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Mit roter Farbe im Gesicht machten Profifußballer wie Paulo Dybala von Juventus Turin auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam.

© Imago

Italienische Reporterin wird von Fan belästigt: Wir sollten uns alle aufregen!

Greta Beccaglia wird von einem Fan begrabscht und bekommt gesagt, sie solle sich nicht aufregen. Dabei gehen solche Übergriffe alle etwas an. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Eigentlich stand der Spieltag in der Serie A ganz im Zeichen der Gewaltbekämpfung. Zahlreiche italienische Profifußballer liefen am vergangenen Wochenende mit roter Farbe im Gesicht auf, um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam machen und sich mit Betroffenen zu solidarisieren.

Wie real Gewalt und Belästigung gegenüber Frauen auch im Fußball sind, zeigte sich am gleichen Tag. Während ihrer Liveschalte wurde die Journalistin Greta Beccaglia vor dem Stadion von Empoli von einem Mann begrabscht. Beim Verlassen des Stadions näherte er sich von hinten, spuckte in seine Hand und fasste ihr anschließend an den Hintern. Wie der Sender berichtete, sollen sich weitere Männer übergriffig verhalten haben.

Beccaglia erstattete später Anzeige und dank der TV-Aufnahmen konnte der Täter identifiziert werden, aber sie betonte auch: „Leider wissen wir, dass Frauen immer wieder solche Übergriffe erleiden, und die werden nicht von Kameras aufgezeichnet.“ Denn ihnen wird häufig nicht geglaubt, ihre Schilderungen werden angezweifelt und die Hürden, solche Vorfälle überhaupt zu melden, sind hoch.

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Das zeigte sich, als ein italienischer Radiosender den vermeintlichen Täter interviewte, um ihn zu seinen Motiven zu befragen, und der Moderator der Fußball-Sendung den Vorfall mit den Worten „Reg dich nicht auf“ bagatellisierte. So als würde irgendein Motiv dieses Verhalten rechtfertigen und, als wäre es nicht die Aufgabe aller, sich darüber aufzuregen, dass Frauen sich im beruflichen Kontext immer noch nicht frei bewegen können, ohne Angst haben zu müssen, belästigt zu werden.

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Der ehemalige italienische Ministerpräsident Giuseppe Conte hingegen stellte auf Twitter klar, dass „wir uns alle aufregen müssen“. Um Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, braucht es ein allgemeines Verantwortungsgefühl, dass Frauen nicht allein gelassen werden und dass Vorfälle sexualisierter Gewalt jeden etwas angehen. Und diese kollektive Verantwortung darf nicht auf die rot gefärbten Wangen einiger Fußballer beschränkt bleiben.

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