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Geld oder Liebe? Viele Fans des 1. FC Union möchten gerne an den traditionellen Werten des Klubs festhalten.

© Jörg Carstensen/dpa

Interview mit Ex-Manager Christian Beeck: „Union ist ein Klub wie jeder andere“

Ex-Manager Christian Beeck über den umstrittenen Hauptsponsor der Köpenicker, die Haltung des Aufsteigers und die Chancen auf den Klassenverbleib.

Von Katrin Schulze

Herr Beeck, wie hat sich der 1. FC Union verändert, seit Sie ihn 2011 verlassen haben?

Das Grundelement Fußball wird nach wie vor gespielt. Und auch die Grund-DNA ist geblieben: Man muss jeden Tag 24 Stunden für den 1. FC Union leben. Das ist nicht anders als bei anderen Traditionsvereinen wie Schalke und Dortmund oder Aue und Dresden. Im Sponsoring- und Marketingbereich hat sich natürlich so einiges verändert.

Weil mehr Geld im Spiel ist?

Ich weiß noch, dass wir 2005/06 für die Einladungen zur Mitgliederversammlung Geld für die Briefmarken suchen mussten, weil die Kasse leer war. Präsident Dirk Zingler ist eingesprungen. Wie so oft in der damaligen Zeit. Inzwischen sind ganz andere Summen im Umlauf. Union hat sich etwas aufgebaut, das Respekt verdient. Es war zwar nicht billig, aber sie haben es gepackt.

Und jetzt kommt auch noch eine Immobilienfirma als Hauptsponsor dazu.

Das ist ein Problem für einen Verein, der sich eigentlich gegen Kommerz ausspricht. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich mag meine Unioner und liebe den Verein, ich bin da fußballerisch groß geworden. Ich finde es allerdings sehr schade, dass Union seit Jahren so tut, als wäre man weniger kommerziell als die anderen. Dass man zur eigenen Kommerzstory nicht steht, kann ich nicht verstehen.

Union ist also ein Klub wie jeder andere?

Natürlich, er ist Bestandteil des Fußballzirkusses und damit genauso kommerziell wie alle anderen. Ansonsten würde das Fußballgeschäft gar nicht funktionieren. Zumal der Verein ja schon ein paar merkwürdige Möglichkeiten diesbezüglich hinter sich hat.

Was genau meinen Sie?

Aktien zur Finanzierung eines Stadionbaus zu nutzen, ist kommerziell gesehen perfekt. Passt aber nicht zu Union. Auch wenn man als Mitglied anschließend zum Stadion gehört. Am Ende ist es eine schwere kommerzielle Form des Finanzmarktes. Und das bei Union, bei einem Verein, der angeblich nicht kommerziell ist. Jetzt eine Immobilienfirma als Hauptsponsor, gerade in Berlin mit einem großen Wohnmietproblem. Da sieht auch der letzte Fan, dass Union ein Klub ist wie jeder andere. Aber Geld regiert die Welt im Fußball, es geht nicht anders.

Wirklich nicht?

Offenbar nicht. Sonst hätte Union den Sponsor ja nicht genommen, die Diskussionen, die jetzt aufkommen, hätte man sich bestimmt lieber erspart.

Die Fans sind verärgert über die Immobilienfirma und hätten sich lieber Berliner Pilsner oder eine andere Berliner Marke gewünscht.

Dass es manchem Fan nicht gefällt, ist logisch. Und der Verein hat inzwischen so viele Mitglieder, dass er nicht mehr wie früher alle unter einen Hut bekommt. Da geht es nicht mehr so familiär zu. Das kriegst du nicht mehr genormt, vor allem weil sich auch viele in Foren und sozialen Netzwerken zusammentun. Aber die Anhänger müssen auch verstehen, dass es für einen so speziellen Verein nicht so leicht ist, einen Sponsor zu finden.

Gibt es nicht genug Firmen, die einen so speziellen Verein unterstützen wollen würden? Union gilt als kultig und sympathisch.

Viele Firmen haben gar nicht das Geld dazu. Gerade in Berlin gibt es keine großen Konzerne mit Hauptsitzen. Ein Sponsor will die Menge erreichen, bei Union erreiche ich die eher nicht. Union ist in der Wahrnehmung nicht so groß wie der HSV oder Köln.

Christian Beeck hat heute mit dem Fußballgeschäft nichts mehr zu tun.
Christian Beeck hat heute mit dem Fußballgeschäft nichts mehr zu tun.

© dpa

Der Verein scheint trotzdem davon überrascht zu sein, dass so viele die Immobilienfirma als Sponsor ablehnen.

Ich denke nicht. Da ist schon ein Plan dahinter. Union handelt nicht anders als alle anderen Vereine in der Liga. Wenn man dazu steht und das transparent macht, ist das in der heutigen Zeit alles kein Problem. Davon hat der Verein mehr, als wenn er es nur in seinem Kämmerlein lässt und aussitzt.

Präsident Dirk Zingler hat allerdings gesagt, dass sich Union mit dem Aufstieg nicht verändern werde.

Der Satz ist nur logisch. Natürlich braucht er die Vereinskultur nicht zu verändern, weil er schon vorher alles dahingehend verändert hat, um genau da hin zu kommen, wo man jetzt ist.

Rechnen Sie mit Protesten zum Ligastart wegen des neues Sponsors?

Ach nein, ich würde das jetzt auch nicht überbewerten. Irgendwann spielen alle wieder Fußball, dann kommen die Bayern und Dortmund in die Alte Försterei, alle feiern Fußballfeste und alles ist fein.

Und die Unioner bleiben erstklassig?

Wenn sie es hinbekommen, ein tolles Team zu erwirtschaften – und das meine ich wörtlich – und schwierigen Debatten fernbleiben, können sie es schaffen, in der Bundesliga zu bleiben. Düsseldorf hat gezeigt, wie es geht. Wenn Union das auch hinkriegt, hat der Klub sich mit dem Jahr Bundesliga gut saniert. Die Finanzen stehen im Fußball nun mal an erster Stelle.

Christian Beeck, 47, startete seine fußballerische Karriere beim 1. FC Union. Als Manager erlebte er zwischen 2005 und 2011 den Aufstieg des Klubs von der Regionalliga in die Zweite Liga. Heute ist er Unternehmer.

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