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Fußball mit Fans ist schöner, aber Sicherheit geht vor.

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Immer wieder neue Kritik an Fußball und Co.: Profisport ist nicht wichtig, aber schön

Hat der Fußball wirklich „Narrenfreiheit“ und ist es „irreführend“ die Rückkehr von Fans in die Arenen zu diskutieren? Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Wie wichtig ist der Profisport in Zeiten einer weltweiten Pandemie? Ulrich Montgomery, Chef des Weltärztebundes, hat dazu eine klare Meinung: „Der Fußball scheint offenbar Narrenfreiheit zu genießen“, sagte er der Passauer Neuen Presse in einem Interview und sprach von einem „verheerenden Zeichen“, wenn Bürger ihre Ferien nicht im Ausland verbringen dürften, Bosse und Spieler des FC Bayern aber in ein Hochrisikogebiet wie Budapest reisen würden, um dort ein Fußballspiel auszutragen – und das beim 2:1-Verlängerungssieg im Supercup gegen den FC Sevilla auch noch vor 15.500 Fans.

Ein paar Tage zuvor hatte sich bereits Christian Drosten ähnlich positioniert: „Wir müssen aufhören, uns über so Dinge wie Fußballstadien zu unterhalten. Das ist wirklich komplett irreführend.“ Der Virologe meinte damit die Diskussionen über die Wiederzulassung von Zuschauern in der Bundesliga, die zuletzt auch die höchsten Ebenen der Politik beschäftigten.

Von Drosten ist bekannt, dass ihm der Fußball „vollkommen egal“ ist, vielleicht fällt es ihm deshalb auch schwer zu verstehen, wie sehr viele Menschen an ihm oder anderen Sportarten hängen – und sei es eben nur als passiv interessierter Fan.

Der Profisport hat das Recht und die Pflicht seine Existenz zu sichern

Natürlich gibt es im Moment drängendere Fragen, der Profisport hat trotzdem das Recht und die Pflicht seine Existenz zu sichern. Was den Fußball von anderen Wirtschaftszweigen unterscheidet, sind ganz offenbar gute Drähte zu den Entscheidern. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass sich die Hygienekonzepte, die beispielsweise die Bundesliga vorgelegt hat, bewährt haben – kleine Fehler inklusive. Dass nun über den nächsten Schritt nachgedacht wird, ist nur logisch.

Tatsache ist, dass der Profisport weltweit die Menschen fasziniert, auch wenn es vielleicht nur eine große Minderheit ist, die sich landesspezifisch an entweder Fußball, Rugby oder Sumo erfreut. Ablenkung gehört zum Leben, sie macht es schöner und leichter. Überall auf dem Planeten. Und übrigens auch in Ländern, in denen die Menschen tagtäglich und nicht nur während Corona mit Not und Leid konfrontiert werden.

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Wenn der Sport nun nach Wegen sucht, um langfristig wieder zur Normalität zurückzukehren, ist das ein durchaus positives Signal. Vor allem dann, wenn dabei die Sicherheit von Spielern und Fans ausdrücklich in den Mittelpunkt gerückt wird.

Das ist nicht bei allen Veranstaltungen immer zweifelsfrei zu erkennen. Kritik ist deshalb erlaubt. Mit dem Zeigefinger aber stets und ständig auf die vermeintlich abgehobenen Berufssportler zu zeigen, ist auch ziemlich billig und bedient den in Deutschland offenbar besonders ausgeprägten Neidfaktor.

Ärzte und Wissenschaftler leisten herausragende und für die Gesellschaft so wichtige Arbeit. Aber sie sollten nicht andere dafür kritisieren, wenn die auch nur ihren Job erledigen. Selbst dann, wenn es nur um so profane Dinge wie den Profisport geht.

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