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Schmerzliche Erinnerung. Im November sind beide Teams zuletzt aufeinander getroffen. Damals siegte Union im eigenen Stadion.

© imago images/Matthias Koch

Hertha BSC trifft im DFB-Pokal auf den 1. FC Union: Ein Derby ist zum Gewinnen da

Am Mittwoch treffen Hertha BSC und der 1. FC Union zum zweiten Mal in dieser Saison aufeinander. Das letzte Derby hatte gravierende Folgen für Hertha.

Am 5. September 1997, einem Freitag, starb in Kalkutta Anjezë Gonxhe Bojaxhiu, besser bekannt unter ihrem Ordensnamen Mutter Teresa. In Lausanne vergab das IOC am selben Tag die Olympischen Sommerspiele 2004 nach Athen. Aber es war keines dieser Ereignisse, die Tayfun Korkut derart bewegt haben, dass er noch knapp 25 Jahre später sagt, dass er „diesen Tag nicht vergessen“ werde.

Korkut, Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten Hertha BSC, spielte an jenem 5. September 1997 mit Fenerbahce im heimischen Sükrü-Saracoglu-Stadion gegen den Istanbuler Lokalrivalen Galatasaray. In der 13. Minute traf er nach einer Flanke von Elvir Bolic per Kopf zum 1:0, am Ende hieß es 3:1 für seine Mannschaft. „Man ist erst ein richtiger Fenerbahce-Spieler, wenn man gegen Galatasaray ein Tor erzielt hat“, erzählt Korkut, der demnach am 5. September 1997 richtiger Fenerbahce-Spieler geworden ist.

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Der Fußball und seine Derbys: Auch Tayfun Korkut hat da so seine Erfahrungen gemacht – wenn auch bisher noch nicht als Trainer. Das passiert dann am Mittwochabend, wenn Hertha BSC den 1. FC Union zum Achtelfinale im DFB-Pokal empfängt. „Ich weiß, was man dafür braucht: sehr viel Leidenschaft, sehr viel Mut“, sagt Korkut. „Ein Derby ist dazu da, es zu gewinnen.“

Es ist das zweite Mal, dass sich die beiden Berliner Klubs in dieser Saison gegenüberstehen. Im November verlor Hertha das Ligaduell an der Alten Försterei mit 0:2. Damals war Korkut noch ein arbeitsloser Trainer. Dass er das jetzt nicht mehr ist, hat er vor allem dem Derby zu verdanken und dem dürftigen Auftritt von Herthas Mannschaft in diesem Spiel.

Letztlich verdankt Korkut dem Derby seinen Job be Hertha

„Wir haben nicht die Momente auf unserer Seite gehabt“, sagt Sportgeschäftsführer Fredi Bobic, im Rückblick auf dieses Stadtduell. „Es sah so aus, dass wir gefühlt chancenlos waren.“ Im Fernsehinterview nach dem Spiel ließ Bobic dann ein wenig kryptisch verlauten, dass er viele neue Erkenntnisse gesammelt habe. Eine war, dass es mit Trainer Pal Dardai nicht weitergeht. Eine Woche und ein 1:1 gegen Augsburg später war der Ungar seinen Job los.

Mit dem Trainerwechsel wollte Bobic generell ein bisschen mehr Derbystimmung in die Mannschaft bringen: mehr Mut, mehr Leidenschaft, mehr Offensivgeist, weniger Passivität. Fortschritte und eine andere Spielphilosophie sind durchaus zu erkennen, auch wenn die Mannschaft zumindest phasenweise immer noch in alte Muster verfällt und das gepflegte Offensivspiel sich nicht per Fingerschnipsen implementieren lässt.

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In einem Derby aber sollte es zumindest am Willen nicht fehlen. „Man muss es mit vollem Herzen angehen“, sagt Bobic. „Als Spieler lebst du für solche Spiele. Eigentlich müsste der Trainer gar nichts sagen.“

Obwohl Hertha seit Unions Aufstieg in die Bundesliga beide Heimderbys gegen den Lokalrivalen gewonnen hat (4:0 und 3:1), wird es alles andere als eine leichte Aufgabe. In der Tabelle der Bundesliga liegt Union jetzt seit fast anderthalb Jahren ununterbrochen vor Hertha. Trotzdem sagt Tayfun Korkut: „Wenn man sich die Geschichte anschaut, weiß man schon noch, wer die Nummer eins in der Stadt ist“, Hertha nämlich, „aber das muss man immer wieder ein Stück weit beweisen“.

Helfen könnte dabei, dass Mittelfeldspieler Suat Serdar nach seiner Gelbsperre vom Wochenende in die Mannschaft zurückkehrt. Stevan Jovetic hingegen wird wohl erneut fehlen. Ishak Belfodil muss also nach seiner Coronainfektion zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage als Stürmer in der Startelf ran. Ob er dazu schon in der Lage sei, wurde Tayfun Korkut gefragt. Er antwortete: „Ein Derby kann man immer.“

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