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Treffsicher. Alexander Otte war bei der WM 2015 Torschützenkönig.

©  Schmidt/dpa

Hockey-Nationalspieler Alexander Otte: Ein Spezialist für die Halle

Alexander Otte spielt Hockey lieber in der Halle als auf dem Feld. Bei der WM in Berlin muss sich der deutsche Nationalspieler derzeit aber in Geduld üben.

Die deutsche Mannschaft trug gegen Tschechien weiße Trikots. Alexander Otte trug auch weiß. Allerdings kein Trikot, sondern einen Kapuzenpulli. Der Nationalspieler hatte in der zweiten Halbzeit einen Stammplatz neben der Auslinie. In sitzender Position. „Wir haben vor der Pause getestet, ob es geht. Aber ich hatte keine Kraft. Das hätte nichts gebracht“, sagte Otte nach dem Spiel. Ihn hat eine Bronchitis erwischt. Dienstag fing es an, da hoffte er, dass es an der Luft in der Halle liegt. Tat es jedoch nicht.

Deswegen tritt er in den Gruppenspielen kürzer. Wenn es in den K.-o.-Spielen entscheidend wird, will er wieder dabei sein: „Ich bin optimistisch, dass es klappt“, sagt Otte, der im Teamhotel in ein Einzelzimmer umzieht. Am Donnerstagmittag sah er in der Max-Schmeling-Halle vom Seitenrand aus, wie Deutschland im dritten Spiel der Hallenhockey-WM erstmals Probleme hatte. Bis sieben Minuten vor dem Ende stand es gegen Tschechien 3:5. Nach drei Toren von Mats Grambusch (Rot-Weiss Köln) gewannen die Deutschen noch 6:5 (3:4). Zuvor hatten die Frauen ihr drittes Spiel ebenfalls gewonnen, 6:0 (2:0) gegen die Ukraine. Auch in den jeweils vierten Gruppenspielen gab es deutsche Siege – die Frauen schlugen Tschechien 2:1, die Männer Polen 6:3. Beide Nationalteams stehen damit im Viertelfinale.

Deutschland ist heiß auf den Titel, bietet dafür in Berlin einen sehr starken Kader auf. Mit Olympiasiegern und Weltmeistern – auf dem Feld, versteht sich. Und mit Otte, dem Mann vom Fach in Hallenangelegenheiten. Dem einzigen echten Hallenspezialisten. Anders als in anderen Ländern spielen hier viele der besten Akteure auf dem Feld und in der Halle. Draußen habe er „früh den Anschluss verpasst. Und ich konnte körperlich nicht mithalten, habe mich spät athletisch entwickelt. Da profitiere ich jetzt von“, sagt Otte. Vor wenigen Tagen hat er seinen 36. Geburtstag gefeiert. Die nächstjüngeren Spieler im Team sind 30.

Vor wenigen Tagen hat er seinen 36. Geburtstag gefeiert. Die nächstjüngeren Spieler im Team sind 30

Aber was heißt das schon. Leistung zählt, Tore zählen. Da lässt Otte Taten sprechen. „Explosiv und kraftvoll auf engstem Raum“, so beschreibt er sich selbst. Eigenschaften, die ihn in der Halle, wo es auf Sekundenbruchteile ankommt, von anderen abheben. Auch mit 36. Er hat immer noch „tierisch Spaß“. Motivationsprobleme kennt er nicht. Liegt vielleicht auch an seinem Job, Otte ist Personaltrainer.

Er spielt bei der TG Heimfeld, einem kleinen Verein in der Hockey-Hochburg Hamburg. Draußen in der Zweiten Liga, drin in der Bundesliga. Die TG, das steht ausgeschrieben für Tennisgesellschaft, wirbt auf der Webseite mit einer der schönsten Sportanlagen Hamburgs. Dort war Otte bereits Trainer verschiedener Mannschaften, mittlerweile ist er Spielertrainer des Bundesliga-Teams. In diesem Winter hat er 44 Tore erzielt. Dass Heimfeld nicht abgestiegen ist, lag in erster Linie an ihm. Otte war zweitbester Torschütze der Liga. In der Vergangenheit lag er in dieser Statistik öfter auf Rang eins. 2015 bei der WM war er Torschützenkönig. Doch für Gold reichte es nicht. Deutschland, an sich das Nonplusultra in der Halle, belegte in Leipzig nur Platz drei.

Deutscher Meister war Otte, dessen Schwester Katharina 2016 in Rio Olympia-Bronze holte, auch nie. Dafür spielte er meist bei zu kleinen Vereinen. Einmal wollte er es doch wissen, wechselte mit 33 Jahren innerhalb Hamburgs zum Club an der Alster – und brach sich die Hand. So steht bisher unter Titel nur der Erfolg bei der EM 2016.

Als vor einem Jahr bekannt wurde, dass die Weltmeisterschaft in Berlin ausgetragen wird, schrieb er bei Instagram zwei Worte: Wie geil. Jetzt soll es mit dem großen Wurf klappen, einen Versuch hat er noch. Die WM ist Ottes letztes großes Turnier. Diesmal klappt es, da ist er sich sicher: „Weil wir individuell am besten besetzt sind und am meisten wechseln können.“

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