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Der sitzt. Bas Dost (Mitte) setzt sich gegen die Herthaner Dedryck Boyata (li.) und Jordan Torunarigha (re.) durch und köpft zum 2:0 für die Eintracht ein.

© Soeren Stache/dpa

Hertha verliert 1:3 gegen Eintracht Frankfurt: Mit Zuschauern, aber ohne Freude

Hertha verliert das erste Bundesliga-Heimspiel der Saison trotz Unterstützung der Fans nach schwacher erster Halbzeit 1:3 gegen Eintracht Frankfurt.

Wenige Fans in einem riesigen Fußballstadion sind nicht das, was man sich unter einer traumhaften Kulisse vorstellt. Aber wenige Fans im Stadion sind definitiv besser als keine. 4000 durften am Freitagabend ins Berliner Olympiastadion, zum Spiel zwischen Hertha BSC und Eintracht Frankfurt. Es soll ein Anfang sein auf dem Weg zurück zur Normalität. Für die Fans von Hertha BSC, zumindest die etwas älteren, war es aber auch eine Reminiszenz an die Vergangenheit, an dunkle Zweitligazeiten mit vierstelligen Zuschauerzahlen bei Spielen gegen Meppen, Mannheim oder Zwickau.

Anders als zu Beginn der tristen Neunziger war die Stimmung allerdings prächtig. Schon nach anderthalb Minuten feierte die Ostkurve Herthas Sprung auf Platz eins der Blitztabelle. „Spitzenreiter! Spitzenreiter!“, riefen die Fans. Der weitere Verlauf des Abends gestaltete sich für die Berliner hingegen alles andere als schön. 1:3 (0:2) hieß es am Ende, so dass der Tabellenführer der Fußball-Bundesliga bis zum Samstagnachmittag nicht Hertha BSC heißt, sondern Eintracht Frankfurt.

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Akustisch war der Unterschied zu normalen Spielen vor Corona am Freitagabend gar nicht so groß: Die wenigen machten Lärm wie viele. Optisch aber war es ungewohnt, vor allem bei der Hertha-Hymne vor dem Anpfiff, als alle – mit dem vorgeschriebenen Abstand – in Reih und Glied standen und ihre Schals in die Höhe reckten. Ein Bild von geometrischer Klarheit.

Das konnte man von Herthas Mannschaft nicht behaupten. Sie fand in der ersten Halbzeit nie richtig ins Spiel, wirkte fahrig, fast ein bisschen hilflos, obwohl sich Trainer Bruno Labbadia für dieselbe Startelf entschieden hatte wie vor einer Woche beim Auswärtssieg in Bremen. Jhon Cordoba, Neuzugang für den Sturm, saß zunächst erneut auf der Ersatzbank.

Für Labbadia ist es schön, solche Alternativen in der Hinterhand zu haben. Und demnächst könnte der Konkurrenzkampf sogar noch ein bisschen größer werden. Jeff Reine-Adelaide, Mittelfeldspieler von Olympique Lyon, wird nun wieder verstärkt mit den Berlinern in Verbindung gebracht. Für seinen bisherigen Klub wird er an diesem Wochenende nicht mehr spielen. Die Frankfurter bestimmten von Anfang an die Partie, hatten mehr Ballbesitz, während Hertha ungewohnt tief stand. So passierte lange nichts, erst in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit wurde es etwas munterer, und das lag zunächst an den Gästen.

André Silva verfehlte mit einem Kopfball knapp das Tor. Kurz darauf stand der Portugiese erneut im Mittelpunkt – als Dedryck Boyata im eigenen Strafraum seinen Weg kreuzte. Es war nicht besonders geschickt von Herthas neuem Kapitän. Silva kam zu Fall, Schiedsrichter Bastian Dankert entschied auf Elfmeter, den Silva selbst zum 1:0 verwandelte.

Erst danach trat auch Hertha offensiv in Erscheinung. Frankfurts Torhüter Kevin Trapp musste mit einer Grätsche vor Krzysztof Piatek klären, kurz darauf parierte er einen Schuss von Dodi Lukebakio, der einige gute, aber mindestens so viele schlechte Szenen hatte. Manchmal direkt hintereinander.

Bruno Labbadia wechselt fünf Mal

Auch in der Defensive stellte sich Hertha nicht allzu geschickt an. Gut fünf Minuten nach dem 0:1 kassierten die Berliner nach einem Freistoß von Daichi Kamada das 0:2. Bas Dost konnte vergleichsweise ungehemmt einköpfen, obwohl sich Torunarigha und Boyata in seinem Dunstkreis aufhielten.

Beim letzten Spiel mit Zuschauern im Olympiastadion hatte Hertha ebenfalls 0:2 zurückgelegen, am Ende gegen Werder Bremen aber noch ein 2:2 erreicht. Trainer Labbadia ließ nichts unversucht, brachte zur zweiten Halbzeit gleich drei Neue: Arne Maier, Deyovaisio Zeefuik und Jhon Cordoba kamen für Vladimir Darida, Peter Pekarik und Krzysztof Piatek.

Mit Cordoba kam eine andere Körperlichkeit in Herthas Angriff, aber insgesamt blieben die Berliner zu fahrig, zu unstrukturiert und offenbar selbst für ihren Trainer manchmal nur schwer zu durchschauen. Labbadia stand am Spielfeldrand und schüttelte immer wieder den Kopf. Die erste richtig gute Chance nach der Pause hatte seine Mannschaft bezeichnenderweise nach einem Freistoß von Matheus Cunha. Dodi Lukebakio setzte den Ball knapp am Tor vorbei. Hertha trat nun fordernder auf, zeigte deutlich mehr Engagement und brachte damit auch das Publikum noch einmal in Wallung.

Die Frankfurter fanden offensiv kaum noch statt - und erzielten doch durch einen kunstvollen Schuss von Sebastian Rode etwas überraschend das 3:0. Hertha steckte nicht auf, kam durch ein Eigentor von Martin Hinteregger eine knappe Viertelstunde vor Schluss noch einmal heran. Mehr aber war nicht mehr drin. An der mangelnden Unterstützung des Publikums lag es nicht.

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