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It’s funny. Na ja, ganz so lustig war es nicht, was Salomon Kalou und Hertha BSC am Samstag in Mainz widerfuhr.

© Imago

Hertha BSC: Salomon Kalou - freudig enttäuscht

Stürmer Salomon Kalou spielt eine starke Saison, verbaselt aber ein noch besseres Abschneiden – genau wie Hertha BSC.

Salomon Kalou machte keinen besonders niedergeschlagenen Eindruck. Das liegt vermutlich daran, dass er gar nicht weiß, was ein niedergeschlagener Eindruck ist. „It’s funny“, sagte er, als er erklären sollte, was für ihn und seinen Arbeitgeber Hertha BSC alles andere als lustige Konsequenzen gehabt hatte. Zwei Stunden waren vergangen, seitdem der Berliner Fußball-Bundesligist durch ein 0:0 bei Mainz 05 die direkte Qualifikation für die Europa League verspielt hatte; die Mannschaft trottete mit verkniffenen Mienen der Sicherheitskontrolle auf dem Frankfurter Flughafen entgegen. Nur Salomon Kalou strahlte übers ganze Gesicht – weil er immer übers ganze Gesicht strahlt.

Es passte auch ganz gut zum Gefühlschaos, in dem sich die Beteiligten bei Hertha nach dem Spiel in Mainz befanden. Darf man sich nun freuen über die beste Platzierung seit 2009? Darf man stolz sein auf Herthas ungeahnte Wandlung vom Abstiegskandidaten zum Europacupanwärter? Oder muss man sich ärgern, weil mehr drin gewesen wäre? Weil die Mannschaft in Rekordzeit noch vom dritten auf den siebten Platz stürzte? Kalous freudige Enttäuschung spiegelte das allgemeine Empfinden ziemlich treffend wider.

Der Ivorer taugt überhaupt als Symbolfigur für diese Saison, im Großen wie im Kleinen. Vor einem Jahr hat es sich mit ihm ähnlich verhalten wie mit Hertha insgesamt. „Ganz Deutschland hat im Sommer gesagt, dass Hertha absteigt – außer dem Trainerstab und der Mannschaft“, sagte Trainer Pal Dardai nach dem letzten Saisonspiel. Und zumindest ganz Berlin hat im Sommer gesagt, dass das mit Kalou und Hertha wohl nichts mehr werden würde. Ob der Ivorer, immerhin Herthas Topverdiener, überhaupt noch einmal nach Berlin zurückkehren würde, schien mehr als fraglich.

Kalou und Hertha haben das Pokal-Aus nicht verwunden

Ein Jahr später ist Hertha in der Europacup-Qualifikation und Kalou mit 14 Saisontreffern bester Torschütze der Berliner. „Er war ein ganz wichtiger Faktor für uns“, sagte Manager Michael Preetz. Das erfolgreiche Abschneiden der Mannschaft könne man auch an ihm festmachen, es gebe einen direkten Zusammenhang zwischen seiner Torquote und Herthas Punktausbeute. „Er hat uns eigentlich groß gemacht“, sagte Trainer Pal Dardai.

Genauso hat Kalou verhindert, dass Hertha noch größer wurde. Vier Mal besaß er in Mainz die Chance, seine Mannschaft zum Sieg zu schießen. Vier Mal scheiterte er teils kläglich. Auch Hertha hatte in den vergangenen Wochen genügend Möglichkeiten, die Qualifikation für die Europa League perfekt zu machen. Doch von den letzten sieben Spielen gewannen die Berliner kein einziges mehr.

Es lag auch an Salomon Kalou, der in den entscheidenden Wochen nicht mehr so überzeugt, so unwiderstehlich wirkte wie noch in der Hinrunde. Am Saisonende blieb er fünf Spiele hintereinander ohne Tor. Kalou erzählte, dass ihm vor allem das verlorene Pokal-Halbfinale gegen Borussia Dortmund zugesetzt habe. In diese Begegnung hatte er all seine Hoffnungen gesetzt, „nach dem Halbfinale ging es körperlich ein bisschen runter“. Auch der Rest der Mannschaft hat die 0:3- Niederlage offenbar nur schwer verkraftet. Es wirkte fast so, als hätte sie ihre gesamte Energie in dieses eine Spiel gesteckt – und das Aus nie richtig verwunden.

In Mainz hätte sich alles noch zum Guten wenden können, für Hertha genauso wie für Salomon Kalou. „Das ist Schicksal“, sagte Trainer Dardai. Der vermeintliche Held wurde zur tragischen Figur. Solche Chancen, so erzählte Kalou am Flughafen, verwerte er eigentlich locker. Er schnippste einmal mit dem Finger, um zu zeigen, wie leicht es eigentlich gewesen war. „Es war wie gemalt für ihn, die Saison zu einem krönenden Abschluss zu bringen“, sagte Manager Preetz. Vielleicht im nächsten Jahr. Bevor Salomon Kalou die Sicherheitskontrolle passierte, sagte er noch: „Ich bin bereit, es besser zu machen. Das kann ich versprechen.“

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