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Sport: Im Traumschiff

Ronald Rauhe und Tim Wieskötter sind die ersten deutschen Kanuprofis

Berlin. Weltmeister sind Ronald Rauhe und Tim Wieskötter schon zusammen geworden, aber in diesem Jahr ist ihnen ein besonderer Karrieresprung gelungen. Zwei große Unternehmen haben mit ihnen Werbeverträge abgeschlossen, und jetzt sind sie richtige Berufspaddler. Wenn sie wollten, könnten sie ihren Lebensunterhalt ausschließlich mit Kanufahren bestreiten. Das hat vorher noch kein deutscher Kanufahrer geschafft.

Wenn bisher von deutschen Kanusportlern ausführlich die Rede war, dann meistens von Birgit Fischer. Die 42-Jährige ist mit sieben olympischen Goldmedaillen die Erfolgreichste ihrer Sportart, und am Wochenende bei der Olympiaqualifikation in Duisburg wurde sie einmal Fünfte und einmal Dritte. In Athen wird sie bestimmt dabei sein und vielleicht sogar im Vierer-Kajak ihre achte Goldmedaille gewinnen. Hohe Aufmerksamkeit genießen nun aber auch Rauhe und Wieskötter. Das liegt zum einen daran, dass der 22 Jahre alte Berliner Rauhe und der 25 Jahre alte Potsdamer Wieskötter zusammen im Zweier-Kajak über 500 Meter schon dreimal Weltmeister geworden sind. Zum anderen bilden sie ein sympathisches Team. „Wir sind sehr gut miteinander befreundet“, sagt Rauhe. Der kleinere und kräftigere Rauhe gibt den Schlag vor, Wieskötter sitzt hinten im Boot und überragt seinen Mitfahrer an Größe und Ausdauer.

Auch die beiden Werbeverträge haben ihre Position in der deutschen Kanu-Nationalmannschaft verbessert. Das Mobilfunkunternehmen O2 bezahle ihnen eine hübsche Summe und werde mit ihnen auch in Zeitungsanzeigen werben, erzählt Rauhe. Außerdem haben sie noch einen Vertrag mit Daimler-Chrysler. Alle sechs Monate steht bei jedem der beiden ein neuer Mercedes vor der Tür.

Es heißt, dass sie mit ihren Verträgen bald so viel einnehmen könnten wie der Deutsche Kanu-Verband (DKV) von Sponsoren für die gesamte Nationalmannschaft. „Wir wollen unseren Sport nach vorne bringen. Aber trotzdem merken wir, dass uns einige beneiden“, erzählt Rauhe. Weil sie auch noch der Sportförderkompanie der Bundeswehr angehören, haben die zwei ein besseres Auskommen. Ihre Stärke wollen beide auch dadurch ausnutzen, dass sie in Athen erstmals über 500 Meter und 1000 Meter starten. Vor allem über 500 Meter gelten sie als Kandidaten für den Olympiasieg.

Wegen ihrer erfolgreichen Vermarktung zeichnen sich schon erste Konflikte mit dem DKV ab. Rauhe und Wieskötter wollen schließlich so viele Werbeflächen wie möglich für ihre Sponsoren bekommen. Aber dazu bleibt ihnen bei Rennen mit der Nationalmannschaft nur der hintere Teil ihre Bootes. Für die übrigen Flächen hat der DKV laufende Verträge, mit einer Ausnahme. „Den Werbevertrag für das Paddel haben die Aktiven selber geschlossen, nicht wir als Verband“, sagt Wolfgang Over, der Generalsekretär des DKV. Nach den Olympischen Spielen liefen die Verträge jedoch aus. Dann könnte sich Over vorstellen, dass Rauhe und Wieskötter neue Freiheiten bekämen.

Einige Freiheiten nimmt sich Rauhe auch jetzt schon heraus. „Ich fahre im Olympiajahr Ski und Motorrad, selbst wenn das die Bundestrainer nicht gerne sehen.“ Und er spielt weiterhin Kanupolo. Rauhe ist auch als Berufspaddler noch ein Freizeitsportler.

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