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Ilkay Gündogan bejubelt seinen Führungstreffer gegen Estland.

© Federico Gambarini/dpa

Instagram-Like für militärischen Gruß: Ilkay Gündogan und Emre Can agieren zu naiv

Vor allem Gündogan hätte sensibilisiert sein sollen. So muss er sich erneut für etwas entschuldigen, was so einfach zu vermeiden gewesen wäre. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christopher Stolz

Ilkay Gündogan und die deutsche Öffentlichkeit – das ist seit Mai 2018 ein besonderes Verhältnis. Vor der Fußball-Weltmeisterschaft in Russland posieren Gündogan und der damalige Nationalspieler Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und treten einen Sturm der Entrüstung los. Bei den Länderspielen in Österreich und in Leverkusen einen Monat später werden sie ausgepfiffen, ihre Schritte stehen deshalb genau im Fokus. Noch mehr bei Gündogan, da Özil mittlerweile zurückgetreten ist. Das weiß Gündogan natürlich. Und deshalb ist es auch unverständlich, dass er kurzzeitig ein Bild auf Instagram likt, ohne über mögliche Konsequenzen nachzudenken.

Es ist sehr wohl möglich, dass Gündogan und auch Emre Can, die türkische Wurzeln haben, wirklich nur ihre Freude darüber ausdrücken wollten, dass ihr ehemaliger Mitspieler Cenk Tosun ein Tor für die Türkei geschossen hat – so erklärte es Gündogan auch nach dem Länderspiel in Estland am Sonntagabend. Doch spätestens auf den zweiten Blick hätte ihnen auffallen müssen, dass der Militärgruß und die Bildunterschrift „Für unsere Nation, vor allem für jene, die für unser Land ihr Leben riskieren“ eine politische Botschaft enthalten.

So müssen sich Gündogan und Can den Vorwurf gefallen lassen, zu naiv zu agieren. Gerade Gündogan, der nach all den Verwicklungen seit Mai 2018 sensibilisiert sein sollte und genau darauf achten müsste, wie und in welcher Form er sich äußert. Ja, er hat das Like schnell wieder zurückgenommen, als ihm bewusst wurde, wie es gedeutet werden könnte. Es sieht aber mindestens unglücklich aus, weil es nun nach dem Erdogan-Foto ein zweites Mal vorkommt. So muss er sich schon zum zweiten Mal für etwas entschuldigen, was so einfach zu vermeiden war.

Dabei geht es gar nicht konkret darum, dass Gündogan und Can türkische Wurzeln haben. Der Aufschrei wäre wohl genauso groß, wenn ein anderer deutscher Nationalspieler Tosuns Foto liken würde. Es geht darum, dass sich Nationalspieler, die so sehr in der Öffentlichkeit stehen, darüber bewusst werden müssen, welche Verantwortung sie haben.

Wenn sie in der Öffentlichkeit etwas tun oder sagen oder irgendwie ihre Meinung kundtun, tun sie das nicht nur als Privatperson, sondern als Repräsentant ihrer Nationalmannschaft. Das hat Ilkay Gündogan nun erneut erfahren müssen. Und daraus muss er die richtigen Lehren ziehen.

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