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Drobny

© ddp

Hertha: Der ruhende Pol

Erschreckend turbulent ging es zu im Hertha-Strafraum in Unterhaching - einer aber ließ sich davon nicht irritieren: Torhüter Jaroslav Drobny hat im DFB-Pokal gezeigt, wie wichtig er für die Hertha sein kann

Fußabwehr, Faustabwehr, Foulelfmeter gehalten – immer wieder war Jaroslav Drobny zur Stelle. Es ging am Sonnabend im Unterhachinger Sportpark erschreckend turbulent zu im Berliner Strafraum, aber der neue Torhüter des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC ließ sich davon nicht irritieren. Vielmehr rettete der Tscheche seine Mitspieler in der ersten Runde des DFB-Pokals bei der Spielvereinigung Unterhaching vor einer Blamage. Er war der ruhige Pol in einer unruhigen Mannschaft, der er so lange das 0:0 hielt, bis der Gegner aus der Regionalliga Süd müde wurde und Hertha doch noch 3:0 gewinnen konnte.

Drobny spielte seine Leistung später herunter: „Ich habe nur meine Arbeit gemacht, dazu bin ich da.“ Zurückhaltung hat er schon öfter demonstriert. Tschechen seien Teamplayer, hat er mal gesagt. Er habe auch noch nie Probleme mit anderen Torhütern im eigenen Team gehabt. Das war schon mit Petr Cech so, mit seinem prominenten Freund vom FC Chelsea hat er sich beim U21-Nationalteam einst ein Zimmer geteilt. Und nun also, nun soll es bei Hertha mit Christian Fiedler so sein.

Fiedler kennt die Phasen des Auf und Abs. Er war mal Stammtorwart, wurde in die zweite Reihe abgeschoben, dann wieder zur Nummer eins befördert, jetzt ist er wieder im zweiten Glied. „Aber er ist Profi, er wird seinen Job machen“, sagt Trainer Lucien Favre, „er ist ein Vorbild für jeden in der Mannschaft.“ Mit Lobreden wird der neue Trainer seinen neuen Ersatztorwart kaum trösten: Denn die Entscheidung über die neue Nummer eins im Hertha-Tor ist eine Woche vor dem Bundesliga-Start gefallen. Sollte Favre vor Unterhaching noch gezögert haben, so wird er nach dem Pokalspiel nicht mehr zweifeln. Denn der 1,90 Meter große Drobny beherrscht den Strafraum exzellent, ist bei Ausflügen aus dem Tor ein stabiler Faktor und strahlt, bis jetzt, bei den Anweisungen Souveränität aus. Ein Torhüter müsse mit seinen Mitspielern viel kommunizieren, hat er mal gesagt: „Schließlich sieht man als Torwart am besten auf dem Platz, man hat das ganze Spiel vor sich.“

Mit 27 Jahren hat Jaroslav Drobny wahrscheinlich den besseren Teil seiner Karriere noch vor sich. Denn bislang lief es für ihn nicht immer nach Wunsch. Von Ceske Budejovice wechselte er aus seiner Heimat einst zu Panionios Athen. In Griechenland stand er in drei Jahren 101 Mal im Tor und überzeugte, so dass sein Karrieretraum Premier League näher rückte. „Es ist einfach fantastisch in England mit den tollen Stadien, schnellem Fußball und fanatischen Anhängern“, sagte er. Er unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag beim FC Fulham – und verletzte sich am Knie. Er spielte nicht einmal in der Premier League, auch nicht, nachdem er von einer Zwischenstation bei ABO Den Haag aus den Niederlanden zu Ipswich Town gewechselt war.

In der vergangenen Winterpause war das Thema England für Drobny beendet, er ging zum VfL Bochum, spielte 17 Mal und überzeugte auch Hertha. Er erhielt das Trikot mit der Nummer eins, und Hertha-Kapitän Arne Friedrich sagte im Trainingslager: „Wenn man einen wie Drobny holt, gehe ich davon aus, dass er die Nummer Eins wird.“

Drobny sagte vermutlich auch aus Rücksicht auf den zurückgesetzten Fiedler nicht zu viel nach seinem ersten Pflichtspiel für Hertha. Schließlich hat es ihn auch „gewurmt“, dass er in England nicht zum Einsatz gekommen war. Aber Rivalität, sagte er, solle sich auf den Fußballplatz beschränken, ansonsten möge sich ein Profi zurückhalten.

Bescheidenheit haben ihm seine Eltern sozusagen bei der Namensgebung mit auf den Weg gegeben: In seiner Heimat nämlich denken viele beim Namen Jaroslav Drobny zuerst an den gleichnamigen legendären Sportler, der 1947 Weltmeister mit der Tschechoslowakei im Eishockey wurde und dann in seiner zweiten Karriere als Tennisspieler 1954 das Turnier in Wimbledon gewann. So ein Multitalent ist der Fußball-Torwart Drobny wohl nicht, aber mit weiteren guten Spielen für Hertha kann er sich auch in der Heimat noch einen besseren Namen machen und sich für höhere Aufgaben empfehlen.

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