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Schöner fliegen. Marcel Lotka (vorn) könnte auch gegen Frankfurt wieder im Tor von Hertha BSC stehen. Obwohl die eigentliche Nummer zwei, Oliver Christensen (hinten), wieder fit ist, wäre er bei einem Ausfall von Alexander Schwolow wohl erneut erste Wahl.

© imago images/Metodi Popow

Hertha BSC im Abstiegskampf: Marcel Lotka muss wohl wieder ran

Torhüter Alexander Schwolow hat sich noch nicht freitesten können. Für das wichtige Spiel von Hertha BSC gegen Frankfurt plant Trainer Korkut nicht mit ihm.

Oliver Christensen war sauer. Er drehte sich Richtung Sportjugend, die ihr Domizil direkt am Olympiagelände hat. Und stünden neben dem Trainingsplatz von Hertha BSC nicht ein paar mächtige Bäume mit undurchdringlichem Geäst, dann wäre der Ball, den Christensen voller Wut in die Luft getreten hätte, wohl bis auf deren Gelände geflogen.

Der Torhüter des Berliner Fußball-Bundesligisten war sauer, weil er im Trainingsspiel mit einem Schuss in die kurze Ecke überwunden worden war; mit einem Schuss, den er nach eigener Einschätzung hätte halten können und den er wohl auch hätte halten müssen. Aber eigentlich kann Oliver Christensen froh sein, dass er überhaupt wieder Schüsse ins kurze Eck an sich vorbeifliegen lassen kann. Sieben Wochen lang wäre er froh darüber gewesen.

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Der Däne, 22 Jahre alt und im Sommer von Hertha als neue Nummer zwei verpflichtet, hat sich Mitte Januar mit dem Coronavirus infiziert; kaum war er wieder gesund, zog sich Christensen eine nicht näher spezifizierte Muskelverletzung zu. Aus einer kurzen Pause von lediglich ein paar Tagen, wie es zunächst hieß, wurden mehrere Wochen. Erst seit Sonntag trainiert Christensen wieder auf dem Platz.

Die Verletzung hat ihn am Wochenende aller Wahrscheinlichkeit um die Chance gebracht, sein Bundesligadebüt zu feiern. Aber was nicht ist, das kann an ja noch werden – vielleicht sogar schon an diesem Samstag, wenn Hertha BSC im Olympiastadion (15.30 Uhr, live bei Sky) auf Eintracht Frankfurt trifft. Zumindest hat Herthas Trainer Tayfun Korkut Christensen als möglichen Vertreter für Alexander Schwolow ins Gespräch gebracht.

Am Donnerstag war Schwolow noch infektiös

Herthas Nummer eins fehlte vorigen Samstag bei der Niederlage in Freiburg wegen einer Coronainfektion. Auch am Donnerstagmorgen war Schwolow noch infektiös, weshalb er sich weiterhin in Quarantäne befindet. Theoretisch kann das am Freitag (oder auch am Samstag) anders aussehen und Schwolow sich noch rechtzeitig freitesten. Trotzdem sagte Korkut: „Ich geh’ mal nicht davon aus, dass er uns zur Verfügung steht.“

Wer Schwolow dann gegen die Eintracht vertreten wird, das ließ Herthas Trainer am Donnerstag noch offen. Er werde auch auf sein Bauchgefühl hören, sagte er. Aber dass Marcel Lotka, 20, die besten Chancen auf die Vertretungsstelle hat, das liegt auf der Hand.

Der polnische U-21-Nationalspieler, eigentlich nur die Nummer fünf in Herthas personell gut bestücktem Torhüter-Ressort, stand schon am vergangenen Samstag in Freiburg zwischen den Pfosten. Und obwohl die Berliner 0:3 verloren, machte Lotka seine Sache mehr als ordentlich. Er hielt, was zu halten war, und vielleicht sogar ein bisschen mehr. „Er hat seine Position verbessert“, sagte Korkut.

Die Personalsituation hat sich entspannt

Doch ausgerechnet am Tag nach seinem Bundesligadebüt sickerte die Meldung durch, dass Lotka nur noch bis zum Sommer in Berlin bleiben und dann ablösefrei zur Drittligamannschaft von Borussia Dortmund wechseln wird. Es gibt vermutlich günstigere Termine, auch wenn die Nachricht auf Lotkas Position im internen Torwartranking laut Korkut keinen nachteiligen Einfluss hat. „Das kann ich sehr gut trennen“, sagte Herthas Trainer. „Es geht um die Leistung im Training und im Spiel. Alles andere spielt da keine Rolle.“

Rücksicht auf nicht-sportliche Faktoren zu nehmen, das kann sich Hertha in der inzwischen noch ein bisschen kritischer gewordenen Situation auch kaum erlauben. Nachdem Korkut in den vergangenen Wochen immer voller Überzeugung erklärt hatte, dass man über dem Strich bleiben werde, verkündete er nun vor dem Spiel gegen Eintracht Frankfurt ebenso überzeugt, dass man bald wieder über den Strich kommen werde. Seit dem frühen Sonntagabend nämlich werden die Berliner auf dem Relegationsplatz geführt. „Klar sind das nicht die einfachsten Tage. Es ist nicht schön und gut, das wissen wir auch“, sagte Korkut. „Aber da wollen wir nicht bleiben.“

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Immerhin hat sich die nicht minder kritische Personalsituation inzwischen deutlich entspannt. Im Training konnte Korkut in dieser Woche 23 Feldspieler begrüßen. Cimo Röcker, der in Freiburg im zarten Alter von 28 Jahren zu seinem Bundesligadebüt kam, ist wieder zurück bei der U 23.

An qualifiziertem Personal besteht nun erst einmal kein Mangel mehr. Im Gegenteil. „Es ist ein Stück weit auch wieder Konkurrenzkampf da. Alle wollen anpacken“, sagte Korkut. „Natürlich wird es auch ein paar Härtefälle geben. Aber ich bin echt froh darüber, dass ich jetzt mal in der Lage bin, dem einen oder anderen weh zu tun.“

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