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Dominik Koepfer hat gute Wochen hinter sich.

© dpa

Inzwischen drittbester deutscher Tennisprofi: Dominik Koepfer feiert eine Premiere nach der anderen

In Hamburg bestritt Tennisprofi Dominik Koepfer sein erstes ATP-Turnier überhaupt in Deutschland – und spielte sich gleich in den Blickpunkt.

Enttäuscht war Dominik Köpfer am Ende schon ein bisschen. Unmittelbar nach seinem Aus bei den Hamburg European Open klang beim aktuell drittbesten deutschen Tennisspieler aber bereits wieder so etwas wie Stolz durch: „Die letzten zwei Wochen sind natürlich gut gelaufen. Ich habe viele gute Leute geschlagen und gegen Djokovic und Bautista Agut verloren, gegen sehr gute Spieler. Ich freue mich jetzt natürlich riesig auf Paris und gehe da mit einem positiven Gefühl hin“, sagte der 26-Jährige, der am späten Mittwochabend sein Achtelfinale am Rothenbaum gegen den an Nummer vier gesetzten Spanier Roberto Bautista Agut nach großem Kampf 3:6, 6:3 und 3:6 verloren hatte. In Hamburg sind damit bereits alle deutschen Profis im Einzel ausgeschieden.

Für Koepfer, dessen Mutter in Hamburg aufwuchs, war das Turnier am Rothenbaum auch deswegen besonders, weil es auf ATP-Level sein erstes in Deutschland war und weil hier einst schon sein verstorbener Großvater zuschaute. In der ersten Runde musste er noch auf einem Nebenplatz gegen den Japaner Yoshihito Nishioka antreten, was für ihn eine Extra-Motivation bedeutete. Denn mit einem Sieg konnte er sich ein Match auf dem Center Court verdienen. Da durfte ihm dann am Mittwoch sein Vater zuschauen: „Am Anfang war ich natürlich nervös. Es war ja für mich Neuland, hier in Deutschland zu spielen“, erzählte Koepfer.

Dass er erst im für Tennisverhältnisse durchaus fortgeschrittenen Alter von Mitte 20 den Sprung auf die Profitour geschafft hat, kam für viele überraschend. Im vergangenen Jahr machte er in Wimbledon erstmals so richtig auf sich aufmerksam und erreichte bei seinem Grand-Slam-Debüt immerhin gleich die zweite Runde. Später kam er bei den US Open sogar bis ins Achtelfinale. Zuvor war der Linkshänder nur eingeweihten Tennisexperten ein Begriff, auch weil sein Werdegang ziemlich ungewöhnlich ist.

Koepfer reifte als Collegespieler in den USA zu einem Topspieler

Koepfer entschied sich eher spät für eine Tenniskarriere, die allerdings in Deutschland nie so recht ins Rollen kam. Einen richtigen Sprung machte er erst in den USA, wo er als Collegespieler große Erfolge feierte und sich aufgrund seiner Kämpferqualitäten den Spitznamen „Pitbull“ verdiente.

An der Tulane University in New Orleans studierte er vier Jahre Finanzmanagement, auch, weil „meine Familie mir nie erlaubt hätte, ohne Abschluss auf die Tour zu gehen“, wie er in Hamburg erzählte. Dabei hätte er es auch leichter haben und in das Familienunternehmen seines Vaters in seiner Heimatstadt Furtwangen einsteigen können. Weil er von seinen Eltern in dieser Hinsicht aber nie unter Druck gesetzt wurde, konnte er einen anderen Weg einschlagen.

Der führte ihn nach seiner College-Zeit auf die Tennisplätze dieser Welt, zunächst vor allem auf die der unterklassigen Touren. Es war eine harte Lehre für Dominik Koepfer, in der er vor allem lernen musste, sein Temperament zu zügeln. Dabei halfen ihm Puzzles, die er vor Matches zusammensetzen sollte, um geduldiger zu werden. Inzwischen macht Koepfer das nicht mehr, trotzdem bricht es auch jetzt noch auf dem Platz öfter aus ihm heraus.

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In der Szene hat er sich inzwischen einen Namen gemacht. In Rom erreichte er vor Wochenfrist sogar das Viertelfinale, sein erstes bei einem Turnier der Masters Series. Dort unterlag er zwar dem Weltranglistenersten Novak Djokovic, nahm dem aber immerhin einen Satz ab. Und dass, obwohl er bei den Italian Open zuvor erstmals überhaupt ein Match auf Sand bei einem ATP-Turnier gewonnen hatte. „Ich bin von ihm beeindruckt. Er hat eine gute Einstellung, das ist die Grundlage“, lobte auch Boris Becker bei seinem Besuch am Dienstag auf der Anlage.

In der Weltrangliste steht Koepfer auf Platz 66 und damit so hoch wie noch nie in seiner Karriere. Auch deshalb wartet auf ihn nun wieder Neuland, denn bei den am Sonntag startenden French Open feiert er seine Premiere im Hauptfeld. Bis dahin muss er allerdings durchschnaufen. „In den nächsten paar Tagen werde ich ein bisschen easy machen. Ich habe zuletzt viel gespielt und da muss ich auf den Körper achten“, kündigte Koepfer nach seinem Hamburg-Aus an. Im nächsten Jahr will er wiederkommen – als dann endgültig Etablierter unter den besten Tennisprofis der Welt.

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