zum Hauptinhalt
Beim Spiel gegen Leipzig protestierten Herthas Fans gegen den eigenen Verein.

© AFP

Hertha BSC und die Fans: Herthas Streit mit den Ultras gefährdet den sportlichen Erfolg

Bei Hertha BSC läuft es in dieser Saison so gut wie lange nicht. Doch nun gibt es Streit mit einem Teil der Fans. Gewinnen kann dabei keiner. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Viele Menschen, auch Fußballfans, stehen dem Phänomen Ultras weitgehend verständnislos gegenüber. Sie verstehen nicht, wie Ultras ticken. Das kann man verstehen. Man muss sich ja nur einmal in einen Ultra von Hertha BSC hineinversetzen: Mit welchem Gefühl hat er wohl am Samstag das Olympiastadion verlassen? Mit großem Groll über die Niederlage seiner Mannschaft gegen den verhassten Plastikklub aus Leipzig – weil den Ultras der eigene Verein doch angeblich über alles geht? Oder doch mit einem inneren Gefühl des Triumphs, weil dieser trostlose Abend gezeigt hat, dass die normalen Fans es ohne Ultras einfach nicht hinbekommen und Fußball ohne Stimmung wie Stricken ohne Wolle ist?

Vermutlich überwiegt das Triumphgefühl, weil es letztlich um einen Machtkampf zwischen Ultras und Hertha geht. Wir brauchen euch nicht, sagen die einen. Ohne uns seid ihr nichts, entgegnen die anderen. So könnte das jetzt durchaus noch ein paar Wochen oder Monate (siehe Hannover 96) weiter gehen. Am Sonntag haben die Ultras ihre Teilnahme an einem Runden Tisch abgesagt, weil die Vereinsführung ein Vorgespräch mit ihnen anberaumt hatte. Das empfinden die Ultras als Erpressung.

Zarter Aufschwung in Gefahr

Ein Dauerstreit wäre das Schlimmste, was Hertha aktuell passieren könnte. Der Klub, der überregional die Ausstrahlung eines Glühwürmchens hat, wird gerade zum ersten Mal seit langem wieder jenseits der Berliner Stadtgrenzen wahrgenommen – weil er ein paar interessante Spieler in seinem Kader hat, weil die Mannschaft sehr ordentlich Fußball spielt und damit auch noch Erfolg hat. Dieser zarte Aufschwung aber gerät nun ernsthaft in Gefahr.

Die Situation ist so verfahren, dass schon der Vorschlag, auf den anderen zuzugehen, als Zumutung betrachtet wird. Von beiden Seiten übrigens. Ohne Zugeständnisse aber, von beiden Seiten übrigens, wird es keine Lösung geben. Im Moment erscheint das utopisch. Gerade deshalb sollten sich die Streitparteien erst einmal vor Augen führen, dass sie trotz allem immer noch ein gemeinsames Ziel haben: den Erfolg von Hertha BSC.

Mag sein, dass die Ultras sich nach dem Spiel gegen Leipzig als Gewinner fühlen. In Wirklichkeit sind sie höchstens die Gewinner unter lauter Verlierern.

Zur Startseite