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Am Rande des Maifelds ist noch Platz. Wenn auch nicht ganz so viel wie von Hertha gedacht.

© dpa

Hertha BSC und das neue Stadion: Die Kunst des Kompromisses

Ein neues, kleineres Hertha-Stadion am Rande des Maifelds? Klingt anders als gedacht. Dennoch könnte das für Stadt und Klub eine Chance sein. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Ein Kompromiss ist laut Duden eine „Einigung durch gegenseitige Zugeständnisse“. Schon per Definition wird ein Kompromiss also nie auf ungeteilte Freude stoßen – weil sein Ergebnis nur selten dem entspricht, was man sich irgendwann einmal in seinen kühnsten Träumen vorgestellt hat. Das trifft im Übrigen auf beide Seiten zu.

Exemplarisch lässt sich dies an dem Kompromiss beobachten, der sich jetzt zwischen Berliner Politik und dem Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC in der Frage eines neuen klubeigenen Stadions andeutet. Hertha könnte einen Platz auf dem Olympiagelände erhalten, so wie der Verein dies – aus verständlichen Gründen – immer gewollt hat; dafür müsste Hertha dem Senat in anderen Punkten Zugeständnisse machen.

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Es sind keineswegs kleine Kröten, die der Klub schlucken müsste, und doch wäre es falsch, deswegen beide Seiten als Verlierer zu betrachten. Wenn Verein und Politik den Weg der vergangenen Monate, den Weg einer konstruktiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit, weiter gemeinsam beschreiten, dann könnten am Ende tatsächlich beide Seiten als Sieger dastehen. Und genau das ist die wahre Kunst eines Kompromisses.

Hertha hat in der Stadionfrage immer von der großen Lösung geträumt, von einer Arena mit bis zu 55.000 Plätzen. Sie wäre damit zwar deutlich kleiner ausgefallen als das in der Regel überdimensionierte Olympiastadion. Gemessen an der Resonanz des Klubs in der Stadt wäre ein Stadion für 55.000 Menschen aber immer noch gigantisch gewesen. Die abgespeckte Variante mit bis zu 45.000 Zuschauern passt sehr viel besser zu Hertha. Vor allem passt sie sehr viel besser in die aktuelle Zeit.

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Seitdem der Klub angefangen hat, das Projekt eines eigenen Stadions zu betreiben, ist einiges passiert. Der Fußball, für den es scheinbar unaufhörlich immer nur nach oben ging, muss erstmals seit langem um Aufmerksamkeit kämpfen. „Der Fußball ist kein Selbstläufer mehr.“ Das hat nicht etwa ein ewig schlecht gelaunter Kulturpessimist gesagt. Der Satz stammt von Oliver Bierhoff, dem Manager der Nationalmannschaft und obersten Verkäufer des Fußballs in Deutschland.

Der Idee, das neue Stadion gleich ein bisschen kleiner zu planen, hat sich Hertha lange entschieden widersetzt. „Eine Stadionkapazität von 40.000 oder 45.000 ist Quatsch und viel zu klein für Hertha BSC“, hat Michael Preetz, der damalige Sportdirektor, im Jahr 2017 gesagt. Mag sein, dass das vor fünf Jahren noch so gestimmt hat. Seitdem aber ist Hertha BSC deutlich geschrumpft.

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