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Willkommen zurück. Mats Hummels und Thomas Müller (v.l.) stehen im EM-Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw.

© dpa

Hummels und Müller wieder in der Nationalmannschaft: Keine mutige Entscheidung, aber die richtige

Eine Überraschung ist es nach den Meldungen der vergangenen Tage nicht mehr: Joachim Löw reaktiviert Mats Hummels und Thomas Müller. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Endlich! Endlich! Endlich! Ja, es ist vorbei. Nie wieder Fragen nach Thomas Müller, Mats Hummels und ihrer Rückkehr in die Nationalmannschaft. Mehr als zwei Jahre war es immer das gleiche Spiel: Herr Löw, was ist jetzt mit…? Jogi, wie sieht es aus…? Gibt es noch eine Chance, dass …?

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Ja, Thomas Müller und Mats Hummels sind dabei, wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am 15. Juni, also in ziemlich genau vier Wochen, mit dem Spiel gegen Weltmeister Frankreich in die Europameisterschaft startet. Gemessen an der Vehemenz, mit der Bundestrainer Joachim Löw immer wieder den Neuaufbau beschworen hat, ist das eine ziemliche Überraschung.

Gemessen an den Meldungen der vergangenen Tage ist die Reaktivierung der beiden Weltmeister von 2014 hingegen nur noch der Vollzug einer vermeintlichen Selbstverständlichkeit.

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Natürlich wird es jetzt genug Menschen geben, die Löw einen Umfaller schimpfen. Aber das sind Menschen, die sich an Löw schon lange sattgesehen haben und denen es der Bundestrainer ohnehin nicht recht machen kann. Denn wenn Löw Hummels und Müller nicht nominiert hätte, dann hätte er sich natürlich mal wieder als komplett beratungsresistenter Sturkopf erwiesen.

Deshalb mal ganz ohne Furor: Es war richtig, ja sogar überfällig, im Frühjahr 2019 einen Neuanfang zu wagen – weil der Bundestrainer damals noch in größeren Dimensionen gedacht hat, bis zur Advents-WM im späten Herbst 2022 nämlich. Aber Joachim Löw muss jetzt keine Rücksicht mehr nehmen: nicht auf morgen oder übermorgen. Und schon gar nicht auf sich selbst.

Löw nominiert die aktuell Besten

Die Arbeitsgrundlage hat sich für ihn entscheidend verändert, seitdem Löw zu dem Entschluss gekommen, ist, dass seine scheinbar ewig währende Amtszeit mit dem Aus bei der Paneuropa-EM in diesem Sommer endet. Und es ist sein gutes Recht, dieses Ausscheiden möglichst lange hinauszuzögern, indem er die besten verfügbaren Spieler für die EM in seinen Kader beruft.

Wer die Besten sind, darüber lässt sich leidenschaftlich streiten. Das wird man in den nächsten Stunden und Tagen wieder zur Genüge feststellen (Warum jetzt Jonas Hofmann? Und wieso nicht Philipp Max?). Dass Thomas Müller und Mats Hummels in ihrer aktuellen Verfassung Löws erlauchtem Kreis angehören (anders als Jerome Boateng), das dürfte hingegen Konsens sein.

Hummels profitiert natürlich davon, dass seine potenziellen Nachfolger in der Innenverteidigung der Nationalmannschaft immer noch kein stabiles Gebilde hinbekommen haben. Zudem kann er der jungen Mannschaft als Führungsspieler Halt geben kann. Hummels ist von seiner Art her allerdings auch jemand, der diese Führungsrolle offensiv für sich beansprucht. Ganz ohne Risiko scheint das in einer Mannschaft, in der sich bereits neue Hierarchien herausgebildet haben, nicht zu sein.

Müller hat sich die EM mehr als verdient

Die Nominierung von Thomas Müller ist hingegen über jeden Zweifel erhaben. Dass sein Verein, der FC Bayern München, in den vergangenen anderthalb Jahren wieder ein unbezwingbares Monster geworden ist, das hängt natürlich mit Hansi Flick und seinem Wirken als Trainer zusammen. Es liegt aber mindestens genauso daran, dass Thomas Müller unter Flick wieder Thomas Müller ist. 21 Vorlagen und 6 Tore in dieser Saison – das ist eine Bilanz, die kein anderer Offensivspieler mit deutschem Pass vorweisen kann.

Es ist daher keine allzu mutige Entscheidung, dass Joachim Löw Hummels und Müller nun doch wieder in die Nationalmannschaft zurückholt. Aber darauf kommt es auch nicht an. Viel wichtiger ist: Es ist die richtige Entscheidung.

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