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Viel zu tragen. Als Torwart beim Hockey wiegt die Ausrüstung gewaltig.

© promo

Hockey ist Familiensache: Warum mich dieser Sport so fasziniert

Wer Hockey spielt, muss es lieben. Geld und Ehre gibt es anderswo - aber dafür gibt einem das Hockey viel. Ein Nachwuchstorwart von Blau-Weiss Berlin erzählt.

Ein ganz normaler Dienstagnachmittag. Nach der Schule kurz nach Hause und dann direkt wieder auf dem Weg zum Training. Seit mittlerweile zehn Jahren spiele ich mehrmals die Woche. Der TC Blau-Weiss Hockey ist mein Klub. Als ich als kleines Kind anfing, war das ganze eher ein kleiner Zeitvertreib, doch mittlerweile hat der Sport einen festen Platz in meinem Alltag. Wer anfängt Hockey zu spielen, der liebt es bald. Vier bis fünf Mal die Woche mache ich mich mit meiner Torwarttasche auf den Weg zum Hockeyplatz. Ein ziemlich zeitraubendes Hobby, aber wie sagt man so schön: „Übung macht den Meister“. Und wenn man auf Leistungsebene spielen will, benötigt man diese Disziplin.

Ein großer Punkt im Hockey ist die Athletik, auch hierfür gibt es extra Training. Natürlich gibt es immer diese Menschen, die sagen: „Als Torwart steht man doch nur herum, das kann doch nicht anstrengend sein“. Ich muss da widersprechen, in einem Spiel 60 Minuten lang eine 20 Kilogramm schwere Ausrüstung mit sich herum zu tragen und dabei weiterhin beweglich und schnell agieren zu können, ist auch ein schweres Stück Arbeit. Das Gefühl mit meinem Team auf dem Hockeyplatz zu stehen, ist für mich einmalig. Gemeinsames Warmmachen vor dem Spiel unter der Leitung von Kapitän Julius Staiger, die angespannte Stille in der Kabine wenn der Trainer letzte Anweisungen gibt. Jedes Mal beim Anpfiff dieser Adrenalinschub, alle sind heiß darauf, ein gutes Spiel abzuliefern und zu gewinnen. Das erlebe ich so nur beim Hockey. Es gibt natürlich Misserfolge, aber als Team können wir diese wegstecken.

Schwere Angelegenheit. Auf dem Feld ist der Torwart nicht sehr schnell unterwegs.
Schwere Angelegenheit. Auf dem Feld ist der Torwart nicht sehr schnell unterwegs.

© promo

Meine Mannschaft und meine Trainer sind für mich wie eine kleine Familie geworden, ich sehe sie ja beinahe jeden Tag und fahre mit ihnen auf Turniere und ins Trainingslager. Ich verbringe sehr viel Zeit bei uns auf der Klubanlage, zum Training und zu Spielen von mir, aber auch von anderen Jahrgängen. In zwei Wochen zum Beispiel ist es wieder soweit, die blau-weisse männliche Jugend A, kurz „MJA“, trifft in der Endrunde der Deutschen Meisterschaft in Berlin auf Klubs aus ganz Deutschland.

Ein Medienhype würde womöglich die Idylle nur stören

Der ganze Verein wird wohl anwesend sein und auch generell gibt es wohl keinen Hockeyfan aus Berlin, der sich das entgehen lässt. Ich denke, dass diese familiäre Verbundenheit zu einem Sport in der Sportszene einmalig ist. Trotzdem oder gerade deswegen bleibt Hockey eine exklusive Sportart in Deutschland, weil eben das „Fan sein“ auf Mitgliedschaft und Familie basiert und nicht, wie zum Beispiel im Fußball, auf Medien oder weil man aus der jeweiligen Stadt kommt. Manchen ist das wahrscheinlich sogar ganz lieb, denn diese Familiarität würde durch einen Hype in den Medien oder ähnliches zerstört werden. Die Nachteile der Unbekanntheit sind aber zum Beispiel, dass die Anerkennung für internationale Erfolge zum Beispiel der Nationalmannschaft klein bleibt. So ist den wenigsten bekannt, dass Hockey Deutschlands erfolgreichste olympische Ballsportart mit fünf Goldmedaillen ist (vier bei den Männern, eine bei den Frauen).

Seit nun schon vier Jahren trainiere ich einmal in der Woche in der Berlin-Auswahl, einem Team aus den besten Spielern eines Jahrgangs in Berlin. Diese zusätzliche Einheit ist natürlich noch einmal auf einem höheren Niveau, als das normale Training. Mit dieser Mannschaft fahre ich seit diesem Jahr auch mit zum Länderpokal. Hier spielen die Auswahlmannschaften aus zwölf Landesverbänden gegeneinander. Aber auch dieses Event zieht höchstens ein paar hundert Zuschauer an. Der Hockeysport spielt für die, die ihn leben, immer eine Rolle. Für die, die mit Hockey nichts am Hut haben, ist Hockey ein Mysterium.

Caspar Lehmkühler

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