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Das Tor reichte dann noch nicht zum Sieg. Stevan Jovetic (links) trifft zum 1:0 für Hertha.

© Matthias Koch/Imago

Hertha und der Einzug ins Achtelfinale des Pokals: Lachnummer? Nein, stabile Nummer!

Von Worms bis Wuppertal: Hertha BSC hatte im DFB-Pokal früher oft Probleme gegen unterklassige Gegner. Unter Pal Dardai als Trainer hat sich das geändert.

Münster bietet viele schöne Ansichten, besonderes in der nach dem Krieg wieder aufgebauten Altstadt rund um den Prinzipalmarkt. Wer auf imposante Kirchen, große Geschichte und romantisches Kopfsteinpflaster steht, ist in der Metropole Westfalens gut aufgehoben. Wer es allerdings mit schönem Fußball hält, bekommt in Münster Probleme. Der Traditionsklub Preußen, Gründungsmitglied der Bundesliga, aber nach nur einer Saison mit einem Punkt Rückstand auf Hertha BSC gleich wieder abgestiegen, ist im Laufe der Jahrzehnte tief gesunken – bis in die Trostlosigkeit der viertklassigen Regionalliga.

Da ist so ein Pokalspiel gegen einen Bundesligisten natürlich ein Höhepunkt für diesen Klub. Und sie haben sich am Dienstagabend sogar mordsmäßig darüber gefreut, dass sie Hertha BSC aus ihrer Sicht gefühlt am Rande einer Blamage hatten. Trotz des 1:3 ihrer Preußen attestierten die Fans im Preußenstadion den Berlinern keine Bundesligatauglichkeit, mit dem Standard-Pokal-Singsang („Erste Liga, keiner weiß, warum“).

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An sich war genau das Gegenteil der Fall: Hertha gewann mit der Cleverness eines Bundesligisten. Klar, die Berliner taten sich lange schwer, was sich im Spielstand spiegelte. Wer erst in den letzten zehn Minuten aus einem 1:1 ein 3:1 macht, der hat in der Regel das große Ganze vorher nicht klar im Griff gehabt. Aber Hertha hatte Geduld bewiesen, gewusst, dass der nach einem Platzverweis kurz vor der Halbzeit dezimierte Gegner irgendwann in seinen Bemühungen nachlassen musste. Trainer Pal Dardai hatte daher zur rechten Zeit frische Kräfte eingewechselt, und das saß: Ishak Belfodil und Marco Richter schossen die Tore zum Sieg, der den Berlinern den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals bescherte.

„Wir sind sehr zufrieden. Das war ein sehr schweres Pokalspiel, aber wir waren gut vorbereitet“, sagte Dardai. „Wir haben den Gegner vorher analysiert, haben uns auf das Stadion und die Atmosphäre vorbereitet. Das hat gut geklappt. Zum Schluss habe ich gewusst, dass wir Räume bekommen würden und dann eben ausgewechselt.“

Weiterkommen sei das Wichtigste, sagte der Berliner Trainer auch noch. Und das Motto gilt unter Dardais Führung tatsächlich. War Hertha einst von Worms bis Wuppertal immer für eine DFB-Pokal-Lachnummer gegen die Kleinen des Fußballs gut, so scheint diese Schwäche dank Dardai inzwischen behoben zu sein: Er ist mit Hertha im Pokal als Trainer noch nie gegen einen unterklassigen Gegner ausgeschieden. Mit ihm scheiterte die Mannschaft an den Bayern, am 1. FC Köln und zwei Mal an Borussia Dortmund, also nur gegen Erstligisten. In den zurückliegenden zehn Spielzeiten in diesem Wettbewerb ohne den Trainer Dardai scheiterte Hertha dagegen seit der Saison 2007/08 sieben Mal an unterklassigen Klubs.

Der Sieg von Münster, der dritte in Serie, war zudem wichtig, weil er Herthas Aufwärtstrend bestätigt hat

Aus der Lachnummer ist also eine stabile Pokal-Mannschaft geworden. Die Zeiten, in denen ein unterklassiger Gegner von den Berlinern unterschätzt wurde, scheinen vorbei zu sein, der bekennende Pokal-Fan Dardai geht den Wettbewerb mit großer Ernsthaftigkeit an, was sich ja auch in seiner Aussage auf zur Vorbereitung auf das Auswärtsspiel im Preußenstadion widerspiegelt.

Der Sieg von Münster, der dritte in Serie, war zudem wichtig, weil er Herthas Aufwärtstrend bestätigt hat. Während es im Pokal erst im Januar weiter geht, wartet in der Bundesliga nach den Erfolgen in Frankfurt und gegen Mönchengladbach schon an diesem Freitag wieder eine größere Aufgabe auf Hertha. Dann müssen die Berliner bei der TSG Hoffenheim antreten – in Sinsheim.

In einer Stadt übrigens, die von ihrem kulturellen Angebot verglichen mit Münster wohl nicht einmal Regionalligaformat hat. Beim Fußball sieht das natürlich anders aus – auch wenn sich Romantiker dieser Sportart wohl lieber Preußen Münster als Hoffenheim in der Bundesliga wünschen. Bundestrainer Hansi Flick, der sich Herthas Spiel vor der nächsten Zusammenkunft des Nationalteams am 8. November in Wolfsburg im Stadion anschauen will, wird und muss es wohl pragmatischer sehen.

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