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Bald in China. Trainer Jamilon Mülders (M) spricht zu seinen Spielerinnen aus Deutschland bei der EM in den Niederlanden im August.

© Frank Uijlenbroek/Worldsportpics/dpa

Hockey-Bundestrainer geht: Jamilon Mülders wechselt nach China

Lange hat der chinesische Verband um die Dienste des Hockey-Bundestrainers der Frauen gebuhlt, nun hat Jamilon Mülders einen Vertrag unterschrieben. Im November wird er Nationaltrainer Chinas.

Jamilon Mülders hat in den vergangenen Monaten einen guten Eindruck davon erhalten, was man in China unter Hartnäckigkeit versteht. Kurz nach den Olympischen Spielen vor einem Jahr hat der Bundestrainer der deutschen Hockey-Frauen einen Brief vom chinesischen Hockey-Verband bekommen. Der hatte damals die Trainer aller Medaillengewinner von Rio angeschrieben, um die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit auszuloten. Mülders hat die Kontaktaufnahme geflissentlich ignoriert. Genauso den zweiten Versuch. Aber selbst das hat die Chinesen nicht entmutigt. Im Frühjahr haben sie sich wieder gemeldet, ehe die Sache in diesem Sommer dann richtig konkret wurde. So konkret, dass Mülders nach der Europameisterschaft Ende August den Deutschen Hockey-Bund um Auflösung seines Vertrages gebeten hat. Der DHB ist diesem Wunsch nun nachgekommen, so dass Mülders Anfang November seinen neuen Job antreten kann – als Nationaltrainer der chinesischen Frauen.

„Das war nicht ganz der Plan“, sagt der 41-Jährige, der nach Olympia 2012 vom Trainer der männlichen U 21 zum Bundestrainer der Frauen befördert worden war und insgesamt zehn Jahre für den DHB gearbeitet hat. Mülders hat seine Planungen von Anfang an auf Olympia 2020 in Tokio ausgerichtet – das wird auch künftig so sein, allerdings mit einem anderen Team. Sein Auftrag ist es, Chinas Nationalmannschaft nach Tokio zu führen, im Team „eine westlich orientierte Offenheit und Strukturiertheit“ zu implementieren. Und das lässt sich der chinesische Verband einiges kosten. „Die stellen da was hin, das ist brutal“, sagt Mülders. Er macht keinen Hehl daraus, dass das Angebot so lukrativ war, dass er es gar nicht ausschlagen konnte. Entsprechend dankbar ist er für das Entgegenkommen des DHB. „Er hat richtig gut und verständnisvoll reagiert“, sagt er.

Mülders ist nach Hamburg gereist, um vielen seiner Spielerinnen von der neuen Situation zu berichten

Als Mülders 2012 sein Amt angetreten hat, hatten die deutschen Frauen mit Platz sieben bei Olympia in London gerade eine herbe Enttäuschung erlebt. Seitdem hat er die Mannschaft zurück in die Weltspitze geführt. „Das waren coole fünf Jahre“, sagt Mülders. In seine Amtszeit fallen unter anderem der EM-Titel 2013 und Olympia-Bronze in Rio. Zuletzt schafften es die Frauen, die in der Vergangenheit immer wieder durch eklatante Leistungsschwankungen aufgefallen waren, bei großen Turnieren sechs Mal hintereinander unter die besten vier. Wer neuer Bundestrainer wird, steht noch nicht fest. Dem Vernehmen nach sollen die Planungen des DHB allerdings schon so weit fortgeschritten sein, dass Anfang kommender Woche mit einer Entscheidung zu rechnen ist.

Mülders‘ Vertrag in China läuft bis einschließlich Olympia 2020. Allerdings muss sich das Team erst noch für die Spiele qualifizieren – entweder bei den Asian Games in einem Jahr in Jakarta oder über die World League. Ist die Qualifikation nicht mehr möglich, endet auch das Projekt für den Trainer aus Deutschland automatisch. Aus seinem bisherigen Stab nimmt Mülders auch Teammanagerin Julia Walter und Athletiktrainer Tillmann Bockhorst mit nach China. Seine Familie bleibt in Deutschland. Mülders wird mit seiner neuen Mannschaft auch in Europa trainieren – und viel durch China reisen. „Ich lerne jeden Tag eine neue Millionenstadt kennen, von deren Existenz ich bisher nichts wusste“, sagt er.

Am Donnerstag ist Mülders nach Hamburg gereist, um den größten Teil seiner bisherigen Mannschaft persönlich von der neuen Situation zu berichten. Aber schon jetzt ist klar: Man sieht sich. Schon Mitte November beim Finalturnier der World League in Auckland. Im zweiten Gruppenspiel trifft China auf das deutsche Team. Jamilon Mülders hat sich sehr gefreut – dass es nicht das erste Spiel ist.

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