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Jaron Siewert beim Trainingsauftakt der Füchse Berlin.

© Christoph Soeder/dpa

Jaron Siewert startet als jüngster Trainer der Handball-Bundesliga: „Ich erwarte auch von Kretzsche, dass er mal Kritik äußert“

Jaron Siewert ist nicht einmal halb so alt wie sein Vorgänger bei den Füchsen Berlin. In dieser Saison wird er beweisen müssen, dass er es trotzdem kann.

Wenn Jaron Siewert vor seinem Team steht und Anweisungen verteilt, fällt auf, dass er der Kleinste in der Runde ist. Noch dazu ist er mit 26 Jahren der jüngste Trainer der Handball-Bundesliga – nicht einmal halb so alt wie sein Vorgänger Velimir Petkovic. Siewert wird sich in dieser Saison beweisen müssen.

Vor dem Training begrüßt er die Spieler mit Handschlag, schaut dann die meiste Zeit ernst und konzentriert. Einmal, als einer der Spieler einen Übungsfehler macht, lacht er kurz, vielleicht eine Sekunde, und setzt dann wieder sein ernstes Gesicht auf. Die Spieler scheinen ihn zu respektieren, hören aufmerksam zu, reden kaum dazwischen.

„Fühlt sich noch wie damals an“

Auch in der Pressekonferenz vor dem Training schaut Siewert ernst, angespannt. Persönlichen Fragen weicht er aus. Er sagt: „Meine persönlichen Ziele stehen hinten an. Ich wurde vom Verein verpflichtet, und der Erfolg der Mannschaft steht über allem.“ Er erwarte auch von seinen Spielern, dass sie persönliche Belange hintenanstellen.

Jaron Siewert kommt aus Berlin Reinickendorf, hat schon mit sechs Jahren begonnen, bei den Füchsen Handball zu spielen. Zusammen mit den heutigen Profis Fabian Wiede und Paul Drux gewann er vier Jugend-Meisterschaften mit den Füchsen. „Es hat sich einiges verändert hier“, sagt er. „Schon allein, wenn man den Raum sieht. Aber es fühlt sich immer noch wie damals an.“

Einen Sieg nach dem anderen eingefahren

Damals, das war vor drei Jahren, als Siewert Berlin und die Füchse verließ, um den TuSEM Essen zu trainieren und erfolgreich in die Bundesliga zu führen. „Mit dem Aufstieg in die erste Liga konnte ich die drei Jahre in Essen perfekt beenden“, sagt Siewert. „Ich bin sehr froh über die Möglichkeit, jetzt hier bei den Füchsen zu sein.“

In Essen schlug sich der junge Trainer so gut, dass er dort Stefan Kretzschmar, dem Sportvorstand der Füchse Berlin, auffiel. „Er hat mit seinem Team einen Sieg nach dem anderen eingefahren“, sagt Kretzschmar. „Obwohl das meiner Meinung nach nicht die stärkste Mannschaft war, haben sie mit Jaron den Aufstieg geschafft.“

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Es habe zwei Vorstellungen über das Profil gegeben, erklärt Kretzschmar: „Entweder man holt sich einen routinierten Trainer, der alles gesehen hat und das Team mit Ruhe und Gelassenheit führen kann. Oder man holt sich einen Trainer mit einer eigenen Philosophie, eigenen Ideen und einem hohen Handball-IQ.“

Siewert fällt in die zweite Kategorie. Kretzschmar schätzt an ihm, dass er detailverliebt sei und sich akribisch vorbereite. Nach einer halben Stunde merke man ihm sein Alter nicht mehr an. Auch bei der Mannschaft sei er nach fünf Minuten als Cheftrainer akzeptiert gewesen.

„Er hat eine erstaunliche Abgeklärtheit“

„Er hat eine erstaunliche Abgeklärtheit“, sagt Kretzschmar. Er vertraue ihm wegen seines Knowhows und seiner Ausstrahlung. In der Vergangenheit hätte das Team keine klare Philosophie gehabt, keine neuen Ideen: „Das verspreche ich mir persönlich von Jaron.“

Jaron Siewert wiederum hat mit Stefan Kretzschmar einen Sportvorstand mit viel Expertise und weit mehr Erfahrung als er selbst vorweisen kann an der Seite. Ob ihn das auch nervös macht? „Beißen tut er nicht“, sagt Siewert und lacht.

Auch wenn die vergangenen Jahre lehrreich gewesen seien, wisse er, dass er gewisse Dinge noch nicht erlebt habe und von Kretzschmars Erfahrung profitieren könne. „Ich erwarte auch von Kretzsche, dass er mal Kritik äußert“, sagt Siewert. „Aber da nimmt er auch kein Blatt vor den Mund.“

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