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Vize oder nix. Thorsten Manske (l.) will wieder Stellvertreter von Herthas Präsident Werner Gegenbauer werden. Er hat jedoch einen Gegenkandidaten.

© imago/Matthias Koch

Hertha BSC wählt ein neues Präsidium: Viel Brisanz in der Ostkurve

Am 25. Oktober hält Hertha BSC die Mitgliederversammlung im Olympiastadion ab. Für das Amt des Vizepräsidenten kommt es zu einer Kampfabstimmung.

Knapp vier Wochen sind es noch bis zur Mitgliederversammlung von Hertha BSC. Es wird eine besondere Veranstaltung, weil Hertha wegen der Coronavirus-Pandemie erstmals unter freiem Himmel tagt, in der Ostkurve des Olympiastadions. Einige organisatorische Details sind noch zu klären, in einer Frage aber besteht inzwischen Klarheit. Herthas Aufsichtsrat hat in der vergangenen Woche die Kandidaten für die Wahlen zum Präsidium bestätigt. Seitdem ist klar: Am 25. Oktober in Ostkurve kann es durchaus brisant werden.

Nicht bei der Wahl des Präsidenten, für die allein Amtsinhaber Werner Gegenbauer antritt – wie immer, seitdem er 2008 zum ersten Mal gewählt wurde. Brisant werden könnte es bei der Frage, wer als Vizepräsident Gegenbauers Stellvertreter wird. Da haben die 37.500 Mitglieder des Berliner Fußball-Bundesligisten diesmal die Wahl zwischen zwei Bewerbern. Neben dem bisherigen Vizepräsidenten Thorsten Manske tritt auch Christian Wolter, seit 2007 einfaches Präsidiumsmitglied, für den Posten an.

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Manske ist selbst durch eine Kampfabstimmung Vizepräsident geworden. 2012 trat er gegen Jörg Thomas an, der den Posten 15 Jahre lang innehatte und durch die Wahlniederlage gegen Manske komplett aus Herthas Führung ausschied. Thomas hatte darauf verzichtet, zur Absicherung auch für das Präsidium zu kandidieren. Bei Manske ist es jetzt genauso. Für ihn heißt es am 25. Oktober: Vize oder nix.

Sein Konkurrent Wolter hingegen gehört auch zu den elf Kandidaten für einen der sieben weiteren Plätze im Präsidium. Für die – schließlich wegen Corona verlegte – Mitgliederversammlung im Mai war er zunächst von Präsident Gegenbauer zur Wahl vorgeschlagen worden. Nachdem Wolter auch seine Kandidatur für das Amt des Vizepräsidenten erklärt hatte, zog Gegenbauer seinen Vorschlag kurz vor Ablauf der Bewerbungsfrist wieder zurück. Allein durch die Verlegung der Versammlung hat er die Chance erhalten, am 25. Oktober zunächst bei der Wahl zum Vizepräsidenten anzutreten, und dann - falls er diese verlieren sollte - für einen der weiteren Plätze im Präsidium.

Elf Kandidaten, sieben Plätze - eine Frau

Wolters Kandidatur gegen Manske ist ambitioniert, aber wohl nicht von vornherein aussichtslos. Innerhalb der Mitgliederschaft ist er relativ gut vernetzt und nicht zuletzt dadurch bekannt geworden, dass er mit seinem Präsidiumskollegen Ingmar Pering den Hertha-Gründungsdampfer gekauft hat.

Auch die Wahl zum Präsidium könnte spannend werden. Die bisherigen Mitglieder treten alle erneut an – bis auf Renate Döhmer, die seit 2004 als einzige Frau dem Gremium angehört hat. Dass es auch künftig nicht mehr Frauen werden, steht schon jetzt fest. Unter den elf Bewerbern für das Präsidium findet sich nur eine Frau: Anne Jüngermann.

Bei ihrer Vorstellung im Aufsichtsrat hat die Kandidatin einen selbstbewussten Eindruck hinterlassen. Jüngermann war mehrere Jahre ehrenamtlich für Hertha tätig, sie arbeitet als Content Managerin, besitzt Erfahrungen in Marketing und Kommunikation und war zweieinhalb Jahre lang Medienbeauftragte der Frauen- und Mädchenabteilung des 1. FC Lübars. Auch wenn sie einem breiteren Publikum noch nicht bekannt sein dürfte, werden Jüngermann durchaus Chancen eingeräumt, ins Präsidium einzuziehen.

Herthas Stadionmanager Teichert kandidiert fürs Präsidium

Zu den Bekannteren unter den neuen Kandidaten zählt Peer Mock-Stürmer, der als Leiter der Boxabteilung bereits Herthas erweitertem Präsidium angehört. Nils Korte aus Spandau, Fan aus der Ostkurve, hat schon vor zwei Jahren erfolglos kandidiert – damals für den Aufsichtsrat. Dazu tritt Detlef Dames an, der seit 1994 Landesvorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft ist. Und Klaus Teichert.

Auch das ist eine interessante Personalie. Teichert, 66, war bis 2009 Finanzstaatssekretär in Berlin. Auch wegen seiner politischen Kontakte hat Hertha das ehemalige SPD-Mitglied 2017 zum Geschäftsführer der Hertha BSC Stadion GmbH ernannt. Teichert sollte helfen, den Bau des neuen Stadions voranzutreiben. Ende des Jahres läuft sein Vertrag als Geschäftsführer aus.

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