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Mathew Leckie (links) ist bisher mit Abstand Herthas bester Torschütze.

© Soeren Stache/dpa

Hertha BSC: Karim Rekik und Mathew Leckie sind Volltreffer

Wie schon vor zwei Jahren profitiert Hertha BSC von einer gelungenen Transferpolitik. Und bald ist auch Valentino Lazaro wieder fit.

Da ist er wieder. Großes Hallo und: Glückwunsch natürlich. Mathew Leckie kennt das inzwischen, wenn er mit Hertha BSC im Olympiastadion gespielt hat. Nach dem Schlusspfiff dauert es ein bisschen länger, bis er die Kabine erreicht. Hier ein Interview, da noch ein Statement. Das zieht sich.

Drei Mal hat Leckie in dieser Saison für Hertha im Olympiastadion gespielt. Jedesmal hat er mindestens ein Tor erzielt. Und jedesmal musste er den Journalisten danach Rede und Antwort stehen. Inzwischen kann man die Fragen und Antworten fast schon im Schlaf herunterbeten: Wie es denn sein könne, dass er für Hertha dauernd treffe, während er in Ingolstadt ein Muster an Erfolglosigkeit war? Ja, Fußball sei ein funny game, antwortet Leckie dann. Perfect sei seine Bilanz in Berlin, und happy sei er natürlich, mit dem was er gerade erlebe.

Nur noch mal zur Einordnung. Als der australische Nationalspieler Mathew Leckie in diesem Sommer zu Hertha gewechselt ist, hatte er für Borussia Mönchengladbach und den FC Ingolstadt 71 Spiele in der Fußball-Bundesliga bestritten und dabei drei Tore erzielt. Für Hertha stand er in dieser Saison fünf Mal auf dem Feld – und schon jetzt kommt er auf mehr Tore (vier) als für Gladbach und Ingolstadt zusammen. In der Torschützenliste der Bundesliga steht er damit aktuell auf Platz drei – hinter Robert Lewandowski von den Bayern und Pierre-Emerick Aubameyang von Borussia Dortmund.

Leckie kann über sich selbst lachen

Bei Herthas 2:1-Sieg gegen Bayer Leverkusen am Mittwochabend erzielte der 26-Jährige zum dritten Mal das 1:0 für seine Mannschaft – besonders schwer machten es ihm die Leverkusener allerdings nicht. Leckie durfte sich unbehelligt deren Strafraum nähern, und als er zum Schuss ausholte, tat ihm Dominik Kohr auch noch den Gefallen, vor ihm auf den Rasen zu sinken. Leckie traf mit einem Schlenzer genau ins Toreck, obwohl der Ball eigentlich ein bisschen zu nah an seinem Körper lag. Leckie selbst fand es niedlich, wie er den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß ins Tor gestreichelt hatte. Aber: „Im Moment läuft alles. Ob es das schönste Tor seiner Karriere gewesen sei, wurde Leckie gefragt. Er lächelte. „Ich kann mich nicht erinnern“, antwortete er. „Die anderen sind so lange her.“

Vermutlich ist das das beste Zeichen überhaupt: dass Leckie über sich selbst und seine Torflaute (kein Treffer in der gesamten vorigen Saison) schon wieder scherzen kann. Man muss den Dingen auch nicht zwingend auf den Grund gehen – vor allem dann nicht, wenn es einmal läuft. Das Selbstvertrauen, resultierend aus den beiden Toren gleich im ersten Saisonspiel, könne ein Grund sein, sagte Leckie; dass er vor kurzem Vater geworden sei, ein anderer. Und auch dass er das Vertrauen des Trainers spüre. Außerdem profitiere er von Herthas Spiel: „Ich komme häufiger in die gefährliche Zone.“

Im Sommer noch galt der Australier wegen seiner Tor-Unverträglichkeit mit einer Ablöse von drei Millionen Euro als völlig überteuert; inzwischen darf sich Hertha über ein echtes Schnäppchen freuen. Das trifft auch auf Karim Rekik zu, den die Berliner für 2,5 Millionen Euro von der Reservebank des französischen Erstligisten Olympique Marseille weggeholt haben. Vor dem Spiel gegen Leverkusen wurde sein Vorgänger John Anthony Brooks, der inzwischen beim VfL Wolfsburg unter Vertrag steht, offiziell verabschiedet. Dass es Pfiffe aus der Ostkurve gab, war fast ein bisschen überraschend – weil Brooks den Hertha-Fans eigentlich ziemlich egal sein kann. Niemand vermisst ihn.

Bei Herthas Transfers steht es 2:2

Das liegt vor allem an Karim Rekik. „Jeder sieht, dass er es gut macht“, sagte Trainer Pal Dardai. Rekik ist neben Marvin Plattenhardt der einzige Berliner, der in allen 630 Pflichtspielminuten auf dem Platz gestanden hat. „Er bringt alles mit für einen Innenverteidiger“, findet Plattenhardt. „Super Verpflichtung.“

Herthas Transferpolitik in diesem Sommer erinnert ein bisschen an die von vor zwei Jahren. Auch da hat Manager Michael Preetz eine glückliche Hand bewiesen. Vladimir Darida, Mitchell Weiser, Niklas Stark und Vedad Ibisevic erkämpften sich nicht nur auf Anhieb einen Stammplatz, sie sind längst Führungsspieler. Eine hundertprozentige Erfolgsquote wie 2015 ist trotzdem die Ausnahme. In diesem Sommer steht es gewissermaßen zwei zu zwei. Leckie und Rekik sind aus der Mannschaft schon nicht mehr wegzudenken; Davie Selke und Valentino Lazaro, die beiden anderen Neuen, haben hingegen noch keine Minute gespielt, weil sie seit der Vorbereitung verletzt sind.

Bei Lazaro könnte sich das bald ändern. Er trainiert wieder mit der Mannschaft und soll an diesem Freitag, beim Heimspiel der U 23 gegen Neustrelitz, zum ersten Mal für Hertha zum Einsatz kommen. Wenn man Trainer Dardai glaubt, könnte der österreichische Nationalspieler die erfreuliche Transferbilanz sogar noch weiter aufhübschen. „Es sieht richtig gut aus, was er macht“, hat der Ungar in dieser Woche über Lazaro gesagt. „Der erste Eindruck ist einfach überragend.“

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