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Susann Müller hat mit den Spreefüxxen weiterhin den Aufstieg im Visier.

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Interview mit Spreefüxxe-Trainerin Susann Müller: „Wir müssten weiter oben stehen“

Trainerin Susann Müller über ihre Verlängerung bei den Spreefüxxen und die Suche nach Balance beim Berliner Handball-Zweitligisten.

Susann Müller, 33, ist seit 2019 Trainerin der Spreefüxxe. Die gebürtige Saalfelderin war zu ihrer aktiven Zeit mehrfach Deutsche Meisterin und lief 97-mal für die Nationalmannschaft auf. Aktuell macht sie ihre A-Lizenz. Wir haben mit ihr vor dem letzten Spiel der Spreefüxxe in diesem Jahr beim TuS Lintfort gesprochen.

Frau Müller, Sie haben vor ein paar Tagen ihren Vertrag bei den Spreefüxxen bis 2024 verlängert. Mussten Sie lange über das Angebot nachdenken?
Nein, da war kein großes Diskutieren nötig. Was ich mir hier mit den Mädels aufgebaut habe, das Umfeld und einfach auch die Stadt Berlin, passt. Warum soll ich irgendwo anders hingehen, wenn ich hier zufrieden bin?

Sie sind seit 2019 Trainerin bei den Frauen. Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Mannschaft seitdem?
Ich denke, dass wir große Schritte gemacht haben. Nicht nur, was den sportlichen Fortschritt der Mannschaft betrifft, sondern genauso das Drumherum. Die Physiotherapie beispielsweise und vieles, was nicht direkt das Handballspiel betrifft, wurden professionalisiert. Das macht eine Menge aus.

Was würden Sie denn sagen, war rückblickend ihre größte Herausforderung als Trainerin?
Ich war das Hochprofessionelle gewohnt. Da waren für mich Dinge selbstverständlich, die jemand, der sechs oder acht Stunden nebenher arbeitet, ganz anders sieht. Da musste ich mich erst einmal hereinfinden und das richtige Feingefühl entwickeln. Das ist schließlich eine ganz andere Belastung und eine große Herausforderung, die richtige Balance zu finden.

Man möchte die Spielerinnen schließlich nicht überfordern.
Richtig. Die Belastungs- und Entlastungssteuerung ist ein extrem schmaler Grat. Die Mädels sollen gesund bleiben, sich nicht verletzen und frisch und erholt zum Spiel kommen. Auf der anderen Seite sollen sie Topleistungen bringen und es sollen gute Resultate herauskommen. Das über das gesamte Jahr auszutarieren, ist nicht gerade einfach.

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Wie schwer war es da als ehemalige Profi- und Nationalspielerin, die eigenen Ansprüche herunterzuschrauben?
Da bin ich ein sehr geduldiger Mensch. Ich wusste, dass ich hier keine Spielerinnen antreffen werde, mit denen ich in der Nationalmannschaft zusammengespielt hätte oder in Bietigheim oder wo auch immer auf dem Platz gestanden hätte. Aber es geht ja nicht zuletzt darum, Spielerinnen zu entwickeln und sich nicht ins gemachte Nest zu setzen. Zu sehen, wie sich manche hier in den letzten Jahren entwickelt haben, ist das Spannende an der Mannschaft. Wenn ich zum Beispiel eine so hochtalentierte Handballerin wie Leoni Baßiner sehe, macht das unglaublich viel Lust und Spaß, mit ihr zu arbeiten. Da geht es dann auch viel um den Menschen, den man trifft und nicht nur um das Handballerische.

Durch die Corona-Pandemie war die Herausforderung noch einmal größer. Die Liga (HBF) hat aufgrund der anhaltenden Infektionen auf die 2G-Regel umgestellt. War das bei den Spreefüxxen ein Problem?
Bei uns sind alle geimpft. Das hatten wir schon im Sommer erledigt und es hat sich auch keiner dagegen gesträubt. Trotzdem bin ich kein Freund davon, jemandem vorzuschreiben, was er mit seinem Körper tun soll. Aber ich hatte Corona und weiß, dass diese Krankheit kein Spaß ist. Deswegen ist es wahrscheinlich klüger, sich impfen zu lassen.

Die Spreefüxxe stehen momentan auf Platz vier. Wie zufrieden sind Sie damit?
Das ist extrem schwierig zu sagen. Natürlich hatten wir uns etwas anderes vorgestellt und ich bin der Meinung, dass wir weiter oben stehen müssten. Uns hat in entscheidenden Spielen etwas die Abgeklärtheit gefehlt, das ist aber bei der jungen Mannschaft nur verständlich. Daran müssen wir arbeiten. Aber die Saison ist noch lang und die Spitze eng beieinander – da kann noch vieles passieren.

Durch drei Absteiger aus der ersten Liga ist die Konkurrenz um den Aufstieg in diesem Jahr etwas größer.
Das stimmt definitiv. Da gibt es mehr Druckspiele. Und die Körperlichkeit und Konstitution sind bei den Mannschaften eine ganz andere. Da wird es schnell mal dunkel und man muss cleverer sein. Ich bin trotzdem der Meinung, dass das alles Gegner sind, die wir schlagen können. Da müssen wir weiter hart arbeiten, sind aber auf einem guten Weg.

Durch den Umbruch im Kader ist das nicht immer einfach.
Uns fehlt die Breite. Wir haben uns auf einigen Positionen verstärkt, mussten aber auch zwei Leistungsträger abgeben, die nicht länger in der zweiten Liga spielen wollten. Das merkt man. Die Lücke muss man erstmal füllen und das fällt einer 18-Jährigen schwerer als einer Mitte Zwanzig-Jährigen.

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