer in seinem 198. Spiel mit dem 0:2 gegen die Engländer war zwar durchaus über lange Spielzeit ein würdevoller, aber die Ansprüche an eine deutsche Fußball-Nationalmannschaft sind höher als ein Ausscheiden im Achtelfinale. Immerhin endete im Fußballtempel von Wembley die Amtszeit von Löw, die im Jahr 2004 (zunächst zwei Jahre als Co-Trainer) begonnen und mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 ihren Höhepunkt hatte.

Doch von so einem Erfolg war Löw seitdem mit seinen Mannschaften weit entfernt und entfernte sich immer weiter. Das Aus bei der EM ist beinahe ein Spiegel dessen, was sich vor drei Jahren bei der WM in Russland ereignete. Es war ein letztlich klägliches Scheitern einer deutschen Mannschaft mit nur einem Sieg in vier Spielen. Und eben dabei mit nur einem Auftritt in der K.-o.-Phase, mit der Vergabe des Titels haben die Deutschen diesmal zurecht nichts zu tun.

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Insofern interessiert im Moment des Scheiterns auch nicht das, was einmal war. Auch wenn Joachim Löw nun nicht mehr Bundestrainer ist, wird er noch zur Verantwortung gezogen werden, um das Dilemma zu erklären. Es wird Kritik an den Nominierungskriterien des Bundestrainers geben, das Best-of-Löw-Paket mit den Rückkehren Thomas Müller und Mats Hummels wird in Frage gestellt werden und natürlich noch ganz vieles darüber hinaus. Aber was und wem hilft das?

Joachim Löw geht, Hansi Flick wird kommen und die Mannschaft wird ein neues Gesicht bekommen, anders und womöglich auch erfolgreicher spielen. Das System Löw hatte sich verbraucht, das war schon vor diesem EM-Turnier klar. Insofern sollten die Diskussionen um die Zukunft des Teams diesmal kürzer werden. Hansi Flick wird seine Vorstellungen haben.

Andere Aspekte werden nun vielleicht aus deutscher Zuschauer:innensicht genauso spannend sein, wie das Verfolgen der Spiele beim Turnier selbst. Die Diskussionen um mangelnde Vorsicht vor dem Virus bei den vielen Spielen mit vielen Zuschauer:innen, immerhin ist München ja noch als Austragungsort eines Viertelfinalspiels am Start. Und dann wird es natürlich um die Zukunft dieser Art von Veranstaltungen gehen, schon diese Europameisterschaft ist zu großen Teilen von Katar und China finanziert, Staaten also, die keine Demokratie leben und leben wollen.

Die trübe Aussicht auf eine WM in Katar im kommenden Jahr ist sicher bitterer, weil substanzieller für die Sportart, als das Ausscheiden der deutschen Mannschaft in Wembley am Dienstag. Die EM geht weiter, ohne Deutschland - doch was kommt danach?  

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