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Duell der Giganten. Nicole Billa (l.) empfängt mit der TSG Hoffenheim Alexandra Popps Wolfsburgerinnen.

© Michael Deines/dpa

Hoffenheims Topstürmerin Nicole Billa im Interview: „Kickboxen ging früher immer vor“

Vor dem Rückrundenauftakt der Fußball-Bundesliga spricht Nicole Billa über ihre alte Leidenschaft, Zeitmanagement – und das Topspiel gegen Wolfsburg.

Von David Joram

Frau Billa, wissen Sie, wie oft die Hoffenheimer Fußballerinnen schon gegen Wolfsburg gewonnen haben?
Nee, müsste ich schätzen, keine Ahnung.

Schätzen Sie mal.
Noch nie?

Stimmt. 13 Spiele, 13 Niederlagen. Was spricht dafür, dass sich das nun ändert?
Es wird ein schwieriges Spiel, keine Frage. Wolfsburg wird uns alles abverlangen, das ist eine Topmannschaft, sehr athletisch, mit zahlreichen Weltklassespielerinnen. Da ist es wurscht, wer von denen auf welcher Position spielt. Wir müssen als Team dagegenhalten. Zuversichtlich stimmt die Hinrunde, wir sind diese Saison in einer toller Verfassung. Wenn alles passt, können wir sie schlagen.

Die TSG ist aktuell Zweiter, der Rückstand auf Wolfsburg beträgt nur drei Punkte. Was macht das Team dieses Jahr so stark?
Wir ziehen unseren Plan in dieser Saison einfach gut durch. Dieser Wille, dieser Einsatz und der Ehrgeiz, der in diesem Team steckt, macht uns so erfolgreich.

Die anderen elf Ligateams legen sich vermutlich auch Pläne zurecht. Warum klappt es bei der TSG einen Tick besser?
Jede weiß, was die andere zu tun hat. Wir haben lange an unserem Spielsystem gearbeitet. Das zahlt sich aus.

Sie haben 14 Tore in 13 Saisonspielen erzielt. Welchen Anteil tragen Sie am Erfolg?
Das ist auf jeden Fall eine sehr gute Bilanz, aber ohne mein Team würde ich nicht auf Platz zwei der Torjägerliste stehen. Das ist ein Verdienst der gesamten Mannschaft. Ich bin letztlich nur die Verwerterin am Ende der Kette.

Sachlich bleiben. Hoffenheims Trainer Jürgen Ehrmann macht in dieser Saison viel richtig.
Sachlich bleiben. Hoffenheims Trainer Jürgen Ehrmann macht in dieser Saison viel richtig.

© Michael Deines/dpa

Auf der anderen Seite haben Sie erst ein Tor vorbereitet. Wie egoistisch muss eine Mittelstürmerin sein?
Ich würde nicht behaupten, dass ich egoistisch bin. Wenn die Mitspielerinnen in einer besseren Position sind, gebe ich den Ball auch ab. Oftmals bin ich dann eben in der besten Schussposition.

Sie waren früher auch Kickboxerin und haben je dreimal die Welt- und Europameisterschaft der Juniorinnen gewonnen. Warum haben Sie diese Karriere aufgegeben?
Kickboxen ging früher immer vor. Aber Fußball war eben – seit ich fünf Jahre alt bin – auch immer eine große Leidenschaft. Und nach meinen Erfolgen beim Kickboxen wollte ich was Neues machen und habe mich dann eben mehr auf Fußball konzentriert. Mit 14, 15 Jahren habe ich den Verein in Österreich gewechselt, bin nach St. Pölten und in die ÖFB-Frauenfußball-Akademie gegangen – da blieb nur noch wenig Zeit fürs Kickboxen.

Wie schwer fiel Ihnen der Wechsel?
Ach, ich habe mir einfach neue Ziele gesetzt, das war kein großes Problem. Es war ja auch meine Entscheidung.

Was konnten Sie vom Kickboxen auf den Fußballplatz mitnehmen?
Beim Kickboxen steht man komplett alleine da, niemand bügelt die Fehler aus. Beim Fußball hat man noch zehn andere, die einen aufmuntern, helfen und motivieren. Aber beim Fußball muss man natürlich auch in viele Eins-gegen-Eins-Situationen gehen; vorm Tor ist man auch auf sich gestellt. Und dann gibt es Themen wie Selbstdisziplin, Selbstbeherrschung, die man vom Kickboxen mitnehmen kann.

Noch besser. Wolfsburgs Pernille Harder (l.) führt mit 18 Toren die Torschützenliste in der Fußball-Bundesliga an.
Noch besser. Wolfsburgs Pernille Harder (l.) führt mit 18 Toren die Torschützenliste in der Fußball-Bundesliga an.

© Ina Fassbender/AFP

Ihr Trainer Jürgen Ehrmann hat mal über Sie gesagt: „Nici ist auf dem Platz enorm wichtig, hat aber auch außerhalb des Platzes den Blick für das große Ganze und ist sicher noch nicht am Ende der Fahnenstange angelangt.“ Was meint er damit konkret?
Ich habe schon eine gute Übersicht und kümmere mich auch mal um Dinge außerhalb des Platzes, zum Beispiel, wenn mich Mitspielerinnen um Rat bitten.

Sie arbeiten als Erzieherin. Wie vereinbaren Sie das mit der intensiven Beanspruchung Fußball-Bundesliga?
Inzwischen arbeite ich ja nur noch 16 Stunden die Woche, während der Ausbildungszeit waren es 38,5. Und nebenbei, abends dann, ist halt Training. Also ganz normal, wie es auch andere Menschen machen. Da bleibt natürlich wenig Freizeit. Andererseits wollte ich das so, deshalb bin ich 2015 auch zur TSG gewechselt. Dort besteht – neben den guten sportlichen Aussichten in Deutschland und der gleichen Sprache – eben auch die Chance, Ausbildung und Fußball zu verknüpfen. Das war mir wichtig.

Wie sehr frustriert der Zeitmangel?
Ich bin jemand, der sich nicht so sehr stressen lässt und habe gelernt, mit Druck und Stress umzugehen und trotzdem Leistung zu bringen. Klar ist das zeitweise kräfteraubend, besonders wenn Klausurphasen anstanden, aber mit einem guten Zeitplan geht das.

Wird die TSG dieses Jahr Deutscher Meister?
Im Verein denkt daran jetzt noch keiner, es ist noch ein harter und langer Weg.

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