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Schießt auch in Schräglage. Vedad Ibisevic (l.) hat bisher schon 116 Treffer in der Liga erzielt.

© Behrendt/Imago

Hertha BSC: Vedad Ibisevic ist nicht kleinzukriegen

Vedad Ibisevic ist für Hertha BSC wichtiger denn je. Auch gegen Eintracht Frankfurt setzt Trainer Pal Dardai auf die Qualitäten seines Torjägers.

Ein bisschen ist es untergegangen, dass Vedad Ibisevic am vergangenen Wochenende mit dem Spiel bei Hannover 96 sein 300. Bundesligaspiel absolvierte. Damit steht der 34 Jahre alte Kapitän von Hertha BSC auf Platz 16 der ausländischen Spieler mit den meisten Partien der Bundesliga – und vor seinem Trainer. Pal Dardai hat es als Spieler für die Berliner auf 286 Einsätze gebracht, das ist vereinsinterner Rekord.

Ibisevic erzielt beim 2:0-Sieg in Hannover auch noch sein 116. Bundesligator, womit er große Offensivspieler der Liga wie beispielsweise Lothar Emmerich (115), Andreas Möller und Jürgen Klinsmann (beide je 110) übertroffen hat. Mit dieser Bilanz ist der Bosnier aktuell der viertgefährlichste ausländische Stürmer der Bundesligageschichte. Er steht damit vor großen Namen wie Ailton (106 Tore) oder Stephane Chapuisat (105). Nur drei ausländischen Profis sind in ihrer Laufbahn mehr Tore in Deutschlands höchster Spielklasse gelungen: Claudio Pizarro (192), Robert Lewandowski (180) und Giovane Elber (133).

„Als ich ihn zum Kapitän gemacht habe, hatte das ja seine Gründe“, sagt Hertha-Trainer Dardai. „Er hat eine gute Körpersprache, mit ihm kann man in den Krieg ziehen.“ Auf diese Mentalität setzt Dardai auch an diesem Samstag, wenn Hertha im Olympiastadion Eintracht Frankfurt empfängt (18.30 Uhr/Sky).

Ibisevic erzielt oft das wichtige 1:0

Ganz nebenbei ist Ibisevic der erste Spieler, der für drei verschiedene Bundesligaklubs jeweils mehr als 33 Tore erzielen konnte und dabei eine ungewöhnliche Konstanz aufweist. In seinem Fall für Hoffenheim (48 Tore/19 Torvorlagen), VfB Stuttgart (33/16) und eben Hertha BSC (34/15). Das Besondere daran ist, dass Ibisevic oft das so wichtige 1:0 erzielt hat, für Hertha bisher 16 Mal. In jedem dieser Spiele punktete Hertha. Insgesamt holten die Berliner nach dem 1:0 durch Ibisevic zwölf Siege und vier Unentschieden. „Bei Vedad ist es wie mit Salomon Kalou: Beide haben eine Vorbildfunktion, beide machen das super und geben immer alles“, sagt Dardai. „Und Vedad trifft auch noch dazu.“

Dabei durchlebte Ibisevic auch Phasen, in denen er keine Tore erzielte oder sich auf der Reservebank wiederfand. Nachdem ihm in der vergangenen Spielzeit nur sechs Bundesliga-Tore gelungen waren, glaubten nicht wenige, dass seine beste Zeit vorüber sei. Ibisevic hatte zwischenzeitlich sogar seinen Stammplatz an Davie Selke verloren. Doch er widerlegte seine Kritiker. In der laufenden Spielzeit hat er in bislang 13 Einsätzen schon die Torausbeute aus der Vorsaison erreicht.

„Wenn es nur noch für 70 Minuten reicht, ist das eben so“, sagt Dardai. Für den Trainer war es besonders wichtig zu sehen, dass sein Kapitän – wie am vergangenen Samstag in Hannover – auch im Gespann mit Selke funktioniert. „Wir dürfen auch nicht vergessen, dass Vedad Spiele nicht allein gewinnen kann, sondern eine gute Mannschaft braucht“, sagt Dardai.

Bisher hat Ibisevic es noch immer geschafft, sich irgendwie neu zu erfinden. „Ich habe kein leichtes Leben gehabt. Aber ich habe gelernt, Kräfte zu tanken, ruhig zu bleiben und aus der schwierigen Situation herauszukommen“, hat Ibisevic einmal dem Tagesspiegel erzählt. „Das ist meine Stärke. Man darf den Glauben an sich nicht verlieren. Man darf aber auch nicht überheblich sein, wenn es mal gut läuft. Daran habe ich mich gehalten.“

Dardai: "Vedad muss die Mannschaft anführen"

Es kommt nicht von ungefähr, dass Ibisevic in seine dritte Saison als Kapitän geht. Einerseits ist es eine Wertschätzung für seine Verdienste in den vergangenen Jahren. Andererseits ist es auch Ausdruck der Erwartungshaltung an den erfahrenen Stürmer.

„Vedad muss die Mannschaft anführen“, sagte Dardai gleich zu Beginn der Saison. Vor allem gefallen dem Trainer dessen Einstellung und Mentalität. Ibisevic wird auch von allen im Kader als Anführer akzeptiert. „Vedad ist wirklich ein Knipser der allerbesten Sorte", sagt Dardai. „Er brennt immer, ist immer heiß und geht immer voran. Vorbildlich! Da kann sich jedes Talent etwas abschauen.“

Jubel im Wandel. Für Aachen erzielte Ibisevic 2006 sein erstes Ligator.
Jubel im Wandel. Für Aachen erzielte Ibisevic 2006 sein erstes Ligator.

© Vennenbernd/dpa

Im August 2019 wird Ibisevic 35 Jahre alt. Das ist für die heutige Fußballergeneration ein fast schon biblisches Alter. Die Spieler starten ihre Karrieren immer früher, dafür enden sie auch deutlich früher.

Mit dieser Spielzeit läuft Ibisevic’ Vertrag bei Hertha aus. Gut möglich, dass das Management der Berliner ihrem ältesten Feldspieler eine Verlängerung um ein Jahr anbietet. Fest steht für Ibisevic nur, dass er noch zwei oder drei Jahre auf gutem Niveau weiter Fußballspielen möchte, wie er unlängst sagte. Vielleicht sogar in den USA. Zu diesem Land hat Ibisevic eine besondere Beziehung. Zusammen mit seinen Eltern flüchtete er zu Beginn des Bosnienkriegs (1992 bis 1995) erst innerhalb des Landes. Im Jahr 2000 zog die Familie in die Schweiz, zehn Monate später dann weiter zu Verwandten nach St. Louis in den Vereinigten Staaten, da sie in der Schweiz keine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis erhielt. Neben der bosnisch-herzegowinischen besitzt Ibisevic auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.

Doch ein möglicher Karriereausklang in den USA steht für Ibisevic derzeit nicht im Fokus. Vorher kann er sich in den Ranglisten der Bundesliga noch um einige Plätze verbessern.

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