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Unsanfter Abflug. Der Dortmunder Julian Weigl stoppt hier Herthas slowakischen Nationalspieler Ondrej Duda. Die Szene beobachtet Shinji Kagawa, der später nach einem Fehlpass des Berliners das Tor zum 1:1-Ausgleich erzielen wird.

© Tobias Schwarz/AFP

Hertha BSC: Ondrej Duda ist unfreiwillig spielentscheidend

Ondrej Duda spielt beim 1:1 von Hertha BSC gegen Borussia Dortmund eine unglückliche Rolle – erst verhindert er ein mögliches 2:0 für die Berliner, dann ermöglicht er den Ausgleich der Gäste.

Ondrej Duda spuckte einmal beherzt aus, als er vom Spielfeld geholt wurde. Pal Dardai hatte den Slowaken eine Viertelstunde vor Schluss ausgewechselt und als dieser den Trainer von Hertha BSC in dessen Coaching-Zone passierte, trommelte Dardai dem geknickten Spieler auf den Rücken. Kopf hoch, sollte das wohl bedeuten. Wenn man so will, dann hat der 23 Jahre alte Mittelfeldspieler am Freitagabend das Spiel vor 65.000 Zuschauern im Olympiastadion allein entschieden. Allerdings nicht wie gewollt. Erst verhindert Ondrej Duda ein mögliches 2:0 seiner Mannschaft, kurz darauf bereitet er den Ausgleich der Dortmunder durch einen Fehlpass vor.

„Insgesamt hat Duda ein gutes Spiel gemacht, das lasse ich mir nicht schlechtreden wegen der einen Szene, in der wir das 2:0 hätten machen müssen“, sagte Dardai nach dem Spiel. Nach gut einer Stunde, Hertha war gleich zu Beginn der zweiten Halbzeit durch Davie Selke in Führung gegangen, lief Salomon Kalou allein auf den Dortmunder Torwart zu. Herthas Stürmer hatte den Ball an Roman Bürki vorbeigelegt, vermutlich wäre der Ball in Tor getrudelt, doch dann plötzlich griff Duda ein und schoss den Ball beherzt ins Dortmunder Tor. Doch leider stand der Slowake dabei im Abseits. „Ondrej muss den Ball ins Tor rollen lassen“, sagte hinterher Valentino Lazaro, der das 1:0 wunderschön vorbereitet hatte. „Wir sind nicht total unzufrieden mit dem 1:1, aber es wäre mehr drin gewesen“, sagte der Österreicher.

Mehr war aber auch deswegen nicht drin, weil Duda wenige Minuten später auch noch den Ausgleich unfreiwillig vorbereitete. Zunächst hatte er an der rechten Ecke des eigenen Strafraums einen Zweikampf gewonnen und den Ball erkämpft, doch dann zog er nach innen und spielte einen fatalen Pass – der Ball landete direkt in den Füßen der Dortmunders Jadon Malik Sancho, dessen Flanke wiederum der Japaner Shinji Kagawa per Kopf zum Ausgleich nutzte. „Ein dummer Ballverlust“, nannte es Lazaro hinterher. Etwas gnädiger zeigte sich Torschütze Selke. „Ondrej hat lange nicht gespielt, der Fehler ist ärgerlich, aber wir sind Fußballer, solche Fehler gehören dazu.“ Selke war noch auf dem Platz als einer der ersten zu Duda gegangen und hatte versucht, ihn aufzumuntern.

Für Duda hätte es eine Art Neuanfang werden können

Dardai holte Duda nach diesem Fauxpas vom Feld. „Ich habe ihm im Training oft genug gesagt, dass er diese Dinger, diese leichtsinnigen Pässe in der eigenen Defensive bleiben lassen soll“, sagte der Trainer. Die jungen Spieler dürften Fehler machen, aber Dardai wolle sehen, dass sie daraus lernen. Trotzdem bescheinigte der 41-Jährige dem Slowaken ein gutes Spiel – solange dessen Kraft reichte.

Die Hereinnahme Dudas war ja auch sein Schachzug gewesen. Im Vergleich zur Vorwoche brachte Dardai den Slowaken nach guten Trainingsleistungen für Mathew Leckie. Es war die einzige personelle Veränderung, sieht man mal davon ab, dass Thomas Kraft im Tor den Norweger Rune Jarstein ersetzte, der kurzfristig verletzt ausgefallen war.

Für Ondrej Duda hätte es eine Art Neuanfang werden können. Bei seiner Verpflichtung im Sommer 2016 galt er als ein kleines Versprechen. Der slowakische EM-Teilnehmer kam für gut vier Millionen Euro als sogenannter Königstransfer von Legia Warschau. Doch von da an blieb er lange Zeit ein Phantom, so gut wie keiner bekam ihn zu sehen. Wegen zahlreicher Verletzungen (Knochenmarködem im Knie, Muskelfaserriss) verpasste er seine erste Saison fast komplett. Pal Dardai aber blieb geduldig mit dem jungen Mann, den er als klassischen Spielmacher sieht. Nach einer guten Vorbereitung vor dieser Spielzeit und einigen Bundesliga-Einsätzen verlor Duda im Herbst dann wieder etwas den Anschluss. Dardai war zwischenzeitlich außer sich, weil er nicht akzeptieren mochte, dass Duda nur „Kraft für 60 Minuten“ hatte. Er ließ Duda ganz bewusst links liegen. Das zeigte Wirkung. Denn zuletzt trainierte der offensive Mittelfeldspieler außerordentlich gut. Er war agil, dynamisch und spielfreudig, Duda wirkte frisch und gierig. „Wichtig ist, dass er nicht mit fünf Risikopässen anfängt. Man kann mit einem Ballverlust anfangen, aber dann muss man ein paar gute Pässe spielen, um ins Spiel reinzukommen“, hatte Dardai noch vor dem Spiel gesagt. Das beherzigte Duda, bis ihm der leichtsinnige Pass vor dem eigenen Tor unterlief.

Herausgekommen ist am Ende ein 1:1, ein Ergebnis, mit dem die Berliner leben müssen und können. „Sind wir doch mal ehrlich“, sagte Pal Dardai, „Dortmund ist ein anderes Kaliber, dafür haben wir sehr gut mitgemacht.“ Bis zum 1:1 hatte Hertha eine gute Kontrolle über das Spiel, erst danach verfielen die Berliner etwas in Hektik und mussten in der Schlussphase einige gute Angriffe der Dortmunder und Chancen durch Sancho, Jeremy Toljan und Alexander Isak überstehen. Ondrej Duda sah von außen zu, wie seine Mitspieler dieses 1:1 irgendwie über die Zeit zu retten versuchten. Das dann immerhin mit Erfolg.

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