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Geimpft oder genesen. In Hamburg wird die 2G-Regel bereits angewandt, auch beim Fußball-Zweitligisten FC St. Pauli.

© opokupix/Imago

Impfmuffel nicht mehr in die Stadien?: Eine Demokratie muss Haltungen aushalten können, die unsozial sind

Die 2G-Regel, die nun auch in Berlins Stadien angewandt werden kann, eröffnet dem Sport Wege zu alter Normalität - unproblematisch ist das nicht. Ein Kommentar

Es klingt traumhaft. Endlich wieder vollere Stadien und Hallen, ohne Abstand und Masken auf den Rängen. „2G“ macht die Rückkehr zur alten Realität vielleicht bald schon flächendeckend möglich. In Hamburg läuft das Modell, nur Geimpften und Genesenen Zutritt zu erlauben, auch schon bei Sportveranstaltungen, unter anderem beim FC St. Pauli und in Hallensportarten wie Handball und Basketball. Nicht-Geimpfte oder Nicht-Genesene sind ausgeschlossen, auch ein negativer Coronatest hilft ihnen nicht.

Andere Länder werden nachziehen, Berlin hat am Dienstag nachgezogen: Hier können Veranstalter nun selbst entscheiden, ob sie 2G zur Einlassbedingung machen. Ausgegrenzt sind dann die unvernünftigen Menschen, die sich nicht impfen lassen wollen und es somit dem vernünftigen Teil der Menschheit nicht ermöglichen wollen, ihr Leben unbeschwert zu leben. Das haben sie davon!

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Ganz so einfach ist es nicht, auch wenn das Modell 2G für den Sport eine große Erleichterung bedeuten kann, grenzt es auch aus. Nicht nur die Impfmuffel, sondern auch diejenigen, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können. In diesem Zusammenhang hat St. Paulis Präsident Oke Göttlich schon angeregt, diesen Menschen Zugang zu ermöglichen – so wie das übrigens Jugendlichen unter 18 Jahren auch innerhalb dieses Modells mit negativem Testergebnis möglich ist (Kinder unter zwölf Jahren dürfen schließlich noch nicht geimpft werden).
Doch wenn diese Reglung dazu nützen soll, die Impfmuffel mit Druck zu überzeugen, ist das problematisch. Die Demokratie muss auch Meinungen aushalten können, die unsozial ausfallen. Einen Impfzwang gibt es schließlich nicht. Insofern ist das neue Modell für den Sport noch nicht der große Schritt auf den Weg zurück zur alten Normalität, sondern auch ein Schritt, der auch im Corona-Zeitalter diskutabel ist.

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