zum Hauptinhalt
Wie ein Löwe kämpfe er für seine Mannschaft, sagt Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC, über Lucas Tousart (l.). Gut, dass der Franzose gegen Mainz nach seiner Gelbsperre wieder zur Verfügung steht.

© imago images/camera4+

Jetzt wird's ernst im Abstiegskampf: Kracher-Wochen bei Hertha BSC

Bis zum Saisonende trifft Hertha BSC nur noch auf Gegner mit einem ähnlichen Body-Mass-Index. Ist das Vorteil oder Nachteil für das Team von Pal Dardai?

Normalerweise sollte Pal Dardai niemandem mehr erklären müssen, worum es in den kommenden sechs Wochen bis zum Saisonende geht. Und trotzdem: Eine subtile Botschaft an das Team kann natürlich nicht schaden. Zur Sicherheit sozusagen. „Wir haben heute schon mit Medizinbällen trainiert“, berichtete der Trainer von Hertha BSC am Dienstagnachmittag.

Jetzt wird’s hart. Sechs Wochen und sechs Spiele sind es noch, bis die Saison der Fußball-Bundesliga für Hertha BSC endet. Und bis dahin geht es um viel, wenn nicht sogar um alles. Echte Kracher-Wochen brechen jetzt für die Berliner an, beginnend mit dem Auswärtsspiel beim Tabellennachbarn Mainz 05 am Sonntagabend und endend mit dem Auswärtsspiel in Sinsheim am 22. Mai gegen die TSG Hoffenheim.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können]

Der Spielplan bringt es mit sich, dass Hertha, aktuell auf Platz 15 in der Bundesliga, im Endspurt noch gegen alle ernstzunehmenden Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg antreten muss. Oder darf. Außer Mainz (14.) sind das noch Bielefeld (16.) und Köln (17.). Dazu kommen die Schalker, die als abgeschlagener Letzter längst außer Konkurrenz sind, die Hoffenheimer (12.), bei denen nicht mit letzter Sicherheit auszuschließen ist, dass sie nicht doch noch ein Konkurrent werden, und als derzeit höchstplatzierter Gegner der SC Freiburg (10.).

Anders als die Mainzer also, die an den letzten vier Spieltagen noch gegen den Ersten, Dritten, Vierten und Fünften der Bundesliga spielen müssen, hat Hertha das Schlimmste auf den ersten Blick schon hinter sich. Dardais Team trifft ab jetzt nur noch auf Gegner mit einem ähnlichen Body-Mass-Index. „Jedes Spiel ist ein Derby“, sagt Herthas Trainer.

Jetzt ist jedes Spiel ein Derby

Es gehört zu den Eigenheiten eines Derbys, dass in einem solchen Spiel grundsätzlich alles möglich ist, dass es weder Favorit noch Außenseiter gibt, sondern Mentalität und Tagesform entscheiden. Ein Selbstläufer werden die letzten Begegnungen gegen vermeintlich leichte Gegner für Hertha daher ganz sicher nicht. Dazu genügt schon ein Blick auf die Ergebnisse aus der Hinrunde, als die Berliner gegen eben diese sechs Gegner nur fünf Punkte holten. Eine ähnliche Bilanz auch in der Rückrunde – und Hertha würde sich vermutlich erst einmal aus der Bundesliga verabschieden.  

Immerhin hat sich die Mannschaft zuletzt stabilisiert. Seit drei Spielen ist sie ungeschlagen, und aus den jüngsten fünf Begegnungen hat sie acht Punkte geholt. Trotzdem bleiben nach den Erfahrungen dieser Saison immer noch letzte Zweifel an der Wettkampfhärte des Teams. Selbst ihrem Trainer gibt die Mannschaft weiterhin Rätsel auf. „Manchmal hat man das Gefühl: Jetzt kommt etwas“, sagt Dardai. „Aber es kommt nicht.“

Der FSV Mainz 05, nach der Hinrunde schon so gut wie sicher abgestiegen, ist in dieser Hinsicht bereits einen Schritt weiter. Unter dem neuen Trainer Bo Svensson liegen die Mainzer in der Rückrundentabelle auf Platz fünf – vor Teams wie Dortmund, Gladbach und Leverkusen.

In Mainz wird es weh tun für Hertha BSC

Dardai hat sich am Sonntag das Spiel der Mainzer gegen den 1. FC Köln im Fernsehen angeschaut, den ebenso glücklichen wie beflügelnden 3:2-Sieg durch ein Tor in der Nachspielzeit. „Eine absolute Mentalitätsmannschaft“ sei der FSV, mit „Körpersprache, Wille, Laufbereitschaft, Aggressivität“, sagt Dardai. „Wir wissen, was uns da erwartet. Das Spiel wird bestimmt weh tun.“ Wenn der Schmerz am Ende nur körperlicher Natur wäre, hätte Hertha schon viel gewonnen.

Angesichts der besonderen Herausforderung in Mainz ist es zumindest von Vorteil, dass Lucas Tousart nach seiner Gelbsperre wieder zur Verfügung steht. Der Franzose, immerhin Herthas teuerster Einkauf der Vereinsgeschichte, hat sich nach einem schwierigen Start in Berlin immer besser in die Mannschaft eingefunden und sich zunehmend als Stabilisator erwiesen.

Eine letzte Warnung für Ascacibar

An seiner Seite könnte Sami Khedira auflaufen, der der mentalen Belastung mit seiner reichhaltigen Erfahrung ohne Frage gewachsen wäre. Nach seiner Verletzung und einem Kurzeinsatz im Derby stand er am Wochenende gegen Gladbach schon für wieder eine halbe Stunde auf dem Feld. „Ich hoffe, dass er fit genug ist“, sagt Dardai. In diesem Fall wäre Khedira am Sonntag in Mainz sogar schon ein Kandidat für die Startelf.

Am vergangenen Samstag kam Khedira nach einer guten Stunde für Santiago Ascacibar, der auf seine Auswechslung mit großem Unmut reagierte. Das wiederum hat seinem Trainer überhaupt nicht gefallen. Direkt nach dem Schlusspfiff widmete Dardai dem Argentinier ein paar scharfe Worte. Am Dienstag dann, vor dem ersten Training der Woche, nahm der Ungar Ascacibar für ein Gespräch zur Seite, von dem er später erzählte, es sei besser, wenn dessen Inhalt intern bleibe. „Ich hoffe, Santi hat es verstanden. Es war schließlich nicht der erste Fall“, sagt Herthas Trainer. „Er muss langsam kapieren, dass das Team das Wichtigste ist.“

Zur Startseite